Gespräche über ein Engagement beim Hamburger Eishockeyklub hat RedBull bereits geführt. Der Name Freezers soll erhalten bleiben.

Hamburg. Die Verabredung, die die Beteiligten trafen, war deutlich. Am 18. März, wenige Tage nach dem enttäuschenden Saisonende, hatten Michael Pfad, Geschäftsführer der Hamburg Freezers, und die Anschutz Entertainment Group (AEG) als Eigner des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Freezers zum Verkauf angeboten. Gleichzeitig wurde vereinbart, über den Verkaufsprozess, den die renommierte Hamburger Privatbank M. M. Warburg steuert, Stillschweigen zu bewahren, bis der Verkauf abgewickelt ist. Seitdem herrscht Ruhe an der Front - zumindest offiziell.

Hinter verschlossenen Türen allerdings wird fleißig verhandelt, und der Konzern, der derzeit als heißester Einstiegskandidat gilt, dürfte den Hoffnungen auf bessere Eis-Zeiten in Hamburg Flügel verleihen. Nach Abendblatt-Informationen hat der österreichische Getränke-Multi Red Bull, der jährlich rund 1,4 Milliarden Euro in den Sport investiert, gesteigertes Interesse an einem Engagement bei den Freezers. Gespräche haben nicht nur stattgefunden, sie sollen sich sogar in fortgeschrittenem Stadium befinden. Einen Kommentar dazu wollte - siehe oben - keiner der Beteiligten abgeben.

Eine wichtige Rolle im Übernahmespiel könnte Detlef Kornett übernehmen. Der ehemalige AEG-Europachef war im November 2010 zu Red Bull gewechselt, um dort als Sportkoordinator für alle Sparten außer dem Fußball eine neue Struktur zu entwickeln. Der 47-Jährige galt am Anschutz-Sitz in Berlin als großer Verfechter der Freezers, als gebürtiger Cuxhavener hat er eine Affinität zu Norddeutschland, die ihn das Projekt mit Herzblut begleiten ließ. Kornett kennt das Umfeld in Hamburg, er weiß um die Chancen und Risiken, und er kann einschätzen, ob die Freezers der richtige Partner für einen Einstieg der "Bullen" in den deutschen Eishockeymarkt sein könnten.

Dass der Getränkekonzern durchaus Eishockey-affin ist, zeigt das Engagement in Österreich. Im Jahr 2000 übernahm Red Bull den EC Salzburg in der Oberliga. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre gewann der Klub vier Meistertitel. Neben der ersten Mannschaft betreibt der Konzern auch ein Farmteam in der Zweiten Liga sowie sieben Jugendmannschaften, von der U 7 bis zur U 18. Darüber hinaus soll bis zum Jahr 2013 eine neue Eisarena für 8000 Fans entstehen.

Der Blick der Österreicher geht indes auch im Eishockey längst über den Alpenrand hinaus. Heute verkündet der Konzern in Prag den Einstieg als Vermarkter und Unterstützer bei der European Trophy, einem Klubwettbewerb, der der geplanten Wiedereinführung der Champions League Konkurrenz machen soll. Und auch Deutschland ist schon länger im Visier. 2007 wollte sich Red Bull Salzburg der deutschen Eliteliga anschließen, was allerdings vonseiten der DEL nicht erwünscht war. Im vergangenen Winter kursierten Gerüchte über einen möglichen Einstieg beim Zweitligaklub StarBulls Rosenheim, der sich aber ebenso zerschlug.

Nun könnte mit dem Kauf der Freezers der Weg ins Nachbarland geebnet werden. Für die "Eisschränke" wäre die Übernahme durch die Österreicher ein Segen. Der Standort Hamburg wäre auf Jahre gesichert, und auch die aufwendigen Nachwuchspläne mit einer Mannschaft in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) könnten realisiert werden. Ob Red Bull den Klub zu 100 Prozent übernehmen will, oder ob AEG als Eigner der Spielstätte O2 World mit einem kleinen Anteil im Boot bleibt, ist ebenso ergebnisoffen wie die grundsätzlichen Einstiegsmodalitäten.

Klar ist: Die Hamburg Freezers werden in der am 16. September beginnenden Saison 2011/12 nicht als Hamburg Red Bulls auflaufen. Name und Klublogo sollen unverändert bleiben, um das in den neun Jahren des Klubbestehens gehegte Pflänzchen Tradition nicht vollends zu zerstören.