Es lief alles für Rosberg – bis er sich zweimal verbremste. Der Deutsche entschuldigt sich bei seiner Crew. Der Mercedes-Rivale macht Boden gut im bitterbösen Duell um die WM-Krone. Vettel muss sich schon wieder Ricciardo geschlagen geben.

Monza. Nico Rosberg entschuldigte sich bei seinem Team, für seinen siegreichen Stallrivalen hatte der deutsche WM-Spitzenreiter immerhin ein paar lobende Worte parat. Zwei kapitale Fahrfehler kosteten den Mercedes-Piloten am Sonntag den Sieg beim Europa-Finale in Monza. Im ersten Formel-1-Rennen nach dem vermeintlichen Nichtangriffspakt der beiden Dauer-Duellanten jubelte dafür Lewis Hamilton vor Rosberg. Felipe Massa belegte im Williams beim Großen Preis von Italien auf dem Hochgeschwindigkeitskurs den dritten Platz.

„Es tut mir leid für meine Jungs“, sagte Rosberg noch via Boxenfunk. Bei der Siegerzeremonie stieß er nur höchst verhalten mit Hamilton an, der vor dem Nachtrennen in zwei Wochen in Singapur den Rückstand auf 22 Punkte im Klassement verkürzte. „Lewis ist heute ein tolles Rennen gefahren, er hat es verdient.“

Dann nahm der WM-Spitzenreiter alle Schuld auf sich: „Ich habe zwei Fehler gemacht.“ Bei seinem zweiten unerklärlichen Verbremser vor der „prima variante“ sei Hamilton schnell von hinten gekommen. „Ich machte dann den Fehler. Das war sehr schlecht und kostete mich die Führung. Monza ist einer der schwierigsten Kurse im Kalender für das Bremsen. Aber das ist keine Entschuldigung“, sagte Rosberg. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hatte keine Erklärung für diese Aussetzer: „Das war so gar nicht Nico like“, urteilte er. „Zwei Verbremser sind nicht so sein Ding.“

Hamilton war von der Pole-Position nach technischen Problemen beim Start auf Rang vier zurückgefallen und hatte sich einmal mehr nach vorne gekämpft. Durch Rosbergs Patzer fiel ein erneutes hartes Duell zwischen den Teamkollegen aus – zur Freude ihres Vorgesetzten. „Die Art Adrenalinschübe brauchen wir nicht mehr“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel verpasste im Red Bull als Sechster klar seinen dritten Podestrang in dieser Saison. Überholt wurde er kurz vor Schluss von seinem zuletzt zweimal nacheinander siegreichen Teamkollegen Daniel Ricciardo. „Es war nicht ganz ideal. Ich denke, wir waren etwas zu aggressiv mit unserer Strategie. Es war mehr drin“, klagte Vettel.

Nicht so für Fernando Alonso im Ferrari: Der zweimalige Weltmeister schied nach etwas über der halben Renndistanz aus. So blieb der neunte Rang von Kimi Räikkönen ein schwacher Trost beim Heimrennen der Scuderia im Königlichen Park.

In der WM-Wertung verkürzte Hamilton (216) mit seinem sechsten Saisonsieg und seinem 28. Karriereerfolg den Rückstand auf Rosberg (238) um sieben auf 22 Punkte. Rechnerisch könnte er den viermaligen Saisongewinner damit schon beim nächsten Grand Prix in zwei Wochen in Singapur von der Spitze verdrängen.

Wie Rosberg beim folgenschweren Rennen in Spa kam diesmal Pole-Mann Hamilton wegen eines technischen Problems kaum vom Fleck weg. Der Deutsche zog locker vorbei, auch Massa, Hamilton reihte sich nach der Schikane nur noch auf Rang vier ein. Direkt dahinter schon Vettel, der von Platz acht gestartet war. Der Qualifikations-Dritte Valtteri Bottas wurde im zweiten Williams zunächst bis auf Rang elf durchgereicht, wurde aber am Schluss noch Vierter. Besser hätte es für Rosberg also zunächst nicht laufen können: Der kompromisslose Teamrivale auf gehöriger Distanz, das gefürchtete Williams-Duo auseinandergerissen.

Im neunten von 53 Umläufen auf dem 5,793 Kilometer Kurs des Autodromo Nazionale di Monza verbremste sich Rosberg vor der Schikane aber das erste Mal und verlor einiges von seinem Vorsprung auf Hamilton. In Runde zehn schnappte sich der Brite Massa und rückte auf Rang zwei vor. In der Hamilton-Box applaudierten die Mechaniker. Der Rückstand auf Rosberg schmolz.

In Runde 29 dann der zweite dicke Patzer Rosbergs: Wieder in der ersten Schikane durch den viel Zeit kostenden Notausgang. Und dieses Mal zog Hamilton auf der Piste locker vorbei. Der Deutsche konnte anschließend nicht mehr kontern. Am Kommandostand konnte sich Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Der Österreicher versicherte indes, diese Bilder seien zu einem anderen Zeitpunkt entstanden: „Ich denke, dass ich gegrinst habe, als Lewis Nico näherkam. Diese Bilder sind nie live.“

Die Formel-1-WM nach Italien

1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 238

2. Lewis Hamilton (England) Mercedes 216

3. Daniel Ricciardo (Australien) Red-Bull-Renault 166

4. Valtteri Bottas (Finnland) Williams-Mercedes 122

5. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari 121

6. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red-Bull-Renault 106

7. Jenson Button (England) McLaren-Mercedes 72

8. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force-India-Mercedes 70

9. Felipe Massa (Brasilien) Williams-Mercedes 55

10. Kimi Räikkönen (Finnland) Ferrari 41

11. Sergio Perez (Mexiko) Force-India-Mercedes 39

12. Kevin Magnussen (Dänemark) McLaren-Mercedes 38

13. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro-Rosso-Renault 11

14. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus-Renault 8

15. Daniil Kwjat (Russland) Toro-Rosso-Renault 8

16. Jules Bianchi (Frankreich) Marussia-Ferrari 2

Bei Punktgleichheit werden für die Ermittlung der jeweiligen Platzierung die besten Einzelresultate hinzugezogen.

TEAMWERTUNG:

1. Mercedes 454

2. Red-Bull-Renault 272

3. Williams-Mercedes 177

4. Ferrari 162

5. McLaren-Mercedes 110

6. Force-India-Mercedes 109

7. Toro-Rosso-Renault 19

8. Lotus-Renault 8

9. Marussia-Ferrari 2