Rückkehrer Brandon Reid ist bereits vor dem Saisonstart die Nummer eins bei den Fans. Der Stürmer lässt sich nicht unter Druck setzen.

Hamburg. In den vergangenen Wochen hat Brandon Reid die Fotos von Rafael van der Vaart in den Zeitungen gesehen. Er kannte ihn nicht, aber man hat ihm erklärt, dass es sich um einen Superstar handelt, der zu seinem früheren Verein zurückgekehrt ist. Und ein bisschen musste er dann darüber nachdenken, wie das so ist, wenn man als Superstar zu seinem früheren Verein zurückkehrt, denn im Prinzip hat er ja in diesem Sommer nichts anderes getan.

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Nicht dass der 31 Jahre alte Kanadier sich als Superstar bezeichnen würde, dafür ist er viel zu bescheiden. Aber als am vorvergangenen Sonntag die Hamburg Freezers ihre Saisoneröffnung feierten und die Fans zu Hunderten ihre Freude darüber ausdrückten, dass er wieder ihr Trikot trägt, da konnte Reid erahnen, welche Erwartungen auf ihm lasten, wenn morgen (19.30 Uhr, O2 World) mit einem Heimspiel gegen den EHC Wolfsburg die Saison 2012/13 in der Deutschen Eishockey-Liga startet. "Es war für mich unglaublich zu sehen, wie sehr sich die Fans an mich erinnern, obwohl ich nur ein Jahr hier gespielt habe", sagt er, "ich will diese Zuneigung mit Leistung zurückzahlen!"

Als im Frühjahr die Anfrage aus Hamburg kam, da habe er nicht lange überlegen müssen. "Für mich war klar: Wenn ich noch einmal in die DEL gehe, dann nur nach Hamburg", sagt er. In der Saison 2004/05 hatte er als 23-Jähriger den Sprung nach Europa gewagt und sich mit seiner Schnelligkeit, vor allem aber mit seinen unwiderstehlichen Sololäufen in die Herzen der Freezers-Fans gezaubert. Nach den ersten sechs Wochen kann er ein extrem positives Zwischenfazit ziehen. "Der Klub ist viel offener und professioneller geworden im Vergleich zu damals. Wir sind auf einem sehr guten Weg."

Der Angreifer, der auf dem Flügel genauso spielen kann wie auf seiner Lieblingsposition in der Sturmmitte, ist keiner dieser im Eishockey so typischen Wandervögel. Dass er Hamburg nach nur einem Jahr verließ, lag daran, dass er eine weitaus besser dotierte Offerte des Schweizer Erstligisten Rapperswil als junger Mann nicht ausschlagen wollte. In Nordamerika spielte er nur für das NHL-Team Vancouver Canucks und dessen AHL-Farmteam Manitoba Moose. Nach drei Jahren in Düsseldorf kehrte Reid im Sommer 2010 für zwei Jahre nach Rapperswil zurück, ehe Hamburg anfragte. "Ich gehe gern zurück zu Klubs, wo beide Seiten wissen, was sie erwarten können. Nun ist es mein Plan, meine Karriere in Europa dort zu beenden, wo ich sie begonnen habe: in Hamburg", sagt er.

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Reid, der mit Ehefrau Jessica und drei Hunden in Halstenbek lebt, hat zwar zunächst nur für ein Jahr unterschrieben, der Klub hat jedoch eine Option für zwei weitere Spielzeiten. "Wenn ich meine Leistung bringe, dann kann ich hoffentlich noch einige Jahre hier spielen", sagt er. Aus dem Wirbelwind von einst, so lautet seine Selbsteinschätzung, sei ein Spieler geworden, der durch seine Arbeitsmoral zur Führungspersönlichkeit aufsteigen möchte. "Ich habe gelernt, nicht mehr um jeden Gegner drei Kringel zu drehen, sondern effektiver zu spielen", sagt er. Insbesondere die Eheschließung - das Datum 9. Juli 2011 ist anstelle eines Eherings eintätowiert, ebenso wie sein Lebensmotto "Lebe und lerne" und das Wappen seiner aus Irland stammenden Familie auf den Unterarmen und sein Sternzeichen Fisch auf der rechten Bauchseite - habe ihn reifen lassen.

Weniger als 40 Punkte hat Reid in keiner seiner vier DEL-Spielzeiten erzielt. "Ich erwarte selbst, dass ich wieder die 50-Punkte-Marke schaffe", sagt er, "dafür hat man mich zurückgeholt." Sorgen, den Erwartungen nicht standhalten zu können, macht er sich keine: "Ich genieße, dass man mir viel zutraut. Mehr Motivation geht nicht."