Hamburg Freezers verlieren viertes Play-off-Halbfinale 2:5. Nationalstürmer Wolf rastet aus. Ihm droht eine lange Sperre

Ingolstadt. Man soll ja keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat. Die Hamburg Freezers sollten diese Weisheit ernst nehmen und die Köpfe nicht hängen lassen, obwohl sie nach der 2:5 (1:0, 1:2, 0:3)-Niederlage im vierten Spiel der Halbfinalserie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beim ERC Ingolstadt zu 86,5 Prozent vor dem Aus stehen. Nur in 13,5 Prozent aller Fälle hat das Team, das das vierte Spiel einer Best-of-seven-Serie verloren hat, am Ende gewonnen. Aber mit einer Leistung wie der am Dienstagabend ist es durchaus denkbar, dass am kommenden Sonntag der erste Sieg in Ingolstadt seit März 2011 gelingt – vorausgesetzt, die Hamburger können am Freitag (19.30 Uhr/O2 World) in Spiel fünf auf 2:3 verkürzen. Trainer Benoît Laportes schimpfte dennoch nach dem Spiel: „Zum wiederholten Male haben wir durch individuelle Fehler Gegentore hergeschenkt. Dadurch haben wir erst die Konzentration, dann die Disziplin und am Ende das Spiel verloren.“

Weil Phil Dupuis trotz seiner am vergangenen Freitag im ersten Gastspiel erlittenen Schnittwunde am Oberschenkel für spielfähig erklärt worden war, erhielt Adam Mitchell die Quittung für seine bislang schwachen Play-off-Auftritte und musste als überzähliger Ausländer auf die Tribüne. Im Tor vertraute Laporte erneut Sébastien Caron, und dass diese Entscheidung nicht falsch war, konnte der Frankokanadier im ersten Spielabschnitt zuhauf nachweisen. Auch wenn die Freezers in der Defensive konzentriert arbeiteten und auch körperlich im Vergleich mit den Panthern nicht abfielen, war Ingolstadt das agilere Team, und hätte Caron nicht gegen John Laliberte, Ziga Jeglic, Travis Turnbull oder Derek Dinger seine ganze Klasse abgerufen, hätte es wie in den drei vorangegangenen Duellen einen schnellen Rückstand gegeben.

Doch wie das manchmal so ist: Wenn die eine Mannschaft das Toreschießen vergisst, freut sich die andere. Nachdem Daniel Nielsen, Johan Ejdepalm und Marius Möchel mit Schlagschüssen erfolglos waren, hatte der hübsch freigespielte Morten Madsen 1:15 Minuten vor der ersten Pause freie Bahn auf das von Timo Pielmeier gehütete ERC-Tor, wurde beim Abschluss jedoch von Patrick Hager durch Haken so stark behindert, dass die Schiedsrichter einen Penalty verhängten. Der dänische Nationalstürmer blieb trotz der lautstarken Pfiffe der Ingolstädter Fans gelassen und schob den Puck durch Pielmeiers Schoner zur Führung ein.

Lange währte die Freude darüber bei den 50 mitgereisten Hamburger Fans nicht, weil sich im zweiten Drittel das Bild umkehrte. Freezers-Kapitän Christoph Schubert und Garrett Festerling vergaben beste Torchancen und wurden dafür bestraft. Als Abwehrspieler Mathieu Roy, der von den Schiedsrichtern als Verursacher einer heftigen Keilerei mit Alexander Oblinger für seinen Punktsieg mit einer Zweiminutenstrafe „belohnt“ worden war, in der Box abkühlte, schlug Ingolstadt durch Laliberte zum 1:1 zurück. Anschließend wurde auf beiden Seiten gesunde durch überflüssige Härte ersetzt, Zweikämpfe arteten mehrfach in Faustkämpfe aus.

Die Strafe gegen Daniel Nielsen, die den Gastgebern die Führung ermöglichte, war aus einer unnötigen Behinderung entstanden. Derek Hahn nutzte den Freiraum zum 2:1, doch als es so aussah, als habe das Momentum wieder in Richtung der Gastgeber ausgeschlagen, brachte der in den Play-offs bislang eher blasse Hauptrunden-Topscorer Jerome Flaake seine Farben mit einem – allerdings haltbaren – Flachschuss kurz vor der Pause wieder zurück ins Spiel.

Ein haarsträubender Fehler Phil Dupuis’ im Spielaufbau war für den starken Jeglic die Einladung, sein Team im Schlussdrittel 3:2 in Führung zu bringen, und er nahm sie im Duell mit Caron dankend an. Auch wenn die Freezers in der Folge auf den Ausgleich zu drängen versuchten, hatten sie in diversen Unterzahlsituationen Glück, bevor Turnbull zur Entscheidung traf.

Dass Nationalstürmer David Wolf danach die Nerven verlor, Benedikt Schopper mit zwei Faustschlägen niederstreckte und dafür eine Matchstrafe kassierte, war unnötig. Schopper verlor sechs Zähne. Freezers-Trainer Laporte entschuldigte sich hinterher für den Ausraster: „Das darf nicht passieren.“ Wolf droht jetzt eine lange Sperre.

Tore: 0:1 (18:45) Madsen Penalty, 1:1 (26:56) Laliberte (Hahn) 5-4, 2:1 (35:40) Hahn (Greilinger) 5-4, 2:2 (38:49) Flaake (Wolf, Westcott), 3:2 (43:01) Jeglic (Bouck, Périard), 4:2 (53:22) Turnbull (Ross, Périard) 5-4, 5:2 (58:54) Jeglic (Dinger) empty net. Strafminuten: 10 + 10 Oblinger/22 + 10 Roy + Matchstrafe Wolf. SR: Brüggemann/Brill (Iserlohn/Zweibrücken). Zuschauer: 4815.