Baku. Nico Rosberg hat sich in Baku durchgesetzt und fuhr vor Vettel einen ungefährdeten Sieg ein. Teamkollege Hamilton nur auf Platz fünf.

WM-Spitzenreiter Nico Rosberg hat mit einem makellosen Start-Ziel-Sieg bei der Premiere des Europa-Grand-Prix in Baku seinen Negativtrend gestoppt und im Titelkampf die aktuelle Schwäche seines Mercedes-Teamrivalen Lewis Hamilton eiskalt ausgenutzt. Vor Ferrari-Star Sebastian Vettel und dem Mexikaner Sergio Perez im Force India feierte Rosberg auf dem neuen Formel-1-Kurs in der Hauptstadt von Aserbaidschan bei der schnellsten Stadtrundfahrt der Welt seinen fünften Saisonsieg.

Rosberg liegt nach neun WM-Läufen mit 141 Punkten nun wieder satte 24 Zähler vor Titelverteidiger Hamilton, der nicht über Rang fünf hinauskaum. Der Engländer bezahlte dabei im Rennen über 51 Runden nicht allein für seinen Crash im Qualifying - von Startplatz zehn aus losfahrend, haderte der Sieger der vorherigen beiden Läufe in Monaco und Kanada auch extrem mit fehlender Motorleistung und Elektronikproblemen an seinem Silberpfeil.

Seine Boxencrew durfte ihm jedoch bei der Einstellung der Technik aufgrund des seit dieser Saison gültigen Reglements nicht helfen. „Es blinkt immer und macht nicht das, was es soll. Aber ich fange jetzt an, alles zu verstellen“, funkte der Champion voller Ratlosigkeit an die Box. „Nein, mach das nicht“, hielt sein Ingenieur dagegen.

„Vettel braucht ein Auto, mit dem er gewinnen kann“

Der viermalige Weltmeister Vettel konnte vor den Augen von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hinter dem unantastbaren Rosberg mit Platz zwei das Maximum für die Roten herausholen und festigte mit nunmehr 96 Punkten seinen dritten Platz in der WM-Wertung.

Marchionne hatte seinem Spitzenfahrer vor dem Rennen noch einmal explizit den Rücken gestärkt: „Vettel ist ein Fahrer mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Aber er braucht auch ein Auto, mit dem er gewinnen kann.“ Behilflich war dem Heppenheimer allerdings auch ein strategischer Platztausch in Runde 28 mit Räikkönen, der seine Box per Funk wissen ließ: „Jetzt soll er aber auch Gas geben. Ich will ihn nicht vor der Nase haben.“

Der Emmericher Nico Hülkenberg, der wegen des Rennens in Baku seinen Titel bei den gleichzeitig stattfindenden 24 Stunden von Le Mans nicht verteidigen konnte, kam im Force India auf Rang neun ins Ziel. Formel-1-Neuling Pascal Wehrlein (Worndorf) schied im Manor wegen eines Bremsdefekts nach 41 Runden aus.

Insgesamt brachte die Jungfernfahrt auf dem 6,003 km langen Kurs am Kaspischen Meer nicht die Dramatik, die das Training und das Qualifying versprochen hatten. Am Sonnabend waren neben Hamilton auch Daniel Ricciardo (Australien/Red Bull) sowie Sergio Perez (Mexiko/Force India) spektakulär in der Mauer gelandet. Ein knappes Dutzend Fahrer verbremste sich zudem kapital.

Neuer Geschwindigkeitsrekord

Derartige Folgen von überhöhtem Risiko waren am Sonntag kaum zu beobachten. Dennoch verfestigte sich angesichts des anspruchsvollen Streckendesigns mit einigen Mutkurven, einem über zwei km langen Vollgasstück sowie einigen extrem engen Passagen entlang der Stadtmauer der Eindruck der letzten Tage.

„Das ist endlich mal wieder ein Kurs, der die Männer von den Buben trennt“, sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky. Dies belegte nicht zuletzt auch der Formel-1-Geschwindigkeitsrekord von 378 km/h durch den Finnen Valtteri Bottas (Willams) im Qualifying.

Rosberg gewann den überraschend reibungslosen Start auf den engen Kurven in Baku. Vettel kam am Ende der fünften Runde auf der 2,2 km langen Vollgaspassage an seinem früheren Teamkollegen Ricciardo vorbei. Hamilton konnte sich beim Start nicht verbessern und musste mühsam einen Rivalen nach dem anderen überholen. Auf Position fünf war aber Schluss.