Budapest. Ende des Vertragspokers beflügelt WM-Spitzenreiter. Im Ungarn-Training hilft Rosberg der Crash eines großen Rivalen.

Mit einem 16-Sekunden-Video schaffte Nico Rosberg die letzten Zweifel an seiner Zukunft bei Mercedes aus der Welt. Breit grinsend setzen der Formel-1-Spitzenreiter und Teamchef Toto Wolff in dem am Freitag veröffentlichten Clip ihre Unterschriften unter den Vertrag, der Rosberg bis 2018 an den Branchenführer bindet. „Ich bin superhappy, nochmal zwei Jahre in meinem Traumteam zu verlängern“, sagte der 31-Jährige vor dem Großen Preis von Ungarn. Damit ist auch klar: Rosberg hat sich für zwei weitere Jahre einem WM-Duell der Silber-Feinde mit Lewis Hamilton verschrieben.

Auch der Vertrag des britischen Titelverteidigers beim Werksteam ist bis 2018 gültig. In den vergangenen Wochen war der Zweikampf der beiden Spitzenpiloten durch Unfälle in Spanien und Österreich erneut eskaliert. Dennoch betonte Mercedes-Motorsportchef Wolff nach dem Abschluss des monatelangen Pokers mit Rosberg: „Es war immer klar, dass wir weitermachen wollten. Das ist manchmal ein steiniger Weg, nicht einfach zu moderieren. Aber wir denken, dass es dem Team mehr Vorteile bringt.“

Hamilton rauscht in Werbebande

Rosbergs aktueller Vertrag wäre am Saisonende ausgelaufen. Der 31-Jährige fährt seit 2010 für Mercedes und feierte all seine 19 Grand-Prix-Siege im Silberpfeil. Vor dem elften Saisonrennen am Sonntag führt der gebürtige Wiesbadener die WM-Gesamtwertung mit einem Punkt Vorsprung auf Hamilton an. Der Brite allerdings hat vier der vergangenen fünf Rennen gewonnen. „Ich will, dass sich die Waage jetzt auf meine Seite neigt“, sagte Hamilton vor dem Freitagstraining auf dem Hungaroring.

Not amused: Lewis Hamilton am Freitag am Hungaroring
Not amused: Lewis Hamilton am Freitag am Hungaroring © Imago/Thomas Müller

Dort allerdings musste er nach einem Crash am Nachmittag Rosberg die Tagesbestzeit überlassen. Hamilton rauschte in Kurve elf nach nur 13 Minuten in eine Werbebande und musste für den Rest des Trainings wegen der Reparaturarbeiten an seinem Auto zuschauen.

Weitere Geschenke zur Vertragsverlängerung darf Rosberg von Hamilton indes nicht erwarten. Der Brite will den Deutschen schon am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) von der WM-Spitze stoßen. „Ich habe keinen Sinn für Psychospiele. Ich will, dass Nico in Bestform ist. Wenn ich ihn dann schlage, dann fühlt es sich besser an“, sagte Hamilton mit Blick auf das enge Mercedes-Duell.

Rosberg soll noch besser verdienen

Trotz der regelmäßigen Scharmützel stellt sich Rosberg auch künftig dem direkten Kräftemessen mit dem Triple-Champion. „Das ist ein besonderer Moment für mich. Ich freue mich auf die Zukunft“, behauptete der Familienvater bei der Unterschrift unter den neuen Vertrag am Donnerstagabend in einem Hotel in Budapest. Rosberg weiß, dass er wohl auch mittelfristig nirgendwo eine bessere Chance auf seinen ersten WM-Titel hat als im überlegenen Silberpfeil.

Der Abschluss des neuen Kontrakts verzögerte sich anscheinend vor allem, weil der zweimalige Vize-Weltmeister bei seinen Vorstellungen über Gehalt und Prämien gern in ähnliche Regionen vorstoßen wollte wie Hamilton. Die „Bild“-Zeitung berichtete am Freitag von einem Gesamtvolumen in satter zweistelliger Millionenhöhe für den neuen Deal von Rosberg mit Mercedes.

Für die Detail-Verhandlungen hatte sich Rosberg den ehemaligen Formel-1-Piloten Gerhard Berger als Berater geholt. Der Österreicher galt schon während seiner aktiven Karriere als knallharter Vertragsfuchs. Die Dauer des Pokers hatte sogar zu Spekulationen geführt, der Deutsche könne Kimi Räikkönen bei Ferrari ersetzen. Inzwischen hat der Finne jedoch von der Scuderia einen weiteren Einjahresvertrag als Teamkollege von Sebastian Vettel erhalten.

Bei den Topteams ist damit die Besetzungsfrage für 2017 geklärt. Hamilton und Rosberg werden es wieder mit Vettel und Räikkönen im Ferrari und mit Daniel Ricciardo und Max Verstappen im Red Bull zu tun bekommen.