Bei Mercedes sind die Rollen nach dem Qualifying für den Großen Preis von Belgien klar verteilt. Hitze lässt Asphalt glühen.

Der erste Sieg in Belgien liegt auf dem Silbertablett, und Nico Rosberg scheint beherzt danach zu greifen. Der Mercedes-Pilot sicherte sich im Hitze-Qualifying von Spa die Pole Position und peilt nun das Comeback im Titelkampf an - denn sein Teamrivale Lewis Hamilton muss nach einer Strafe vom Ende des Feldes starten. 20 Autos werden am Sonntag um 14.00 Uhr (RTL und Sky) zwischen dem WM-Zweiten Rosberg und Gesamtspitzenreiter Hamilton stehen.

"Wir hatten ein schwierigen Start ins Wochenende, aber im entscheidenden Moment haben wir alles hinbekommen", sagte Rosberg. Übersteht der Deutsche den Start schadlos, dürfte er auf dem Weg zu seinem ersten Sieg seit zwei Monaten nur schwer zu stoppen sein.

Neben ihm auf Rang zwei wittert der niederländische Red-Bull-Youngster Max Verstappen, geboren in Belgien, die Chance auf den Sieg beim gefühlten Heimspiel. Unzählige Fans aus Holland unterstützen den 18-Jährigen in Spa. Das Ferrari-Duo Kimi Räikkönen (Finnland) und Sebastian Vettel (Heppenheim) bildet die zweite Startreihe. "Kimi und ich waren eng beieinander. Für morgen ist alles drin. Es sind gute Startpositionen. Ich war überrascht, dass Mercedes nicht schneller war", sagte Vettel.

Hamilton muss Schaden begrenzen

Hamilton liegt nach zuletzt sechs Siegen in sieben Rennen noch 19 WM-Punkte vor Rosberg - für ihn geht es nach dem mehrfachen Wechsel von Motorenkomponenten nun aber nur um Schadensbegrenzung. Mercedes hatte den belgischen Grand Prix bewusst ausgewählt, um die ohnehin bald drohende Strafe in Kauf zu nehmen, da auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs das Überholen vergleichsweise einfach ist.

"Ich versuche, mich nach vorne zu kämpfen. Aber die Hitze ist für die Reifen ein Problem, sie bauen extrem schnell ab", sagte Hamilton bei RTL angesichts von Temperaturen über 30 Grad: "Ich werde im Verkehr feststecken, die ersten Fünf zu überholen, wird fast unmöglich."

Am Boliden des Engländers waren am Samstagvormittag schon zum dritten Mal an diesem Rennwochenende neue Teile eingebaut worden. In der Theorie musste der Engländer dadurch eine 55-Plätze-Strafe absitzen, praktisch rückt er in der Startaufstellung ganz ans Ende des 22er-Feldes. Dadurch, dass Mercedes die zahlreichen Umbauten an nur einem Rennwochenende vornimmt, minimieren die Silberpfeile die Wahrscheinlichkeit weiterer Motorenstrafen für Hamilton in diesem Jahr.

Der letzte Rang war ihm damit ohnehin sicher, im Qualifying verbrachte Hamilton daher nur die nötigste Zeit auf der Strecke und schonte so seinen Motor. Im Q1 drehte er eine gezeitete Runde, um sich die Teilnahmeberechtigung für das Rennen zu sichern, danach stieg Hamilton aus.

Hülkenberg und Wehrlein überzeugen

Überzeugend war indes auch die Leistung der weiteren Deutschen. Force-India-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) fuhr auf den siebten Platz, Pascal Wehrlein (Worndorf) startet im unterlegenen Manor vom guten 15. Platz, er profitiert von einer Strafversetzung von Esteban Gutierrez (Mexiko/Haas). Wehrlein landete zudem deutlich vor seinem hochgehandelten neuen Teamkollegen Esteban Ocon (Frankreich), der von Rang 17 startet.

Schon seit der Ankunft des Formel-1-Trosses Mitte der Woche ist es heiß in Spa, der Asphalt glühte am Sonnabend mit bis zu 42 Grad förmlich. Diese für den belgischen Grand Prix ziemlich untypischen Bedingungen sorgten für hohen Reifenverschleiß, gerade die schnellen Supersofts schmolzen auf dem längsten Kurs im Formel-1-Kalender (7,004 km) geradezu dahin.

Ganz ohne das berüchtigte Ardennen-Wetter muss der Große Preis von Belgien möglicherweise aber doch nicht auskommen - für den Rennsonntag ist ein erhöhtes Schauer-Risiko am Nachmittag angesagt.