Auch gegen Augsburg wollen die Freezers ihre Torgefährlichkeit im Überzahlspiel demonstrieren

Hamburg. Serge Aubin staunte nicht schlecht, als das Abendblatt ihn damit konfrontierte, dass die Hamburg Freezers die mit Abstand wenigsten Überzahlsituationen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) haben. In elf bisher absolvierten Partien durften die „Eisschränke“ lediglich 33 Mal mit einem oder zwei Mann mehr auf dem Eis angreifen. Zum Vergleich: Der EHC Red Bull München spielte bereits 74 Mal im Powerplay. „Dass es so wenige sind, war mir wirklich nicht bewusst. Umso wichtiger ist es, dass wir die wenigen Powerplays, die wir bekommen, effektiv nutzen“, sagte der 39-Jährige, der an diesem Dienstagabend (19.30 Uhr, O2 World, laola1.tv live) mit seinem Team die Augsburger Panther empfängt.

Über mangelnde Effizienz kann sich Aubin wahrlich nicht beklagen. Sieben Treffer konnten die Freezers in der laufenden Saison in Überzahl erzielen, sechs davon fielen seit dem Trainerwechsel von Benoît Laporte zu Aubin am 25. September. Mit 21,2 Prozent Erfolgsquote rangieren die Hamburger auf Rang vier der DEL. Beim 8:1-Sieg am Sonntag gegen Nürnberg trafen mit Matt Pettinger, Kevin Clark und Thomas Oppenheimer gleich drei Spieler im Powerplay. „Ein gutes Überzahlspiel zieht das Momentum auf deine Seite, kann ein Spiel in die richtigen Bahnen lenken. Die Liga ist so ausgeglichen, dass häufig das Über- und Unterzahlspiel den Unterschied macht“, sagt Aubin, der sich taktisch einiges überlegt hat, um das seit Jahren kränkelnde Powerplay der Freezers zu beleben.

Die auffälligste Maßnahme: Verteidiger Christoph Schubert steht nicht mehr an der blauen Linie, um von dort mit Distanzschüssen für Gefahr zu sorgen. Der 32-Jährige wurde von Aubin direkt vors Tor beordert, wo er mit seinen 1,91 Meter und knapp 100 Kilogramm den Torhüter irritieren, und im Optimalfall Pucks ins Tor abfälschen soll. Die auf den ersten Blick ungewöhnliche Idee entstand, als der Freezers-Trainer Highlights aus der nordamerikanischen Topliga NHL schaute. Die Boston Bruins nutzen ihren 2,06 Meter großen slowakische Abwehrspieler Zdeno Chára äußerst erfolgreich als menschgewordener Sichtschutz. „In der DEL gibt es extrem viele gute Keeper, die wenn sie einen Puck sehen, diesen auch halten. Schubert ist ein großer und breiter Typ, der mit seiner Präsenz dafür sorgt, dass die Keeper Probleme bekommen, die Scheibe mit den Augen zu verfolgen“, sagt Aubin, der in Stürmer Marty Sertich einen weiteren Schlüssel für ein gutes Powerplay ausgemacht hat: „Er ist ein Überzahlspezialist. Das kann man nicht lernen. Man hat es, oder eben nicht.“

Der US-Amerikaner ist bei den Freezers die Kreativzentrale, der Mann, der die Scheiben mit viel Geduld klug verteilt und so seine Mitspieler immer wieder gefährlich in Szene setzt. „Ich habe bisher in all meinen Clubs diese Rolle ausgeübt. Hin und wieder kann ich selbst noch häufiger den Abschluss suchen, aber unser Powerplay läuft wirklich gut im Moment. Es hat einfach klick gemacht“, sagt Sertich.