Sakhir. Weltmeister darf Fans keine exklusiven Einblicke mehr bescheren. Rosbergs Kampfgeist vor Bahrain neu entfacht. Debatte über Qualifying.

Das Smartphone hielt Lewis Hamilton freilich in der Hand, als er am Freitag anderthalb Stunden vor dem ersten Freien Training das Fahrerlager zum Großen Preis von Bahrain betrat. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister aus Großbritannien ist unbestritten der Social-Media-Freak unter den Piloten. Instagram, Facebook, Twitter und auch Snapchat - Hamilton ist dabei. Nur gibt es da jetzt ein Problem für den 31-Jährigen, der seine Fans doch am liebsten von überall und stets mit Infos versorgen will. Er darf im Fahrerlager nicht mehr filmen. Ohne Lizenz, wie sie die TV-Sender für reichlich Geld erwerben müssen, ist das verboten.

Während Hamilton wegen des neuen Verbots Frust schiebt ("Ich würde jetzt gerne mein Handy nehmen und hier filmen"), gibt sich dessen Teamkollege mit Hinblick auf sportliche Aspekte und der bislang vergeblichen Jagd nach dem WM-Titel noch entspannt. "Ich habe in den vergangenen beiden Jahren alles gegeben, Lewis hat aber einen besseren Job gemacht und gewonnen“, sagte Nico Rosberg in einem Interview auf der Formel-1-Homepage vor dem Rennen in Bahrain. Auf dem Kurs in der Wüste von Sakhir hatte Rosbergs Karriere vor zehn Jahren mit dem siebten Platz im ersten Rennen begonnen. Damals fuhr Rosberg für Williams.

Rosberg will Hamilton angreifen

Zur Saison 2010 wechselte der Sohn des finnischen Formel-1-Weltmeisters Keke Rosberg zu Mercedes. Drei Jahre fuhr er an der Seite von Rekordchampion Michael Schumacher, seit 2013 bildet er mit Hamilton das Team. 2014 und 2015 krönte sich der Brite vor dem gebürtigen Wiesbadener zum Weltmeister. "Dieses Jahr werde ich es wieder versuchen“, betonte Rosberg. In das zweite Saisonrennen startet er als Führender der WM-Wertung. Der 30-Jährige hatte vor knapp zwei Wochen den Saisonauftakt in Australien vor Hamilton gewonnen, auf Rang drei war Mercedes-Herausforderer Sebastian Vettel im Ferrari gefahren.

Am Sonntag (17 Uhr/RTL und Sky) findet in Sakhir der zweite von 21 WM-Läufen statt. Wie in den beiden Vorjahren erfolgt der Start bei untergehender Sonne, die Piloten fahren auf dem 5,412 km langen Wüstenkurs unter Flutlicht in die Nacht hinein. Ein derartiges Spektakel bekommen die Fans in dieser Saison ansonsten nur in Singapur (18. September/reines Nachtrennen) und beim Finale in Abu Dhabi (27. November/Start in der Dämmerung) geboten. Im Folgenden die wichtigsten Fragen und Antworten zum Rennen:

Der Saisonauftakt in Bildern:

Irrer Saisonstart in die Formel 1

Überlebt: Fernando Alonso blickt noch einmal auf seinen völlig zerstörten Boliden
Überlebt: Fernando Alonso blickt noch einmal auf seinen völlig zerstörten Boliden © dpa | Srdjan Suki
Nico Rosberg (M.) siegt in Australien von Lewis Hamilton (l.) und Sebastian Vettel (r.)
Nico Rosberg (M.) siegt in Australien von Lewis Hamilton (l.) und Sebastian Vettel (r.) © dpa | Diego Azubel
Nervenstark: Nico Rosberg gewinnt den Saisonauftakt in Melbourne
Nervenstark: Nico Rosberg gewinnt den Saisonauftakt in Melbourne © dpa | Srdjan Suki
Geht gesnekten Hauptes, aber immerhin geht er: Fernando Alonso (r.) nach seinem Crash
Geht gesnekten Hauptes, aber immerhin geht er: Fernando Alonso (r.) nach seinem Crash © dpa | Srdjan Suki
"Ich lebe!" Fernando Alonso © Getty Images | Mark Thompson
Streckenposten räumen die Reste von Alonsos Auto weg
Streckenposten räumen die Reste von Alonsos Auto weg © dpa | Joe Castro
Erschütternd: Überreste des Formel-1Boliden von Fernando Alonso
Erschütternd: Überreste des Formel-1Boliden von Fernando Alonso © dpa | Joe Castro
Nico Rosberg gewann das erste Rennen
Nico Rosberg gewann das erste Rennen © WITTERS | Rubio
Unglücklicher Zweiter, wenn auch im coolen Look: Weltmeister Lewis Hamilton
Unglücklicher Zweiter, wenn auch im coolen Look: Weltmeister Lewis Hamilton © Getty Images | Mark Thompson
Sebastian Vettel beim Start vorn
Sebastian Vettel beim Start vorn © dpa | Diego Azubel
Sebastian Vettel (Ferrari) verbremste sich später
Sebastian Vettel (Ferrari) verbremste sich später © dpa | Julian Smith
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Wer gewinnt?

