Der neue Freezers-Headcoach Serge Aubin sieht sich als Partner der Profis und bittet Fans um Geduld

Hamburg. Wenn es noch eines Beispiels bedurft hätte, wie verrückt die vergangenen sechs Tage für Serge Aubin waren, lieferte der 39-Jährige am Dienstag eines, das ihn selbst zum Lachen brachte. „Ich kam nach Hause und wunderte mich, warum mein Sohn Benoît so nuschelte. Er zeigte mir daraufhin seine neue Zahnspange. Das war total an mir vorbeigegangen, aber es drehte sich zuletzt alles um Eishockey.“

Am vergangenen Donnerstag wurde der Frankokanadier nach der Entlassung von Benoît Laporte über Nacht vom Assistenten zum Cheftrainer bei den Hamburg Freezers befördert. Über diese große Karrierechance kann sich der ehemalige Profi mittlerweile freuen. Zunächst wirkte Aubin so, als wäre es ihm fast unangenehm, den Platz seines Freundes Laporte einzunehmen.

„Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich entschuldigen musste, aber es war komisch für mich. Ich habe Benoît Laporte viel zu verdanken, und es ist nicht schön, dass er seinen Job verloren hat“, sagte Aubin, der unmittelbar nach seiner Inthronisierung ein langes Telefonat mit seinem Vorgänger führte. „Wir sind nach wie vor Freunde, würden jederzeit ein Bier trinken gehen.“

Dafür wird Aubin in den kommenden Wochen wenig Zeit haben. Auf den jüngsten Trainer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wartet viel Arbeit. In der Tabelle sind die Freezers Vorletzter, kassierten mit 27 Gegentreffern die zweitmeisten nach der Düsseldorfer EG (30). In dieser Woche will der Trainerneuling mit dem Team an den taktischen Defiziten arbeiten. Dabei ist auffällig: Aubin spricht viel mit den Spielern, unterbricht immer wieder die Einheit. „Ich will, dass die Jungs verstehen, warum wir etwas machen.“

Aubin würde mit Vorgänger Benoît Laporte jederzeit ein Bier trinken gehen

Der ehemalige NHL-Profi sucht bewusst die Nähe zum Team, sieht sich als Mitglied der Mannschaft. In der Vergangenheit war der Vater dreier Kinder in der Rolle des Co-Trainers oft Kummerkasten der Profis, nun muss er im Zweifel selbst harte Entscheidungen treffen. Dass er den Ruf des Kumpeltypen hat, interessiert ihn nicht. Im Gegenteil: Aubin sieht das vertrauensvolle Verhältnis als großes Plus. Er wisse schließlich, wie man jeden einzelnen Spieler anzupacken hat, wie er privat tickt. „Nur, weil ich jetzt Cheftrainer bin, werde ich nicht den ,Bad Guy’ mimen. Ich sehe mich in einer Partnerschaft mit meinen Jungs und will in der Kabine keine Diktatur“, sagt Aubin.

„Ich habe mir immer geschworen, wenn ich mal Trainer werde, dass ich keiner werde, der rumschreit. Ich kann auch streng sein, und das wird hin und wieder vonnöten sein, aber dann auf meine Art“, ergänzt der neue Freezers-Coach, der in den vergangenen Tagen viele Glückwunsch-SMS von ehemaligen Weggefährten erhielt; darunter auch von seinem Mentor, dem Trainer der Calgary Flames, Bob Hartley, unter dem er als Stürmer in Colorado und Atlanta acht Jahre lang spielte. „Von ihm habe ich sehr viel mitgenommen. Auch dank ihm fühle ich mich bereit, diese große Herausforderung bei den Freezers anzugehen“, sagte Aubin.

Die Fans der Hamburger bittet er derweil auch um weitere Geduld mit dem Team. Eine neue Spielidee ließe sich nicht in drei Trainingseinheiten umsetzen. Er ist sich aber sicher: „Alle werden Verbesserungen sehen. Wie schnell sie Ergebnisse bringen, kann ich nicht sagen. Alle Jungs brennen darauf, den Umschwung zu schaffen. Wir kommen da unten raus, sagte Aubin. Hoffnung, dass die kommenden Tage ruhiger werden, hat der neue Freezers-Coach nicht. Im Gegenteil. Ab der kommenden Woche büffelt Aubin zweimal pro Woche Deutsch.