Hamburg.

Um den Spöttern den Wind aus den Segeln und den Hungrigen unter den Fans der Hamburg Freezers die Hoffnung zu nehmen: Es wird kein Entschuldigungsgrillen geben, wie es Hamburger Profisportteams nach deftigen Niederlagen im Bayrischen bisweilen anbieten, und das zu Recht. Natürlich war die 0:9 (0:2, 0:6, 0:1)-Abfuhr, die die „Eisschränke“ am Sonntag zum Abschluss der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beim deutschen Meister ERC Ingolstadt kassierten, ihrer nicht würdig. Aber man darf Sportchef Stéphane Richer folgen, der sie richtig einzuordnen wusste.

„Es ist klar, dass wir so eine Leistung nicht einfach hinnehmen. Aber wir müssen das Gesamtbild sehen, und da haben wir uns als Vierter für das Viertelfinale qualifiziert“, sagte der Frankokanadier. Tatsächlich darf man das unterirdische zweite Drittel unter der Rubrik „Menschliches Versagen“ abheften. Seit Monaten kämpfen die Freezers mit einem durch eine beispiellose Verletzungsmisere dezimierten Aufgebot. Als am Freitagabend trotz einer 0:5-Schlappe in Nürnberg Platz vier gesichert war, fiel die Anspannung vom gesamten Kader ab. Und als Ingolstadt zu Beginn des zweiten Abschnitts sofort das 3:0 nachlegte, war jeglicher Widerstand gebrochen. „Ich sehe den Jungs dieses Spiel nach. Was sie in den vergangenen Wochen geleistet haben, verdient unseren Respekt“, sagte Aubin, der zunächst den an Leistenproblemen laborierenden Stammtorhüter Sébastien Caron auf der Bank gelassen und durch Nachwuchstalent Maximilian Franzreb ersetzt hatte. Nach dem 0:5 holte er den 18-Jährigen jedoch vom Eis. „Ich wollte ihn nicht zum Fraß vorwerfen“, sagte der 40-Jährige, der neben den Langzeitverletzten Jerome Flaake (Schulter), Dimitrij Kotschnew (Muskelbündelriss im Adduktorenbereich), Phil Dupuis (Gehirnerschütterung) Patrick Pohl (Syndesmoseriss) und Bretton Stamler (Muskelriss im Oberschenkel) auch auf Verteidiger Brett Festerling wegen einer nicht näher definierten Beinverletzung verzichten musste.

Natürlich ließe sich trefflich darüber diskutieren, ob ein Wochenende mit 0:14 Toren zum Start der Play-offs dem Selbstvertrauen der Mannschaft schadet. Aubin und Richer wollten sich mit solcherlei Diskussionen allerdings gar nicht aufhalten. „Das Team ist stabil genug, um das abzuhaken“, sagte Aubin, der nach zwei trainingsfreien Tagen von Mittwoch an die Vorbereitung auf den Viertelfinalgegner Düsseldorfer EG einläuten wird. Der Vorverkauf für die ersten beiden Heimspiele der Best-of-seven-Serie am 11. März (19.30 Uhr) und 15. März (14.30 Uhr) in der O2 World startet an diesem Montag um 10 Uhr. Gegen die DEG hat Hamburg drei von vier Hauptrundenpartien verloren, beim 2:3 am 13. Februar hatte es zwischen beiden Teams sehr intensive körperliche und verbale Auseinandersetzungen gegeben.

„Wir stellen uns auf eine harte Serie ein“, sagte Kapitän Christoph Schubert, der bei den Fans um Entschuldigung für die Ingolstadt-Klatsche bat. „Düsseldorf hat das beste Powerplay der Liga, deshalb müssen wir die Strafen minimieren“, sagte Aubin. Gelingt das nicht, gerät ein Ziel in Gefahr, das nach einem 0:9 zwar komisch wirkt, aber dennoch über allem steht: am Saisonende mit den Fans Würste zu essen, um den Meistertitel zu feiern.

Tore: 1:0 (7:00) Hager (Szwez, Schopper), 2:0 (8:25) Ross, 3:0 (20:29) Hager (Taticek) 5-3, 4:0 (21:20) Buck (Brooks, Hager) 5-3, 5:0 (22:52) Gawlik (Köppchen, Picard) 5-4, 6:0 (27:59) Gawlik (Picard) 5-3, 7:0 (30:18) Szwez, 8:0 (39:58) Ross, 9:0 (54:38) Hager (Gawlik, Szwez). Strafminuten: 8/18. SR: Brill/Schukies (Zweibrücken/Herne). Z.: 4571.