Weltmeister Sebastian Vettel tauft seinen neuen Wagen, der ihm so viel Probleme bereitet, „Suzie“. Sein Rennstall Red Bull fürchtet den Abgang des 26-Jährigen. Vettel gibt sich mit der Rolle des Mitläufers nicht zufrieden.

Melbourne. Mit Kritik an seiner zickigen „Suzie“ hält sich Sebastian Vettel weiter auffallend zurück, beim schwächelnden Red-Bull-Team wächst in der Krise dennoch die Angst vor einem vorzeitigen Abgang des Weltmeisters. „Wenn dieser desaströse Zustand sich nicht bald ändert, könnte ich es ihm nicht verübeln, wenn er über einen Wechsel nachdenkt“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko der Bild-Zeitung.

Kurz vor dem Start der Formel-1-Saison am Sonntag (7.00 Uhr/RTL und Sky) in Melbourne verbreitet Vettel zwar demonstrativ Optimismus („Ich kann gar nicht erwarten, dass es endlich losgeht“) und geht von schnellen Verbesserungen aus. Doch Fakt ist: Mit einer Rolle als Mitläufer gibt sich der viermalige Champion, der offiziell noch einen Vertrag bis 2015 besitzt, nicht zufrieden. Vettel will dominieren – genau wie in den vergangenen Jahren.

Noch ist jedoch fraglich, ob oder wann ihm Red Bull das nach den tief greifenden Regeländerungen im Winter garantieren kann. Wechselgedanken scheinen bei anhaltenden Schwierigkeiten die logische Folge zu sein. Der neue Turbomotor von Renault macht große Probleme, auch das Gesamtpaket des RB10, den der Heppenheimer am Mittwoch auf den Namen „Suzie“ taufte, passt (noch) nicht.

Bei den Tests in Jerez und Bahrain fuhr das Weltmeisterteam entweder hinterher oder stand in der Box, in Melbourne soll nun aber angeblich alles besser werden. Der 26 Jahre alte Vettel versicherte, dass Red Bull in Australien ein runderneuertes Auto auf die Strecke stellen wird. Trotzdem ist es mehr als unwahrscheinlich, dass Vettel damit sofort um den Sieg mitfahren kann und ein ernsthafter Konkurrent für Mercedes oder Ferrari ist.

„Wenn wir mit beiden Autos in den Punkten landen, wäre das ein sehr solides Resultat. Damit sollten wir zufrieden sein“, sagte Vettels neuer Teamkollege Daniel Ricciardo. Der Australier ersetzt in diesem Jahr seinen Landsmann Mark Webber, will sich mit der Rolle des zweiten Mannes aber nicht zufrieden geben. „Ich erwarte einen großen Wettbewerb mit Seb“, sagte der 24-Jährige.

Vettel bleibt noch gelassen


Dieser beginnt am Freitag. Dann geht Vettel mit seiner „Suzie“ im Albert Park beim ersten Training erstmals auf die Rennstrecke. „Wir werden stärker und stärker“, versicherte Ricciardo derweil. Wichtig sei es jetzt, „sehr viele Runden zu fahren. Umso mehr wir auf der Strecke sind, desto mehr werden wir uns verbessern. Jede Runde ist wichtig, um den Rückstand zu verringern.“ Doch dieser ist noch enorm, gerade die Mercedes-Silberpfeile mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton scheinen dank ihres starken neuen Motors bereits weit enteilt zu sein.

Vettel bleibt jedoch gelassen. Am Dienstagabend lud er sein Team zum traditionellen Essen in ein Nobelrestaurant ein, dort wurde – wie in jedem Jahr – über den (Mädchen-)Namen des neuen Boliden entschieden. „Wir nennen sie Suzie. Es gibt keinen speziellen Grund dafür, uns gefällt einfach der Name“, erklärte Vettel auf seiner Homepage.

„Suzie“ wird nun die Nachfolgerin von „Hungry Heidi“, mit der Vettel 2013 überlegen seinen vierten Titel in Serie und zuletzt neun Triumphe in Serie gefeiert hatte. In der Vergangenheit war die Namenswahl mit „Randy Mandy“ oder „Kate's Dirty Sister“ zwar schon deutlich extravaganter, doch hat Vettel aktuell ganz andere Probleme, als sich spektakuläre Kosenamen auszudenken.

Rosberg erwartet keine Probleme mit Hamilton


Vettels Landsmann und Formel-1-Konkurrent Nico Rosberg erwartet indes auch bei sportlich hart geführten Duellen keine atmosphärischen Störungen mit seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton. „Es wird hart für unsere Freundschaft, ja“, sagte Rosberg angesichts der steigenden Rivalität: „Wenn Teampartner um Topresultate kämpfen, wird es sicher immer schwieriger. Aber bis hierher hat es geklappt, wir können damit umgehen.“

Vor Saisonbeginn gehören die Silberpfeil-Piloten zu den heißesten Kandidaten auf den WM-Titel. Auch deswegen könnte sich ihre Rivalität in den nächsten Monaten zuspitzen. „Es ist immer schwer gegen ihn zu fahren“, sagte Rosberg über seinen britischen Kollegen, gegen den er in der Jugend bereits im Kart angetreten ist: „Er ist sehr schnell, aber das ist das, was ich an diesem Sport liebe – diese Herausforderungen.“

Eine klare Rollenverteilung gibt es bei Mercedes nicht, weder der 29 Jahre alte Ex-Weltmeister Hamilton noch der knapp sechs Monate jüngere Wiesbadener Rosberg ist die klare Nummer eins im Team. „Ich versuche, mich immer so gut es geht vorzubereiten, und will aus jedem Bereich das Maximum herauszuholen. Dann werden wir sehen, was dabei herauskommt“, sagte Rosberg, der in seiner Karriere bislang drei Rennen in der Königsklasse gewinnen konnte.