Das Mercedes-Duell um den Titel in der Formel 1 wird emotionaler, die Spannungen zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton immer deutlicher - und der Deutsche hat mit seinem Sieg in Monaco ein Zeichen gesetzt.

Monte Carlo. Sogar George Lucas war nach Monaco gekommen, um die neueste Episode im „Krieg der Sterne“ nicht zu verpassen. Und dem Kult-Regisseur des Originals dürfte gefallen haben, was er sah - das heftige Mercedes-Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton entwickelt tatsächlich Potenzial für die ganz große Leinwand. Aus Freunden werden Gegner, aus Gegnern werden Feinde - und der Underdog schlägt zurück. Für die Spannung im WM-Kampf ist all das Gold wert.

„Auf der Strecke sind sie Feinde“, bestätigte sogar Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach Rosbergs Sieg vor Hamilton, mit dem der Deutsche sich an einem denkwürdigen Wochenende im Fürstentum die WM-Führung zurückgeholt hatte (122:118 Punkte). Und Freunde, so Wolff, seien die beiden ohnehin nie gewesen, „auch wenn sie es am Saisonbeginn behauptet haben.“

All dies sei so durchaus zu erwarten gewesen, erklärte der Österreicher, und wählte einen anschaulichen Vergleich. „Wenn zwei Männer um dieselbe Frau kämpfen, dann mögen sich diese beiden nicht mehr“, sagte Wolff der Bild-Zeitung: „Und die beiden kämpfen um dieselbe Frau - um den WM-Titel.“ Die Spannungen zwischen den Piloten waren in Monaco daher allgegenwärtig. Schon im Qualifying hatte Rosberg mit einem Verbremser Hamiltons schnelle Runde blockiert und sich auch dadurch die Pole Position gesichert. Hamilton vermutete Absicht und würdigte den Rivalen anschließend keines Blickes.

Im Rennen zeigte der zuvor so häufig als zu nett verschriene Rosberg dann, dass er den Kampf annimmt, wurde später mit Lob überschüttet - nur Hamilton gehörte nicht zu den Gratulanten. Der 29-Jährige stand abseits, wirkte angeschlagen, und die Kräfteverhältnisse innerhalb des Teams scheinen nun vorerst neu sortiert.

Denn nicht nur Rosberg zeigte eine Seite, die man von ihm selten gesehen hat. Auch der sonst so taffe Hamilton, der zuvor bei vier Siegen in Folge durch seine Kompromisslosigkeit beeindruckt hatte, erscheint in einem anderen Licht. Intern überraschte das allerdings nicht. „Lewis ist sehr sensibel und ehrgeizig“, sagt Wolff, „und eine von unseren Aufgaben ist es jetzt, seine Bedürfnisse zu befriedigen.“ Immerhin, der Engländer hatte seinen Trotz bald wiedergefunden. „Es war ein schwieriges Wochenende, aber was dich nicht zerbricht, das macht dich stärker“, sagte er schon mit Blick auf das kommende Rennen in Kanada (8. Juni).

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Für Mercedes ist dieses Duell nun einerseits wertvoll, denn die Silberpfeile betreiben derzeit echte Werbung für die Formel. Doch das Werksteam muss sich auch vorsehen, denn der viel thematisierte erste Crash von Rosberg und Hamilton scheint nicht mehr fern. Und dann sind härtere Maßnahmen von oben gefordert. „Den Luxus dieses Duells“, sagt Wolff, „können wir uns nur erlauben, weil wir noch eine gewisse Lücke zu den Teams hinter uns haben.“ Verschärfe sich die Lage jedoch, könne eine Teamorder nötig werden.

Der dreimalige Weltmeister Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Rennstalls, mahnte zuletzt ebenfalls zur Vorsicht. Doch der Österreicher räumt auch ein, dass es im Titelkampf nun mal zur Sache geht. „Du musst ein Bastard sein, um in der Formel 1 etwas zu holen“, sagt der 65-Jährige, „nette Jungs gewinnen nichts.“ Und Lauda muss es wissen - sein episches WM-Duell mit James Hunt hat es im Film „Rush“ schließlich auf die Leinwand geschafft.