Hamburg. Freezers-Verteidiger Brett Festerling hat ein Comeback noch lange nicht aufgegeben. Den Club plagen derweil weitere Verletzungssorgen.

Wie hart der Weg zurück werden würde, das wurde Brett Festerling im Mai dieses Jahres bewusst. Der Verteidiger der Hamburg Freezers hatte sich einen Kaffee für unterwegs gekauft. Als er nach einigen Minuten auf seine rechte Hand schaute, in der er den Pappbecher mit dem Heißgetränk getragen hatte, zeichneten sich darauf bereits fiese Brand­blasen ab. „Ich hatte überhaupt nicht gespürt, wie heiß der Kaffee war“, sagt Festerling.

Ein halbes Jahr später kann der 29-Jährige diese Geschichte mit einem Lächeln im Gesicht erzählen. Er hat sich dafür entschieden, seine Situation positiv zu sehen, obwohl noch immer nicht klar ist, wann – und ob überhaupt – er seinen Beruf als Eishockeyprofi wieder wird ausüben können. Die vollständige Durchtrennung eines Nervs im rechten Handgelenk, erlitten am 13. März im zweiten Play-off-Viertelfinalspiel bei der Düsseldorfer EG, hat den harten Abwehrrecken seit Monaten auf Eis gelegt. Mindestens bis Januar, so das Ergebnis der jüngsten Unter­suchung, wird er pausieren müssen. Ist nach einem Jahr das für Profieishockey notwendige Gefühl für den Schläger nicht in die kaputte Hand zurück­gekehrt, gibt es kaum noch Hoffnung auf eine Fortsetzung der Karriere.

Festerling, dessen Gehalt von der Berufsgenossenschaft weiterbezahlt wird, da die Verletzung als Unfall gilt, tut alles für die Heilung. An vier Tagen in der Woche absolviert er ein dreistündiges Rehabilitationstraining. Dieses umfasst Kälte- und Wärmetherapie, ein umfangreiches Stretching- und Kraftübungsprogramm und auch Gehirntraining. Dafür sitzt Festerling beispielsweise vor einem Spiegel und greift Dinge mit der linken Hand, während er auf seine Rechte schaut. „Das soll das Gehirn austricksen und dafür sorgen, dass sich das Gefühl aus der rechten auch in die linke Hand überträgt“, erklärt er.

Mit Zwillingsbruder Garrett, der ebenfalls lange ausfällt, teilt er sein Leid

Wie stark ihn die Blessur im Alltag beeinträchtigen würde, das hatte Festerling nicht ahnen können, als er nach der Operation in einem Duisburger Krankenhaus an die Zukunft dachte. Dass er sich nicht die Hemden zuknöpfen oder ein Brot schmieren können würde, damit hatte er nicht gerechnet. „Wie wichtig die rechte Hand ist, realisiert man eben erst, wenn man sie nicht mehr benutzen kann“, sagt er.

Zum physischen Handicap kam nach und nach auch eine mentale Ermüdung. „Das Härteste ist, dass die Ärzte nicht sagen können, wie lange ich ausfallen werde“, sagt er. In dunklen Momenten helfe ihm besonders der Zuspruch seiner Freundin. Aber auch für das Verständnis von Cheftrainer Serge Aubin, der seine Karriere selbst wegen einer chronischen Daumenblessur beenden musste und Festerling deshalb mit viel Geduld begegnet, sei er dankbar. Dass sein Zwillingsbruder Garrett, der bei den Freezers im Sturm spielt, mit einer Schambeinentzündung ebenfalls lange ausfällt, sei auch hilfreich. „Wir tauschen uns aus und teilen so unser Leid“, sagt er.

Die Gedanken ans Karriereende, die ihm bisweilen durch den Kopf schwirren, versucht er zu verdrängen. Der zwei Spiele dauernde Comebackversuch Anfang Oktober, der den von den Ärzten prognostizierten Rückschlag zur Folge hatte, habe ihm Mut gemacht und gezeigt, „dass ich es schaffen kann, auf höchstem Niveau zurückzukehren“. Brett Festerling tröstet sich mit dem Gedanken, dass die Kufe seines Gegenspielers, die ihn traf, auch die Schlagader hätte durchtrennen können. „Es hätte wesentlich schlimmer ausgehen können, ich hätte verbluten können“, sagt er. Wahrscheinlich ist das die beste Einstellung, um wieder richtig gesund zu werden.

Mehrwöchige Zwangspause für Goalie Kotschnew

Zusätzlich verzichten müssen die Freezers auf Torhüter Dimitrij Kotschnew – voraussichtlich vier Wochen. Eine Adduktorenverletzung des 34-Jährigen sei wieder aufgebrochen, teilte der Club am Mittwoch mit. Für Kotschnew rückt Maximilian Franzreb wieder in den Kader der Hamburger. Neben dem Keeper fehlen auch Torhüter-Kollege Sébastien Caron (Bandscheibe) sowie die Stürmer Garrett Festerling (Leiste/Schambein), David Wolf (Oberschenkel) und Jaroslav Hafenrichter (Knie). Der Einsatz von Michael Davies (Schulter) am Freitag in Mannheim ist fraglich.

(ber/bj/dpa)