Beim 8:1 gegen Nürnberg erzielt der Stürmer vier Treffer. Dies war zuvor noch nie einem Spieler des Hamburger Eishockey-Teams gelungen

Hamburg. Kevin Clark war ein gefragter Mann am frühen Sonntagabend in der O2 World. Geduldig und unaufgeregt erklärte der Stürmer der Hamburg Freezers den wartenden Reportern wieder und wieder das wohl beste Spiel, das er jemals in seiner Profikarriere bestritten hat. Der 26 Jahre alte Kanadier traf beim 8:1 (1:0, 5:0, 2:1)-Sieg gegen die Nürnberg Ice Tigers gleich viermal ins gegnerische Tor. Das war weder ihm selbst noch einem anderen Spieler in der 13-jährigen Historie der „Eisschränke“ vorher gelungen.

Beinahe hätten die Hamburger auch noch einen neuen Teamrekord aufgestellt. Ein Treffer fehlte letztlich zum höchsten Sieg aller Zeiten. In der Saison 2003/04 hatten die Freezers gegen die Kassel Huskies ebenfalls 8:1 gewonnen. „Solche Rekorde sind ganz nett. Das war halt einer dieser Tage, an dem einfach jeder Puck den Weg ins Netz findet. So richtig logisch erklären kann ich das, was da heute passiert ist, nicht. Aber es war schön für mich und für meine Mannschaft“, grinste der Matchwinner, der den 6528 Fans eine spektakuläre Show bot.

Jeder Treffer seines Viererpacks war allein das Eintrittsgeld wert. Vor allem sein Penaltyschuss, bei dem er mit dem Schläger einen Übersteiger über den Puck machte, ehe er ihn genau in den Winkel schlenzte, brachte die Arena und seine Mitspieler in Verzückung. „Clark ist einfach nur der Wahnsinn. Er hat die Dinger einfach nur geil reingehauen“, sagte sein Sturmreihenpartner Jerome Flaake.

In der Torjägerliste der DEL rangiert der Neuzugang aus Krefeld auf Rang eins. Elf Treffer in ebenso vielen Partien stehen für den Nachfolger von David Wolf, der in die NHL zu den Calgary Flames gewechselt war, zu Buche. Dabei hatte Clark unter Ex-Trainer Benoît Laporte keine einfache Zeit. In der aktuellen Verfassung ist der ewige Freezers-Torrekord von François Fortier aus der Saison 2006/2007 akut in Gefahr. Der ehemalige Publikumsliebling traf damals 33-mal in einer Saison. „Kevin ist ein ganz spezieller Spieler. Er ist ein Torjäger, wie er im Buche steht. Wenn er nur eine Möglichkeit im Ansatz riecht, ist er da“, lobte Trainer Serge Aubin und sagte einen Satz, der für Clark, aber auch für den Rest der Truppe galt. „Kevin und das Team haben 60 Minuten so gespielt, wie wir es verlangen. Sie haben fast alles richtig gemacht.“

In der Tat war das, was die Freezers gegen erschreckend harmlose Franken boten, eine Demonstration taktischer Disziplin. Vor allem in der Defensive – zu Saisonbeginn noch das Sorgenkind – agierten die Hamburger gegen die bis dato zweitbeste Offensive der DEL nahezu fehlerfrei. Alle fünf Feldspieler beteiligten sich an der Abwehrarbeit, sodass die eigentlich so spielstarken Nürnberger kaum Torchancen kreieren konnten. Von Spiel zu Spiel erkennt man die Handschrift des neuen Trainers deutlicher. Aubin, der die Mannschaft Ende September von Laporte übernommen hatte, fordert, dass die Räume zwischen den einzelnen Spielern so eng wie möglich sind. Eines der häufigsten Worte, die der Coach derzeit nutzt, ist „Support“, zu Deutsch Unterstützung. „Wenn wir das System so praktizieren, gewinnen wir den Puck, haben mehr Scheibenbesitz, und das wiederum führt zu mehr Offensive“, anaylsierte Aubin, dessen persönliche Heimbilanz nach wie vor makellos ist.

Nach den Siegen gegen Wolfsburg (3:1), Krefeld (3:1) und dem 6:0 in der Champions Hockey League gegen die Nottingham Panthers, war die 8:1-Gala gegen Nürnberg bereits der vierte Heimsieg in Folge. „Wir wollen die Heimspiele nutzen, um uns in der Tabelle weiter zu stabilisieren und nach oben zu kommen. Wir können uns ein wenig freuen, dann geht es Dienstag weiter“, sagte Clark.

Dann treffen die Freezers um 19.30 Uhr in der heimischen Arena auf die Augsburger Panther, die gewarnt sein dürften, dass Kevin Clark derzeit in der wohl besten Verfassung seiner bisherigen Karriere ist.

Tore: 1:0 (4:35) Mitchell (Pettinger, Jakobsen), 2:0 (21:14) Pettinger (Sertich, Roy) 5-4, 3:0 (24:40) Clark (Madsen), 4:0 (24:46) Clark Penaltyschuss, 5:0 (26:53) Oppenheimer (Madsen, Sertich) 5-4, 6:0 (31:32) Clark (Festerling), 7:0 (41:48) Pohl (Madsen, Flaake), 7:1 (44:48) Buzas (James), 8:1 (45:37) Clark (Schubert, Westcott) 5-4. Strafminuten: 4/10. Schiedsrichter: Schimm/Vogl (Waldkraiburg/München. Zuschauer: 6528.