Der Stürmer kommt von den Dallas Stars und gilt als künftiger Superstar. Der 23-jährige feiert Freitag gegen die Adler Mannheim sein Debüt.

Hamburg. Um 12.58 Uhr landete gestern Jamie Benn, der neue Hoffnungsträger der Hamburg Freezers, auf dem Flughafen Fuhlsbüttel. Sportdirektor Stéphane Richer, Klubsprecher Christoph Wulf und Profi Matt Pettinger, der mit Benn befreundet ist, nahmen den Stürmerstar in Empfang. Knapp zwei Stunden später schaute sich der 23 Jahre alte Kanadier seinen neuen Arbeitsplatz an, ehe er in der O2 World erklärte: "Ich freue mich, hier zu sein. Durch den Lockout in Nordamerika wurde mir ganz schön langweilig. Immer nur Training ist öde. Ich will spielen. Ich kann es kaum erwarten, hier aufzulaufen." Von seinem 14-Stunden-Trip aus seiner Heimatstadt Victoria über Vancouver und Frankfurt am Main nach Hamburg wirkte er da noch sichtlich mitgenommen.

Mit der Verpflichtung des Profis aus der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, ist den Freezers ein Transfercoup gelungen, der europaweit für Aufsehen gesorgt hat. Benn gilt als ein künftiger Superstar der NHL, der schon in der vergangenen Saison ins Allstar-Team berufen wurde. Der physisch und technisch starke Linksaußen, der bei den Freezers als Mittelstürmer neben Colin Murphy und Pettinger auflaufen wird, absolvierte trotz seines jungen Alters bereits 222 NHL-Spiele und erzielte dabei 160 Scorerpunkte (70 Tore, 90 Vorlagen). Erst in der vergangenen Woche war der 1,88 Meter große und 90 Kilogramm schwere Offensivspieler auf den Markt gekommen. Als Sportdirektor Richer eine E-Mail von dessen Berater erhielt, zögerte er keine Sekunde: "Das war die schnellste Verpflichtung meiner Laufbahn. Ich habe dem Berater gesagt, was wir zahlen können. Er willigte ein, und jetzt ist Jamie bei uns."

Den Freezers kommt zugute, dass Benn in der NHL ein "Restricted Free Agent" ist. Sein Vertrag lief im Sommer aus. Sein letzter Verein Dallas hat ein Vorverhandlungsrecht. Die Stars bieten sechs Millionen Dollar Jahresgehalt. Wegen des Lockouts ruhen derzeit aber die Verhandlungen, sodass Benn vereinslos ist. Dadurch entfällt eine sechsstellige Versicherungssumme, die üblicherweise bei Transfers von NHL-Profis nach Europa fällig wird. Benn hat sich auf eigene Kosten versichert. "Sonst hätten wir uns Benn nicht leisten können", sagt Richer. Bis zuletzt hatten auch Klubs aus der Schweiz um den Stürmer gebuhlt. Wie lange Benn in Hamburg bleibt, ist unklar. Sein Vertrag läuft bis zum Saisonende; sollten die Besitzer der NHL-Klubs jedoch ihren Lockout beenden, würde er nach Dallas zurückkehren. "Mein Fokus liegt jetzt nur auf den Freezers", sagt Benn.

Die Hamburger verloren am Dienstag mit dem 2:3 gegen Augsburg das dritte DEL-Spiel in Folge (Freezers-Tore: Festerling/33. und 39.). Trainer Benoît Laporte kündigte besonders für die vermeintlichen Leistungsträger Konsequenzen an: "Ein Spieler wird neben seiner Frau im Publikum sitzen", sagte er. Als Kandidat gilt der bislang enttäuschende Spielmacher Rob Colins.

So sind die Hoffnungen auf Jamie Benn groß, die Beteiligten warnen jedoch vor überzogenen Erwartungen. Benn absolvierte sein bisher letztes NHL-Spiel am 7. April. Anschließend nahm er mit Team Kanada an der WM in Finnland und Schweden teil. Während des Sommers hielt er sich mit Krafttraining und Radfahren fit, stand mehrmals pro Woche auf dem Eis. "Ich will der Mannschaft helfen, mein Spiel durchziehen und wieder Eishockey spielen", sagte Benn, der am Freitag beim Heimspiel gegen die Adler Mannheim (19.30 Uhr, O2 World) erstmals das Trikot mit der Nummer 24 tragen wird.

Am Freitag wird auch der legendäre NHL-Meisterpokal "Stanley Cup" in Hamburg zu bestaunen sein. Die Chance für Benn, dem Traum eines jeden Eishockeyprofis näher zu kommen: "Ich werde vielleicht mal einen Blick auf den Cup werfen, ihn aber sicher nicht anfassen. Es bringt Unglück, wenn man ihn in die Hand nimmt, ohne ihn sportlich verdient zu haben ..."