Gewinnen wird wohl ein Auto in Silber oder in Rot. Beim Saisonstart in Australien hatte Mercedes sowohl im Qualifying (Hamilton vor Rosberg) als auch im Rennen (Rosberg vor Hamilton) die Nase vorn - und deutete damit eine Fortsetzung der Dominanz von 2014 und 2015 an. Allerdings hatte Vettel in Melbourne nach seinem Blitzstart den Sieg lange im Visier. Erst eine risikoreiche Reifenwahl seines Teams beraubte den Heppenheimer seiner Chance.

Sportwettenanbieter bwin notiert einen Sieg von Hamilton mit einer Quote von 2,00, Rosberg wird mit 3,00 nur wenig schlechter eingestuft. Allerdings wäre für den Wettanbieter auch ein Sieg von Vettel keineswegs eine Sensation: Sollte der Heppenheimer seinen Bahrain-Sieg von 2013 wiederholen, winkt das 4,5-fache des Einsatzes. Die Siegchancen von Nico Hülkenberg (Emmerich/Force India, 101,00) und vor allem von Rookie Pascal Wehrlein (Worndorf/Manor, 2501,00) auf dem Wüstenkurs werden von den Buchmachern dagegen als minimal eingestuft.

Erneute Ferrari-Attacke auf Mercedes?

Einiges spricht dafür, dass Ferrari Mercedes erneut angreifen kann. Nicht nur Vettel, sondern auch Teamkollege Kimi Räikkönen starteten in Melbourne deutlich besser als die Silberpfeile - ein Zufall kann das kaum sein. Auch fuhr Vettels "Margherita" lange auf dem Niveau der Mercedes-Boliden. In Bahrain werden allerdings andere Bedingungen herrschen: Die Streckentemperaturen sind anfangs hoch und fallen nach Einbruch der Dunkelheit rasch ab. Zudem bietet die Strecke sowohl mehr langsame Kurven als auch mehr Geraden als die in Melbourne. Kann der Ferrari auch auf diesem Terrain mithalten, bahnt sich ein offener WM-Kampf an.

Vettels neuer Ferrari:

Sebastian Vettel bekommt einen neuen Ferrari

Mit diesem Boliden geht Ferrari in der kommenden Formel-1-Saison an den Start
Mit diesem Boliden geht Ferrari in der kommenden Formel-1-Saison an den Start © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Mit dem technisch überarbeiteten SF16-H will der italienische Rennstall Mercedes angreifen
Mit dem technisch überarbeiteten SF16-H will der italienische Rennstall Mercedes angreifen © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Ex-Weltmeister Sebastian Vettel zeigt sich bereits angetan von seinem neuen Wagen:
Ex-Weltmeister Sebastian Vettel zeigt sich bereits angetan von seinem neuen Wagen: "Er sieht toll aus" © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Rund vier Jahrzehnte später ist die Airbox, der Bereich unmittelbar hinter dem Cockpit, wieder weiß
Rund vier Jahrzehnte später ist die Airbox, der Bereich unmittelbar hinter dem Cockpit, wieder weiß © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Direkt am Lufteinlass sind zudem die italienischen Nationalfarben angebracht
Direkt am Lufteinlass sind zudem die italienischen Nationalfarben angebracht © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Auch Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen (Finnland) wird den Boliden nutzen
Auch Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen (Finnland) wird den Boliden nutzen © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Vorgestellt wurde das Auto am Ferrari-Sitz in Maranello
Vorgestellt wurde das Auto am Ferrari-Sitz in Maranello © dpa | Ferrari Press Office/Colombo
Der neue Formel-1-Wagen SF16-H der Scuderia Ferrari für die Saison 2016
Der neue Formel-1-Wagen SF16-H der Scuderia Ferrari für die Saison 2016 © dpa | Scuderia Ferrari
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Warum steht das Qualifying so im Fokus?

Nach dem Desaster vom Saisonauftakt, als in den eigentlich spannendsten letzten Minuten kein Auto mehr fuhr, sprachen sich die Teams noch in Australien geschlossen für die sofortige Abkehr vom neuen Modus aus. Tage später machten aber einige Rennställe in der Abstimmung der Formel-1-Kommission einen Rückzieher. Die nötigen Stimmen für die Rolle rückwärts fehlten. Zumindest vorerst bleibt damit alles beim Alten: Nach einer Einrollphase scheidet in jedem der drei Qualifying-Abschnitte alle 90 Sekunden jeweils der schwächste Fahrer aus.

Wie geht es weiter mit dem umstrittenen Modus?

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kündigte an, die "Reise nach Jerusalem" nach Bahrain erneut zu bewerten. "Dann werden wir uns in Ruhe anschauen, ob es das Richtige oder das Falsche war, ob der Modus modifiziert werden muss oder ganz gestrichen wird", erklärte der 85-jährige Brite. Für viele ist dies eine Chance zu viel. Vettel polterte am Donnerstag: "Du verkaufst Vanilleeis. Aber alle, die in deinen Laden kommen, wollen Schokoladen-Eis. Dann machst du am nächsten Tag den Laden auf. Und was bietest du an? Wieder Vanilleeis!" Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigte sich skeptisch: "Es ist schwer, daran zu glauben, dass es für die Fans in Bahrain unterhaltsamer sein soll." Bis zum Großen Preis von China (17. April) bliebe allerdings nicht viel Zeit für Veränderungen, zumal auch der Vorjahres-Modus nicht nur Fans hat.