Hamburg. Fan kollabiert nach der Nachricht vom Aus. AEG äußert sich. Bremerhaven will in DEL nachrücken. Hoffnung für die Freezers-Jugend.

Die Rettung der Hamburg Freezers ist gescheitert, der Verein ist nach 14 Jahren Zugehörigkeit zur Deutschen Eishockey Liga (DEL) Geschichte. Dies bestätigte Geschäftsführer Uwe Frommhold am späten Dienstagabend kurz vor halb zwölf. "Wir sind einfach nur unfassbar sprachlos und traurig", twitterte Kapitän Christoph Schubert, der als Initiator an der Spitze der Spendenaktion bis zum Ende mit aller Macht für eine Zukunft der Freezers gekämpft hatte.

Vergangene Woche hatte der Clubbesitzer Anschutz Entertainment Group (AEG) verkündet, keine Lizenz für die kommende Spielzeit in der DEL zu beantragen.

Die Hamburger hätten bis Fristablauf um 0.00 Uhr ihren Lizenzantrag einreichen müssen, die insgesamt erforderliche Summe kam jedoch trotz allen Bemühens um Spenden nicht zusammen.

"Danke an den größten Kämpfer, den ich je kennengelernt habe, für fünf unfassbar intensive Tage", twitterte der ebenfalls enttäuschte Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste in Richtung Schubert.

Abendblatt.de hält Sie über das Aus der Freezers auf dem Laufenden:

Schubert äußert sich via Facebook

Nach der beispiellosen Woche und dem bitteren Aus der Hamburg Freezers hat der Initiator und Kapitän der Eishockeymannschaft, Christoph Schubert, via Facebook das Vorgehen der AEG stark kritisiert. "Eine echte Chance wurde weder uns, euch noch den Hamburg Freezers gegeben" betonte Schubert mit dem Verweis auf die kurze Zeit, die zwischen der Nachricht der AEG, keine Lizens zu beantragen und der Deadline zur Abgabe der Lizens. Schubert nutzte den Facebook-Post auch, um sich beio den Spendern und Unterstützern sowie Fans zu bedanken.

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Emotionale Fan-Reaktionen auf das Aus

Nach der Verkündung der gescheiterten Rettungsversuchs machte sich unter den bis dahin hoffnungsfroh gestimmten Anhängern an der Geschäftsstelle der Freezers das pure Entsetzen breit. Ein Anhänger soll vor der Barclaycard-Arena sogar kollabiert sein.

"Freunde, es tut so weh: Wir haben gerade die Mitteilung erhalten, dass die Hamburg Freezers keine Lizenz beantragen - die AEG hat den Daumen gesenkt", hatte Freezers-Kapitän Christoph Schubert nach der Entscheidung von Club-Besitzer Anschutz Entertainment Group am Dienstag kurz vor Mitternacht mitgeteilt.

Schubert erhielt für sein beispielloses Engagement noch einmal allerhand Danksagungen. Ein Fan postete auf der Facebookseite des Eishockey-Profis mit der Nummer 13 einen besonders emotionalen Nachruf auf die "Eisschränke". "14 Jahre Teil von meinem Leben, 14 Jahre alles gegeben, 14 Jahre zu meinem Herzen gehört, 14 Jahre in wenigen Worten zerstört", reimte der Freezers-Fan darin unter anderem - und weiter: "Unser Capitano hat mit uns den letzten Kampf geführt, hat Fans aus allen Clubs damit berührt, wir haben gemeinsam unser Bestes gegeben, doch die AEG möchte nicht, dass wir weiterleben. Den Verlust zu verkraften braucht seine Zeit, aber DANKE, dass ihr alle meine Eishockeyfamilie seid."

Freezers-Fans kurz vor der Verkündung:

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Bremerhaven bezieht Stellung

Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, kurioserweise bislang Kooperationspartner der Freezers, machen sich Hoffnung auf den freigewordenen Platz in der DEL. Wie der Club aus der DEL 2 am Mittwoch bestätigte, haben die Pinguins fristgerecht einen Lizenzantrag in der Ligenzentrale in Neuss hinterlegt.

"Niemand sollte sich über das sportliche Aus eines Clubs freuen, und diesen Umstand möchten auch wir noch einmal deutlich unterstreichen", sagte Teammanager Alfred Prey: "Festzustellen bleibt aber auch, dass, wenn es einen freien Platz zu belegen gibt, wir diese Chance ergreifen müssen. Diesen Schritt sind wir unserer Stadt und unseren Fans schuldig."

Laut Informationen von Radio Bremen sind die Fischtown Pinguins der einzige Club aus der zweiten Liga, der einen fristgerechten Antrag für einen Start in der DEL gestellt hat.

20 Mitarbeitern droht Arbeitslosigkeit

Das Aus der Hamburg Freezers lässt einige Fragen nach den Folgen offen. Hier sind noch einmal einige Antworten zusammengefasst:

Die Folgen des Freezers-Aus

Was wird aus den Spielern?

Im aktuellen Kader haben 20 Profis gültige Verträge. Sie können mit sofortiger Wirkung ablösefrei zu anderen Vereinen wechseln.

Was wird aus den Angestellten?

Auf der Geschäftsstelle sind gut 20 Mitarbeiter beschäftigt. Ihnen droht nach dem Freezers-Aus die Arbeitslosigkeit.

