Lewis Hamilton gewinnt beim Großen Preis von Italien und verhindert einen Ferrari-Heimsieg von Sebatian Vettel. Rosberg ausgeschieden.

Nur der überragende Lewis Hamilton hat Sebastian Vettels Sieg beim Ferrari-Heimspiel in Monza verhindert, Pechvogel Nico Rosberg scheint den Kampf um seinen ersten WM-Titel derweil schon im Spätsommer verloren zu haben.

Allerdings musste Hamilton kurzzeitig um seinen Sieg zittern, die Regelhüter hatten an beiden Mercedes-Boliden einen zu geringen Reifendruck festgestellt, das Fahrerlager geriet in Aufruhr - letztlich war es jedoch ein Sturm im Wasserglas, die Rennkommissare sahen von einer Bestrafung ab.

Hamilton war schon vorher ganz cool geblieben. "Ich hatte ein großartiges Wochenende, was jetzt passiert, passiert eben", sagte der 30-Jährige. Auch er war ganz hin und weg von der Atmosphäre im Königlichen Park. "Unglaublich, die Fans hier", sagte er auf dem Podium im Gespräch mit Star-Wars-Macher George Lucas und bedankte sich bei seinem Team.

"Es ist alles nach hinten losgegangen an diesem Wochenende", sagte dagegen Rosberg: "Das ging voll in die Hose. Ich müsste das Ding langsam mal in die andere Richtung drehen, stattdessen gibt es den größten Rückschritt der Saison."

Zuvor krönte der englische Weltmeister Hamilton sein makelloses Wochenende mit dem Sieg beim Großen Preis von Italien und strebt zunächst im Silberpfeil mit riesigen Schritten seinem dritten Titel entgegen - sein schärfster Konkurrent und Teamkollege Rosberg musste seinen Silberpfeil wenige Kilometer vor dem Ziel auf Rang drei liegend mit brennendem Motor abstellen.

Vettel ließ sich für Rang zwei von den Tausenden Tifosi feiern und bescherte der Scuderia zumindest den erhofften Podestplatz. „Forza Ferrari, forza Monza“, funkte der Hesse in die Box.

Gegen „Blondie“ Hamilton, der mit frischer Haarfarbe nach seiner elften Pole Position im zwölften Rennen einen lockeren Start-Ziel-Sieg einfuhr, war der Heppenheimer aber völlig chancenlos. Nico Hülkenberg, der unter der Woche seinen Vertrag bei Force India bis 2017 verlängert hatte, holte als Siebter Punkte.

Selbstbewusster Hamilton

„Ich denke, der einzige, der mich stoppen kann, bin ich selbst“, hatte Hamilton vor dem Rennen selbstbewusst getönt - und recht behalten. Er führt in der WM-Wertung mit nun 252 Punkten deutlich vor Rosberg (199) und Vettel (178).

Mit seinem siebten Saisonsieg zerstörte Hamilton auch die Hoffnung von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone auf mehr Spannung in der Königsklasse. „Von mir aus kann Sebastian hier und bei den nächsten fünf Rennen gewinnen. Das ist viel besser für unsere Zuschauerzahlen, als wenn Mercedes gewinnt. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir DAS wünschen“, hatte der 84-Jährige der Bild am Sonntag gesagt.

Kein Thema waren bei strahlendem Sonnenschein in Monza die Reifen. Zwei Wochen nach den Reifenplatzern von Vettel und Rosberg in Spa und der anschließenden heftigen Kritik an Hersteller Pirelli gab es auf dem schnellsten Kurs im Kalender keine Zwischenfälle.

Rosberg überholte durch die Box

Die Sofortmaßnahmen der Italiener beim Reifensturz und Reifendruck zahlten sich anscheinend aus, aber für die Zukunft wünscht sich Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery tiefgreifende Veränderungen. „Wenn die Teams es diesmal nicht verstanden haben, müssen sie sich ab 2017 einen anderen Ausrüster suchen“, sagte Hembery dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Ganz andere Probleme hatte Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen, der am Sonnabend mit Rang zwei im Qualifying alle überrascht hatte. Der Finne fand sich nach einem völlig verpatzten Start plötzlich am Ende des Feldes wieder. Weil er dem roten Hindernis ausweichen musste, fiel auch Rosberg, der nach Problemen mit der neuen Power Unit am Sonnabend mit einem älteren Motor fahren musste, bis auf Rang sechs zurück.

Während sich Räikkönen schnell wieder mit einigen Überholmanövern zumindest in die Top Ten schob, kam Rosberg einfach nicht an den beiden Williams-Piloten vorbei und musste immer wieder vom Angriff auf Valtteri Bottas ablassen, weil sich seine Bremsen überhitzten.

Mercedes änderte daraufhin die Taktik, holte Rosberg für einen sogenannten „Undercut“ frühzeitig zum Reifenwechsel und hatte damit Erfolg. Was auf der Strecke nicht klappte, gelang in der Box: Rosberg schnappte sich Bottas und Felipe Massa gleich im Doppelpack und war au dem besten Weg, Schadensbegrenzung zu betreiben - doch die Hoffnungen endeten, als sein Motor Feuer fing.

An der Spitze aber zog Hamilton einsam seine Kreise und lag zwischenzeitlich 20 Sekunden vor Vettel. Der viermalige Weltmeister hatte es als einen Traum bezeichnet, mit Ferrari beim Heimspiel zu gewinnen. Doch Hamilton war ihm schon darauf keine Antwort schuldig geblieben. „Ich möchte Sebastian nicht seine Träume stehlen, aber ich habe meinen eigenen“, hatte Hamilton gesagt - und sich diesen erfüllt.

Das Rennen in Zahlen

Großer Preis von Italien in Monza, 12. von 19 Läufen zur Weltmeisterschaft, 53 Runden (306,720 km - 235,903 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit):

1. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:18:00,688 Stunden, 2. Sebastian Vettel (Heppenheim) Ferrari 0:25,042 Minuten zurück, 3. Felipe Massa (Brasilien) Williams-Mercedes 0:47,635, 4. Valtteri Bottas (Finnland) Williams-Mercedes 0:47,996, 5. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 1:08,860, 6. Sergio Pérez (Mexiko) Force-India-Mercedes 1:12,783, eine Runde zurück: 7. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes, 8. Daniel Ricciardo (Australien) Red-Bull-Renault, 9. Marcus Ericsson (Schweden) Sauber-Ferrari, 10. Daniil Kwjat (Russland) Red-Bull-Renault, 11. Carlos Sainz jr. (Spanien) Toro-Rosso-Renault, 12. Max Verstappen (Niederlande) Toro-Rosso-Renault, 13. Felipe Nasr (Brasilien) Sauber-Ferrari, 14. Jenson Button (Großbritannien) McLaren-Honda, zwei Runden zurück: 15. Will Stevens (Großbritannien) Manor-Marussia-Ferrari, 16. Roberto Merhi (Spanien) Manor-Marussia-Ferrari

ausgeschieden: Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes, Fernando Alonso (Spanien) McLaren-Honda, Pastor Maldonado (Venezuela) Lotus-Mercedes, Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Mercedes