Ein Kommentar von Björn Jensen

Wer in all der emotionalen Aufgeladenheit der Play-off-Zeit in der Deutschen Eishockey-Liga ein Beispiel für Sportsgeist sucht, der konnte es am Dienstagabend in Ingolstadt finden. Benoît Laporte, Cheftrainer der Hamburg Freezers, wählte unter dem Eindruck der wüsten Schlägerei, in deren Folge der Hamburger Nationalstürmer David Wolf seinem Gegenspieler Benedikt Schopper sechs Zähne ausgeschlagen hatte, erstaunlich sachliche Worte. Er bat im Namen seines Spielers um Entschuldigung, nahm ihn gleichzeitig in Schutz und analysierte die vorangegangene 2:5-Niederlage ohne Schaum vor dem Mund. Dafür gebührt Laporte Lob.

Wolf hat eine Grenze überschritten, und weil er Wiederholungstäter ist, kann man verstehen, dass eine drastische Bestrafung für den 24-Jährigen gefordert wird. Dass der Hamburger die besondere Belastung als Zielscheibe des Hasses gegnerischer Fans und Spieler nicht ausgehalten hat, ärgert ihn selbst am meisten. Letztlich hat er aber etwas getan, was im Eishockey immer noch üblich ist: Er hat einem für seine nicht selten unfaire Spielweise bekannten Gegner in einem offenen Duell die Grenzen aufgezeigt. Warum ein durch sein Tempo längst ausreichend rasanter Sport dieses Machogehabe überhaupt nötig hat, ist eine andere Frage. Dass man in diesem Sport den Kampf gegen Gehirnerschütterungen propagiert und gleichzeitig toleriert, dass sich schwergewichtige Männer mit Fäusten regelmäßig die Köpfe einschlagen, ist ein Unsinn, der gestoppt gehört.

Sollten die Freezers am Ende an Ingolstadt scheitern, wäre das für David Wolf die härteste Strafe.