HAMBURG. Es ist schon ein Kreuz mit dem schlechten Ruf. Hat man ihn sich einmal erarbeitet, muss man nicht mehr viel tun, um ihm gerecht zu werden; er eilt einem einfach voraus. John Tripp hat dies in seiner Karriere schon mehrfach zu spüren bekommen. Der im kanadischen Kingston geborene Eishockeyprofi, der seit dieser Saison für die Hamburg Freezers und seit 21 Spielen für die deutsche Nationalmannschaft stürmt, gilt als ausgemachtes Rauhbein. Bei der Internet-Videoplattform Youtube kann man einige seiner besten Szenen begutachten, und weil Kämpfe auf dem Eis durch Erzählungen meist noch größer werden, als sie tatsächlich waren, kann sich Tripp großen Respekts seitens der Mit- und Gegenspieler erfreuen.

Wohl auch deshalb, aber vor allem, weil er von Trainer Bill Stewart wie alle Freezers-Profis in bester Joachim-Löw-Manier zu höchster Disziplin verpflichtet worden ist, war in den ersten sechs Saisonspielen von der dreckigen Seite des 30-Jährigen nicht viel zu sehen. Gerade einmal sechs Strafminuten stehen für Tripp zu Buche, Faustkämpfe hat er noch keine bestritten. "Das wird sowieso alles hochgespielt", sagt der bullige 191-cm-Mann, der rund 104 kg Kampfgewicht auf die Waage bringt, "Emotionen gehören dazu, aber Kämpfe sind für Eishockeyprofis nichts besonderes. Manche mögen sie, manche nicht, aber das gehört einfach zu unserem Sport dazu. In der DEL sind sie durch die strengere Regelauslegung aber viel seltener geworden", sagt er.

Dass er ausgerechnet heute (19.30 Uhr, Color-Line-Arena) im DEL-Heimspiel gegen den ERC Ingolstadt zuschlagen wird, ist unwahrscheinlich. Immerhin trifft Tripp auf seinen Exklub, für den er in der vergangenen Saison 15 Tore und 19 Vorlagen erzielte. "Natürlich habe ich noch viele Freunde dort, aber heute zählen Freundschaften nichts", kündigt er zwar an, will den alten Kameraden jedoch nur mit Toren wehtun. Drei hat der Angreifer, der meist in der dritten Reihe mit Alexander Barta und Vitalij Aab spielt, bislang gemacht, und mit dieser Bilanz ist er noch nicht zufrieden: "Wir müssen an unserer Harmonie arbeiten. Ich kann noch viel besser spielen", sagt er.

Tripp, dessen Freundin Taryn Turnbull für die Zweitligadamen von Rist Wedel Basketball spielt, wird neben Kampfeslust auch eine chronische Griesgrämigkeit nachgesagt. Dass er ungern lacht, liegt auch daran, dass ihm nach mehreren Unfällen auf dem Eis (Checks, Stockstiche) die beiden vorderen Schneidezähne fehlen. "Meine künstlichen Stiftzähne benutze ich nur, wenn ich in die Tanzbar gehe", sagt Tripp - und lacht. Er kann also durchaus gut gelaunt sein und seine Emotionen zügeln. Seinen Ruf wird das jedoch nicht mehr ändern.