Budapest. Sebastian Vettel gewinnt das spektakuläre Rennen in Ungarn vor Kwjat und Ricciardo. Pech für Rosberg und Räikkönen. Wut bei Hamilton.

Was für ein spannendes Rennen. Beim Großen Preis in Ungarn war alles dabei. Safety-Car, Fahrfehler und tolle Überholmanöver. Allen voran stand die Leistung von Sebastian Vettel, der von Position drei ins Rennen ging und noch vor der ersten Kurve Lewis Hamilton überholt hatte und seit dem die Führung nicht mehr abgegeben hat.

Für den viermaligen Formel-1-Weltmeister war es nach der emotionalen Woche nach dem Tod von Jules Bianchi der erste Sieg in Ungarn. Für Ferrrari ist es der zweite Saisonsieg. In einem turbulenten Rennen komplettierte das Red-Bull-Duo Daniil Kwjat (Russland) und Daniel Ricciardo (Australien) das Podest.

Weltmeister Lewis Hamilton baute im Mercedes seine WM-Führung aus, obwohl er nur Rang sechs belegte, da Teamrivale Nico Rosberg (Wiesbaden) kurz vor dem Ziel auf Rang zwei liegend mit zerstörtem Hinterreifen die Box ansteuern musste. Der Deutsche landete auf Rang acht.

„Danke Jules, dieser Sieg ist für dich“

„Danke Jules, dieser Sieg ist für dich. Wir wussten, früher oder später würde er für dieses Team fahren“, sagte Vettel mit leicht zittriger Stimme unmittelbar nach der Zieldurchfahrt im Boxenfunk.

Für Vettel-Landsmann Nico Rosberg platzten kurz vor Rennende alle Träume auf den Sieg oder zumindest einen Podestplatz, als er sich einen Plattfuß bei einem Manöver von Daniel Ricciardo holte. Er landete nur auf Platz acht. Teamkollege und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton wurde Sechster.

Sensationeller Zweiter in einem von Beginn an mitreißenden Rennen wurde Daniil Kwjat im Red Bull, auf Rang drei kam sein Teamkollege Ricciardo. An der Spitze aber feierte der 28 Jahre alte Vettel auch noch den erste deutschen Sieg in der Puszta seit Michael Schumacher 2004.

Verkorstes Rennen für Hamilton

In der WM-Wertung machte der Hesse vor der Sommerpause auch Boden gut. Hamilton, der nach einem verpatzten Start von der Pole aus und einem Ausritt in den Kies mit Wut im Bauch vom zehnten Rang aus nach vorn fuhr und Schadensbegrenzung betrieb, bleibt mit 202 Punkten vor Rosberg (181) und Vettel (160).

Formel-1-Stars gedenken Jules Bianchi

Vor der Kirche, wo die Trauerfeier stattfand, liegen Blumen und Kränze auf dem Boden. Zudem erinnert ein überdimensionales Porträt an den verunglückten Formel-1-Piloten Jules Bianchi
Vor der Kirche, wo die Trauerfeier stattfand, liegen Blumen und Kränze auf dem Boden. Zudem erinnert ein überdimensionales Porträt an den verunglückten Formel-1-Piloten Jules Bianchi © dpa | Olivier Anrigo
Trauergäste blicken auf die vielen Kränze, die Bianchi gedenken sollen
Trauergäste blicken auf die vielen Kränze, die Bianchi gedenken sollen © dpa | Olivier Anrigo
Ein Trauergast erschien mit einem Formel-1-Helm zu dem Gottesdienst
Ein Trauergast erschien mit einem Formel-1-Helm zu dem Gottesdienst © dpa | Olivier Anrigo
Der Sarg des 25-jährigen Bianchi wurde in einem schwarzen Leichenwagen zur Trauerkirche in Nizza transportiert
Der Sarg des 25-jährigen Bianchi wurde in einem schwarzen Leichenwagen zur Trauerkirche in Nizza transportiert © dpa | Olivier Anrigo
Dort angekommen, übernahmen eine Reihe von Bianchis ehemaligen Fahrerkollegen den Sarg, um ihn zunächst in die Kirche hinein-...
Dort angekommen, übernahmen eine Reihe von Bianchis ehemaligen Fahrerkollegen den Sarg, um ihn zunächst in die Kirche hinein-... © dpa | Olivier Anrigo
... und anschließend wieder hinauszutragen
... und anschließend wieder hinauszutragen © dpa | Olivier Anrigo
Auch Sebastian Vettel (l.) und Romain Grosjean erwiesen Bianchi die letzte Ehre
Auch Sebastian Vettel (l.) und Romain Grosjean erwiesen Bianchi die letzte Ehre © dpa | Olivier Anrigo
Sebastian Vettel sah man die Trauer über den Tod des 25-Jährigen deutlich an
Sebastian Vettel sah man die Trauer über den Tod des 25-Jährigen deutlich an © dpa | Olivier Anrigo
Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton erwies Bianchi die letzte Ehre ...
Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton erwies Bianchi die letzte Ehre ... © dpa | Olivier Anrigo
... genau wie Teamkollege Nico Rosberg
... genau wie Teamkollege Nico Rosberg © dpa | Olivier Anrigo
Der vierfache Weltmeister Alain Prost (weißes Hemd)
Der vierfache Weltmeister Alain Prost (weißes Hemd) © dpa | Olivier Anrigo
Auch der frühere österreichische Formel-1-Fahrer Alexander Wurz gehörte zu den Trauergästen
Auch der frühere österreichische Formel-1-Fahrer Alexander Wurz gehörte zu den Trauergästen © dpa | Olivier Anrigo
Olivier Panis, der seine Karrriere 2004 beendet hatte, war ebenfalls in Nizza vor Ort
Olivier Panis, der seine Karrriere 2004 beendet hatte, war ebenfalls in Nizza vor Ort © dpa | Olivier Anrigo
Vor der Trauerkirche kamen die Fahrer, Freunde und Familienmitglieder zusammen
Vor der Trauerkirche kamen die Fahrer, Freunde und Familienmitglieder zusammen © dpa | Olivier Anrigo
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Die Freude, mit der sonst Siege zelebriert werden, wurde allerdings durch die Erinnerungen an Jules Bianchi getrübt. Er war mit gerade mal 25 Jahren an den Folgen seines schrecklichen Unfalls im Oktober 2014 in Japan gestorben und am Dienstag beerdigt worden. Auch Vettel hatte den Sarg getragen. Bianchi kam aus der Ferrari-Schmiede und galt als künftiger Kandidat bei der Scuderia.

