Hamburg. Hamburg Freezers trotzen erneut der Personalknappheit und gehen im Play-off-Viertelfinale gegen die DEG wieder in Front. DEG-Profi verletzt Fan.

Natürlich hätten sie ihre Lieblinge gern noch einmal ausgiebig gefeiert, die Fans der Hamburg Freezers. Aber manchmal hat es etwas Gutes, dass Eishockeyprofis in den Play-offs eigene Regeln haben. Dazu gehört, einen Sieg erst mit den gewohnten Jubelritualen zu krönen, wenn er eine Serie beendet hat. Und wahrscheinlich hätte am Sonntagnachmittag in der O2 World so mancher Hamburger den Weg zurück auf das Eis nicht mehr geschafft, so intensiv waren die 60 Spielminuten gewesen, bis im dritten Spiel der Viertelfinalserie gegen die Düsseldorfer EG der 3:2 (1:0, 1:2, 1:0)-Sieg eingefahren war.

„Es war schon schön, nicht noch ein Drittel spielen zu müssen“, gab Thomas Oppenheimer ehrlich zu. „Natürlich bin ich jetzt etwas müde. Aber wenn ich das nicht wäre, hätte ich doch auch was falsch gemacht“, sagte der Nationalstürmer und wirkte dabei, das verschwitzte Haar am Kopf klebend, wie der Lausbub von nebenan, der dem Nachbarn die schönsten Äpfel vom Baum gestohlen hat.

Auf dem Eis jedoch, da war Oppenheimer das Sinnbild gewesen für den Charakter, der die Hamburger zur 2:1-Serienführung getragen hatte. Es war, zum wiederholten Mal in dieser von Personalproblemen überlagerten Saison, ein Triumph des Willens gewesen, und Oppenheimer war dessen Gesicht. „Er ist eine Waffe; was er in den Play-offs macht, ist überragend“, sagte Cheftrainer Serge Aubin.

Einstellung bringt Trainer zum Schwärmen

Dabei war es nicht unbedingt das Siegtor, das diese „Waffe“ viereinhalb Minuten vor Spielende unter gütiger Mithilfe des Düsseldorfer Torhüters Tyler Beskorowany mit einem Schlagschuss von der blauen Linie geschossen hatte, das seinen Trainer ins Schwärmen brachte. Es war die Einstellung, nach Tiefschlägen immer wieder aufzustehen und einen Gang hochzuschalten, die der Bayer mustergültig vorlebte und die Aubin als siegbringend hervorhob. „Man muss der gesamten Mannschaft ein riesiges Kompliment machen für ihren Einsatz“, sagte der Trainer, „alle waren bereit, die Grenzen der Müdigkeit zu überschreiten.“

Tatsächlich hätte es viele Argumente gegeben, die anzuführen gewesen wären, wäre die Partie verloren gegangen. Da war zunächst der Ausfall von Brett Festerling. Der Verteidiger war nach der am Freitag beim 3:6 in Düsseldorf erlittenen Schnittwunde am Handgelenk des rechten Arms wegen eines durchtrennten Nervs operiert worden und wird erst zur neuen Saison wieder spielen können. Damit gesellte sich der Kanadier zu den fünf Langzeitverletzten Dimitrij Ko­tschnew, Jerome Flaake, Phil Dupuis, Bretton Stamler und Patrick Pohl, die auf der Tribüne zusehen mussten.

Schlacht der Special Teams

Als dann in Minute 15 Mathieu Roy wegen eines Stockchecks mit Verletzungsfolge mit Spieldauerstrafe vom Eis musste, drohte gegen die zweitbeste Überzahlmannschaft der Hauptrunde Unheil. Doch dank eines glänzend aufgelegten Torhüters Sébastien Caron und einer aufopferungsvoll kämpfenden Abwehr vor ihm überstand Hamburg nicht nur diese fünf Minuten in Unterzahl, sondern auch jene, die auf die zweite Spieldauerstrafe des Tages folgten, als Nico Krämmer zehn Minuten vor Spielende für einen Check von hinten zum Duschen geschickt wurde.

Und auch dass die DEG im zweiten Drittel die Zweitoreführung durch Morten Madsen und Adam Mitchell innerhalb von vier Minuten ausglich und, angetrieben von 800 lautstarken Fans, das Momentum auf ihre Seite zog, konnte den Siegeswillen der „Eisschränke“ nicht brechen.

„Es war eine Schlacht der Special Teams, die wir zum Glück gewonnen haben“, sagte Kevin Clark angesichts der Überzahltore von Oppenheimer und Mitchell. Dass der DEL-Spieler des Jahres bislang keinen Treffer zum Erfolg des Teams beitragen konnte, lässt ihn so kalt wie die dauerhaften Verbalinjurien, mit denen ihn die Gegner aus dem Konzept zu bringen versuchen. „Ich helfe dem Team mehr auf dem Eis als auf der Strafbank, deshalb muss ich ruhig bleiben. Und wenn dann die anderen treffen, ist doch alles gut“, sagte Clark. „Kevin macht das super. Es ist beeindruckend, wie er es schafft, die Nerven zu behalten, obwohl es offensichtlich ist, dass Düsseldorf es auf ihn abgesehen hat“, sagte Aubin.

DEG-Profi verletzt Fan mit Puck

Seinen Spielern stellte der Trainer am Sonntag frei, das Training am Montag zu besuchen. „Wir müssen Kraft schöpfen und am Dienstag wieder bereit sein“, sagte er. Dann steht um 19.30 Uhr in Düsseldorf Spiel vier der Serie an. Zeigen die Freezers dort ähnlichen Willen, dann könnte am Freitag nach Spiel fünf mit den Fans der Halbfinaleinzug ausgiebig gefeiert werden – sofern die Kraft dafür dann noch reicht.

Traurige Szene nach dem Spiel, DEG-Profi Daschner feuerte nach der Schlusssirene den Puck ins Publikum und verletzte einen Fan. Die Schiedsrichter haben das im Spielbericht vermerkt.

Tore: 1:0 (1:00) Madsen (Roy), 2:0 (25:19) Mitchell (Sertich, Oppenheimer) 5-4, 2:1 (35:52) Ebner (Daschner, Olimb), 2:2 (39:44) Collins (Kreutzer, Davis), 3:2 (55:30) Oppenheimer (Sertich, Westcott) 5-4. Strafminuten: 14 + Spieldauer Roy + Spieldauer Krämmer/16. SR: Bauer/Schukies (Nürnberg/Herne). Z.: 12.493. Die weiteren Viertelfinals: Mannheim – Nürnberg 6:1 (Stand 2:1), Ingolstadt – Iserlohn 3:1 (Stand 2:1), München – Wolfsburg 0:2 (Stand 0:3).