Die Macht von Sportchef Stéphane Richer wächst. Heute spielt der Eishockey-Klub gegen Straubing. Kapitän Schubert wird dabei sein.

Hamburg. Auf den ersten Blick wirkt das Büro von Stéphane Richer in der Volksbank-Arena nicht wie die Machtzentrale eines Mannes, der maßgeblich daran beteiligt ist, die Gegenwart und Zukunft der Hamburg Freezers zu planen. Der Raum von rund 20 Quadratmetern mit nur einem kleinen Fenster reicht dem Sportdirektor jedoch völlig aus, zumal er erst im Sommer sein erstes eigenes Büro seit seinem Amtsantritt im Frühjahr 2010 bezog. Der 46-Jährige nutzt den Raum optimal und unterstreicht dabei seine Detailversessenheit. An der Wand link seines neuen Schreibtischs klebt eine riesige Magnettafel. Auf ihr sind die Mannschaftsaufstellungen aller Gegner in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) notiert, an der Wand rechts stehen auf Deutsch und Französisch zehn Grundregeln, die der Frankokanadier beherzigt. "Einstellung: Gib immer alles. Auch wenn das nicht immer einfach ist", steht da beispielsweise. "Ich fühle mich wohl und würde gerne noch lange bei den Freezers arbeiten", sagt Richer, dessen Mannschaft heute (19.30 Uhr, O2 World) auf die Straubing Tigers trifft.

Der Wechsel in der Geschäftsführung von Michael Pfad zu Uwe Frommhold im Oktober hat seine Position ohne Frage gestärkt. Richer sagt zwar: "Ich habe vorher die sportliche Verantwortung gehabt, so ist es jetzt auch." Intern galt das Duo Richer/Pfad indes als reine Zweckgemeinschaft, erfolgreich zwar, aber des Öfteren unterschiedlicher Meinung. "Michael und ich sind beide emotional. Das führte auch zu Diskussionen", bestätigt Richer. Beide hätten jedoch die gleiche Vision gehabt.

Über deren Umsetzung wurde allerdings wiederholt gestritten. So bestand Pfad darauf, dass Richer die Zahl der Franko-Kanadier im Team minimiert. Nachfolger Frommhold dürfte ihm dagegen in der Transferpolitik - natürlich innerhalb des gesetzten Budgets - weitgehend freie Hand lassen. Auffällig ist auch Richers neue Macht bei der Sponsoren-Ansprache. Der ehemalige Eishockey-Profi erläutert den Freezers-Partnern intensiv den neuen sportlichen Kurs.

Dabei stört ihn auch nicht die Tatsache, dass der Klub, der zur Anschutz Entertainment Group (AEG) gehört, weiterhin zum Verkauf steht. "Intern habe ich von AEG das ,Go' bekommen, die kommende Saison zu planen. Alles andere kann ich ohnehin nicht beeinflussen", sagt Richer, der deutlich macht, dass die Kaderplanung so langsam aber sicher anläuft. Viel Arbeit wird dabei, anders als in den fluktuationsreichen Vorjahren, nicht auf Richer zukommen. 15 Profis, darunter bis auf Abwehrspieler Patrick Köppchen alle deutschen Leistungsträger, stehen bereits für die Saison 2013/14 unter Vertrag. "Wir setzen weiterhin auf Kontinuität und beobachten natürlich den deutschen Markt. Aber der Kern ist schon jetzt vorhanden. Außer Thomas Dolak ist kein deutscher Stürmer bei uns älter als 26", sagt Richer, der keinen Hehl daraus macht, wie zufrieden er mit der Entwicklung "seiner" Freezers ist.

"Wir wollen uns oben etablieren, was bei der finanzstarken Konkurrenz in der DEL nicht einfach ist, aber wir sind seit zwei Jahren auf einem sehr guten Weg", sagt Richer, dessen eigener Weg ihn endlich in sein eigenes Büro geführt hat.

Freezers-Kapitän Christoph Schubert hat seinen grippalen Infekt überwunden und kann heute Abend auflaufen. Auch Stürmer Colin Murphy ist nach seiner Schulterverletzung wieder einsatzbereit.