Das Rennen im Liveticker

Vor dem Rennen hatte die gesamte Formel-1-Gemeinde dem am 17. Juni gestorbenen Ex-Piloten gedacht. Es waren bewegende Momente, wie sie die Motorsport-Königsklasse seit den letzten tödlichen Fahrer-Unfall 1994 von Senna am 1. Mai 1994 und Roland Ratzenberger am 30. April 1994 nicht mehr erlebt hat.

Alle Piloten stellten sich mit Bianchis Familie in einem Kreis auf, in ihrer Mitte lagen die Helme um den mit der Nummer 17 von Bianchi. Das Manor-Team, für dessen Vorgänger der Franzose Bianchi gefahren war, stand hinter einem Schild mit den Worten: „We miss you Jules.“

Safety-Car machte das Rennen noch mal spannend

Eine Viertelstunde später wich das Schweigen den lärmenden Motoren. Hamilton kam nach seiner 46. Pole Position ganz schlecht los, binnen weniger Meter lag Vettels roter Renner gleichauf. Dahinter drängte auch Kimi Räikkönen. Letztlich zog das Ferrari-Duo an beiden Silberpfeilen vorbei. Wie schon in Silverstone verpatzten beide Mercedes-Männer nach den Quali-Rängen eins und zwei den Start.

Und dann patzte Hamilton noch einmal: Beim Versuch, Rosberg wieder einzuholen, musste er durch den Kies. Hamilton reihte sich auf Rang zehn ein und ätzte, Rosberg habe ihn abgedrängt. Da wurden bereits Erinnerungen wach an die Eskalation des Teamzoffs bei Silber vor einem Jahr, ebenfalls in Ungarn. Damals hatte sich Hamilton der Teamanordnung widersetzt, Rosberg vorbeizulassen.

Hamilton versuchte auf einem seiner Lieblingskurse, auf dem er bislang vier Siege feierte, alles. Als Nico Hülkenbergs Force India in der 42. Runde den Frontflügel verlor und der Emmericher frontal in die Reifenstapel krachte, lag Hamilton bereits auf Rang vier. Das Safety Car kam raus, alle Vorsprünge waren dahin.

Als das Sicherheitsauto wieder in die Box steuerte, preschte Rosberg direkt am zweitplatzierten Räikkönnen vorbei. Kurz darauf musste der Finne wegen eines Antriebsproblems aufgeben. Hamilton demolierte sich dagegen im Duell mit Ricciardo den Frontflügel. Er musste noch mal an die Box, reihte sich auf Platz zwölf wieder ein und musste dann noch eine Durchfahrtsstrafe hinnehmen. „Es tut mit so leid, Jungs“, funkte er an seine Crew, rettete danach aber immerhin seine WM-Führung.

Als wäre auf dem Kurs, dem bislang der Ruf als Langweiler vorauseilte, nicht schon genug passiert, schlitzte Ricciardo Rosberg den Hinterreifen auf. Damit kam erstmals in dieser Saison kein Mercedes aufs Podium.