Vor dem Heimspiel gegen Ingolstadt verfügt das Eishockeyteam über das beste Powerplay der Deutschen Eishockey-Liga

Hamburg. Uwe Frommhold konnte sich am Montagmittag ein Grinsen nicht verkneifen, als er auf der Tribüne der O2 World das Abschlusstraining der Hamburg Freezers beobachtete. Das LED-Board zwischen dem Ober- und Unterrang wurde gewartet, und so leuchte für knapp eine Stunde ein animierter brennender Puck und die Aufschrift Powerplay auf. „Passt doch“, sagte der Geschäftsführer und lachte.

In der Tat hätte es passender kaum sein können. 21 Treffer erzielten die Hamburger bei 75 Powerplaysituationen. Mit 28 Prozent Erfolgsquote stellen die Freezers vor dem Heimspiel an diesem Dienstag gegen den ERC Ingolstadt (19.30 Uhr) das mit Abstand beste Überzahlspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Ein außergewöhnlich hoher Wert, den es so in der zwölfjährigen Historie des Clubs noch nicht gab. Kurios: Kein Team in der DEL hat weniger Überzahlspiele zugesprochen bekommen. „Wir brauchen ja auch nicht mehr. Die, die wir bekommen, nutzen wir doch“, sagt Nationalstürmer Jerome Flaake mit süffisantem Unterton.

Eine logischer Erklärung, warum das in den vergangenen vier Jahren chronisch schwache Powerplay der Freezers mit einmal seinen Namen verdient, hat Trainer Serge Aubin nicht. „Es gibt kein spannendes Geheimnis hinter unserem Powerplay“, sagt Aubin. „Was mir gefällt, ist, dass wir nicht ausschließlich versuchen, Schönspielerei zu betreiben, sondern härter arbeiten als die Unterzahlspieler.“

Der 39 Jahre alte Trainerneuling hat großen Anteil an der neuen Lust der Freezers am Überzahlspiel. Bereits bei seinem Amtsantritt am 25. September sagte Aubin, dass man akribisch an dem einstigen Sorgenkind arbeiten wolle. Der Ex-Profi hat Wort gehalten. Vor nahezu jedem Spiel, so auch an diesem Dienstag, versammelt der Frankokanadier die zehn Feldspieler, die im Powerplay zum Einsatz kommen, in seinem Büro, um ein ausführliches Videostudium zu machen. Anschließend wird in der Gruppe über das gezeigte Material gefachsimpelt, an Lösungen gearbeitet. Auffällig: Anders als Vorgänger Benoît Laporte, verzichtet Aubin zudem auf Rotation, vertraut zwei festen Powerplay-Formationen. Man merkt den Spielern an, dass sie sich mit einem oder zwei Mann mehr auf dem Eis inzwischen wohlfühlen, Dominanz ausstrahlen und keine mehr Angst haben zu versagen. „Wir freuen uns, wenn der Schiedsrichter eine Strafe anzeigt. Unser Selbstvertrauen ist groß. Wir haben nicht nur einen Spielzug, sind sehr variabel“, sagt Flaake.

Da kommt es den Hamburgern zupass, dass mit Meister Ingolstadt eine Mannschaft kommt, die einen Hang zu vielen Strafzeiten hat. Nur gut, dass das LED-Board der O2 World inzwischen wieder ohne Probleme das Wort Powerplay anzeigen kann.

Das dänische Toptalent David Madsen, 15, trainierte am Montag bei den Freezers mit. Trotz seines Alters spielt der Stürmer in der 2. Liga in Dänemark.