Was wird aus den verkauften Dauerkarten für die Saison 2016/17

Mehr als 2000 Dauerkarten für die kommende Spielzeit wurden bereits verkauft. Die Fans erhalten ihr Geld zurück.

Was wird aus der Barclaycard-Arena?

Das Aus der HSV-Handballer und Freezers erbringt rund 50 freie Termine. Mehr TV-Shows und Konzerte, auch als Langzeit-Veranstaltung, sollen für Profitabilität sorgen.

Wie plant der Liga-Verband für die kommende Saison?

Die DEL plant weiter mit 14 Vereinen. Eine Erstliga-Lizenz hat unter anderem Freezers-Kooperationspartner Bremerhaven beantragt.

Was wird aus den gesammelten Spenden?

Wenn gewünscht, geht das Geld von gut 1,2 Millionen Euro an die Spender zurück. Angedacht ist, den Rest dem Jugend-Bereich der Freezers zukommen zu lassen.

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Rücken die Fischtown Pinguins nach?

Mitgefühl auch bei den Nürnberg Ice Tigers. "Wir werden Euch und Eure großartigen Fans vermissen“, schreibt der DEL-Konkurrent via Twitter. Wer in der DEL den Platz der Freezers einnimmt, ist noch nicht klar. Der Liga-Verband will auf jeden Fall mit 14 Vereinen spielen. Ein Bewerber ist Freezers Kooperationspartner Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.

AEG äußert sich zum Freezers-Aus

Club-Besitzer AEG lobte zwar den großen Einsatz der Hamburger, wies die Bemühungen um eine neue Lizenz jedoch nüchtern zurück. "In Anbetracht der Tatsache, dass wir in den vergangenen 14 Jahren alleinig alle Verluste geschultert haben und der Tatsache, dass es unser übergreifendes Ziel war, nur ein Team in der Liga zu besitzen, sind wir nicht weiter bereit, Verluste dieser Größenordnung auszugleichen", wurde AEG-Europa-Präsident Tom Miserendino in einer Pressemitteilung zitiert.

"Leider haben wir keinen strategischen Partner gefunden, der die Freezers übernimmt und AEG von der Aufgabe befreit hätte, zwei Teams in einer Liga zu betreiben“, hieß es weiter. In der DEL unterhält das Unternehmen außerdem das Team der Eisbären Berlin.

Von der Spendenbereitschaft der Freezers-Sympathisanten zeigte sich AEG überrascht. "Die Resonanz des Crowdfundings und die finanzielle Unterstützung aus der Hamburger Wirtschaft waren wirklich erstaunlich. Jedoch selbst mit dieser Unterstützung wäre das Team immer noch mit einer erheblichen Unterdeckung des Budgets in die nächste Saison gegangen, die wir allein hätten tragen müssen“, sagte Miserendino. Dazu sei AEG nicht mehr bereit.

Fürste reagiert frustriert

Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste lässt seinem Frust auf Facebook freien Lauf. "Wir hatten nie eine wirkliche Chance. Das tut weh. Es war ein unfassbarer Weg - sowas habe ich noch nie erlebt", schrieb der 31-Jährige. Fürste hatte in seiner Heimatstadt bis zuletzt Geld für die Rettung des DEL-Clubs gesammelt.

"Es sollte nicht sein. Wir haben aus 0,1 Prozent einen Berg geschaffen. Hier ging es nie um den Sport...", schrieb Fürste weiter und fügte resigniert an: "Viel Trauer und Enttäuschung werden weichen und es wird weiter gehen." Denn: "Freezers sein ist eine Lebenseinstellung und endet nicht, weil irgendwer das sagt."

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530.000 Euro für die Freezers-Jugend?

Insgesamt 1,2 Millionen hatten die Unterstützer für die erhoffte Freezers-Rettung gesammelt, alleine 532.582 Euro waren am Ende über das Crowdfunding zusammen gekommen. Was nun mit diesem Geld passiert, ist noch nicht endgültig entschieden. Die Tendenz ging dahin, die Summe zu verwenden, um den Spielbetrieb des Hamburger Jugendeishockeys, das die Freezers in Kooperation mit dem HSV aufgebaut haben, zu retten. Auch dessen Fortbestand ist durch das endgültige Aus infrage gestellt.

Im Erfolgsfall wären vier Prozent der Gesamtsumme an den von fairplaid.org engagierten Dienstleister Secupay gegangen, der sich um die gesamte Zahlungsabwicklung kümmert. Zudem ist eine Provision von vier bis fünf Prozent für fairplaid üblich, die das in Stuttgart ansässige Unternehmen vollumfänglich in andere Projekte investiert. Geschäftsführer Philip Gräter hatte bereits angekündigt, angesichts des hohen Gesamtvolumens mit den Freezers über eine niedrigere Provision verhandeln zu wollen. Dieses Vorhaben ist nun hinfällig.

Fans trommeln umsonst

Bis zuletzt hatten auch die Fans auf eine Rettung der Freezers gehofft. Vor der Geschäftsstelle harrten am Dienstagabend einige von ihnen vor der Geschäftsstelle aus und verliehen ihrer Zuversicht durch Sprechchöre Ausdruck.

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