Beim Großen Preis in Bahrain siegte Lewis Hamilton vor Nico Rosberg, der von der Pole startete. Titelverteidiger Sebastian Vettel war von einem Sieg weit entfernt, schaffte am Ende immerhin noch Platz sechs.

Sakhir. Nach ihrem atemberaubenden Duell um den Sieg im 900. Grand-Prix der Formel-1-Geschichte waren Sieger Lewis Hamilton und der geschlagene Nico Rosberg auch ohne Champagner völlig berauscht. „Das war das aufregendste Rennen, das ich in meiner Karriere gefahren bin“, sagte trotz verpassten Siegs ein strahlender Rosberg im Lichtermeer von Bahrain. „Nico ist fantastisch gefahren, es war hart, ihn hinten zu halten. Es war ganz knapp, aber hat Riesenspaß gemacht“, meinte Hamilton nach der Rosenwasser-Dusche auf dem Podest der ersten Drei. Dort fehlte am Sonntag der Sieger der vergangenen beiden Jahre: Titelverteidiger Sebastian Vettel konnte nach verkorkster Qualifikation lediglich den sechsten Platz retten.

„Ich denke, viel mehr war heute nicht drin“, räumte Vettel ein, während über dem Nachthimmel ein Feuerwerk zündete – vor allem zu Ehren der momentan konkurrenzlosen Silberpfeile nach ihrem zweiten Doppelerfolg nacheinander. Immerhin konnte sich Vettels Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo nach Startplatz 13 wegen einer Strafe noch bis auf den vierten Rang vorarbeiten. „Wir sind Best of the Rest“, meinte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko.

An den drittplatzierten Sergio Perez kam der erneut starke Ricciardo in einem der aufregendsten Rennen der Formel 1 seit langem aber nicht mehr ran. Dessen deutscher Force-India-Stallrivale Nico Hülkenberg schob sich als Fünfter auch noch vor Vettel. Adrian Sutil musste im Sauber nach einer unverschuldeten Kollision aufgeben. Das weltmeisterliche Ferrari-Duo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen blamierte sich vor den Augen von Präsident Luca di Montezemolo auf den Rängen neun und zehn.

Das Tempo bestimmte einzig und allein Mercedes. In der Box hämmerte nach dem dritten Sieg nacheinander die Musik, die Mechaniker und Ingenieure stießen an: „Zur Beruhigung“, meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der faszinierende Zweikampf seiner beiden Piloten gefiel aber auch ihm: „Das sind wir den beiden schuldig, das sind wir den Fans schuldig, so wollen wir Rennen fahren.“ Auch Team-Oberaufseher Niki Lauda war aus dem Häuschen: „Es lebe der Sport, was heute geboten wurde an Motorsport, war unglaublich.“

Rosberg verpasste zwar die Einstellung der fünf Karriereerfolge seines Vaters Keke, verteidigte aber die Führung in der WM-Gesamtwertung mit 61 Punkten vor seinem Teamrivalen (50). Sensationeller Gesamtdritter ist Hülkenberg (28). Er haderte aber: „Wenn der Teamkollege aufs Podium fährt, ist man nicht glücklich.“

Dabei wird das erste Flutlichtrennen in Bahrain vor allem als Grand Prix der Teamduelle in die Geschichte eingehen. Rosberg konnte die fünfte Pole Position nur wenige Sekunden verteidigen. Er zog nach innen, drängte seinen Mercedes-Rivalen Hamilton fairerweise aber nicht in die Mauer. Der nutzte das eiskalt, lag bei der Anfahrt auf die erste Kurve innen gleichauf. Danach führte der Brite das Feld an. „Es war ein massiver Kampf. Man hat gesehen, es gibt keine Teamorder. Wir wollen eine aufregende Show bieten“, betonte Rosberg.

Gegen seinen eigenen Kollegen musste sich auch Vettel wehren, letztlich vergeblich. „Wir waren irgendwie auf der Geraden zu langsam. Auch im Vergleich zum Daniel weiß ich nicht, warum ich so viel verloren habe“, meinte Vettel. Nachdem er die Top Ten in der Qualifikation verpasst hatte, profitierte er zunächst ausgerechnet noch von der Strafe gegen Ricciardo vom Rennen zuvor. Der Australier verlor Startrang drei und musste von Position 13 den dritten WM-Lauf der Saison in Angriff nehmen. Vettel von zehn. Zwischenzeitlich funktionierte die Überholhilfe DRS bei Vettels Wagen im Rennen nicht, die Box forderte ihn auf: Lass Ricciardo vorbei. Vettel gehorchte.

Dagegen leisteten sich Hamilton und Rosberg einen Zweikampf, bei dem die Teamverantwortlichen dennoch schwer ins Schwitzen kamen. Runde 18: Rosberg attackierte Hamilton, zog vorbei. Der Brite konterte wagemutig und verwegen, aber vor allem erfolgreich. Rosberg wütete via Boxenfunk: „Sagt ihm, dass das nicht in Ordnung war.“ Eine Runde später versuchte er es an derselben Stelle wieder, kam wieder vorbei und behielt diesmal zunächst den Spitzenplatz. Aber wieder nur für kurze Zeit.

Eine Safety-Car-Phase nach einem heftigen Überschlag von Esteban Gutierrez im Sauber durch ein viel zu riskantes Manöver von Pastor Maldonado im Lotus ließ die Abstände wieder schrumpfen. Zeit für Mercedes, vom Kommandostand die beiden Stallrivalen zu erinnern: „Hallo, hier ist Paddy. Wir haben noch zehn Runden. Bitte sorgt dafür, dass wir beide Autos ins Ziel bringen“, funkte der Technik-Direktor Lowe, erst an Hamilton, dann an Rosberg. „Okay“, antwortete der gebürtige Wiesbadener.

Dennoch versuchte es Rosberg noch einmal, und wieder verteidigte Hamilton seine Führung bis ins Ziel nach 302,238 Kilometern zu seinem 24. Karrieresieg, auf den er zunächst nur mit dem landestypischen Rosenwasser auf dem Podium anstoßen durfte.