„Kimi war der beste Fahrer auf dem Markt“, äußert sich der Ferrari-Pilot vor dem Großen Preis von Singapur lobend über seinen neuen Teamkollegen.

Singapur. Die neuen Teamkollegen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit bei Ferrari und sehen im Gegensatz zu vielen Experten und Ex-Kollegen kein erhöhtes Konfliktpotenzial. „Meine Meinung ist, dass Kimi auf dem Markt der beste Fahrer war, den wir bekommen konnten. Ich war von Anfang an über alle Entscheidungen des Teams informiert“, sagte Alonso: „Ich bin glücklich mit der Situation.“

Der Finne Räikkönen („Ich bin sehr glücklich“), der schon zwischen 2007 und 2009 bei der Scuderia aktiv war und in seinem ersten Jahr den bis heute letzten WM-Titel für den Traditionsrennstall gewann, bewertet die Situation ähnlich. „Wir sind alt genug, um genau zu wissen, was wir machen. Wenn es doch Probleme geben sollte, werden wir darüber sprechen“, sagte der 32-Jährige: „Wir sind keine 20 Jahre alten Jungs mehr. Es wird sicher harte Kämpfe auf der Strecke geben, aber ich bin sicher, dass das funktionieren wird.“

Alonso und Räikkönen bilden in der kommenden Saison bei den Italiener für viele die wohl explosivste Fahrer-Paarung. Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve, 42, meinte gar im Interview mit „bild.de“: „Die sind ja komplett wahnsinnig bei Ferrari, Kimi zurückzuholen. Er kann nicht mit Ingenieuren arbeiten, er kann das Auto nicht weiterentwickeln, er nimmt keine Sponsoren-Termine wahr – er kann nur schnell Auto fahren.“

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali jedoch glaubt nach der Ausbootung von Felipe Massa zum Saisonende an das ungleiche Duo. „Vielleicht haben die anderen Teams einfach Angst, weil wir jetzt so stark sind. Ich höre weiterhin nicht darauf, was andere zu unseren Entscheidungen sagen“, sagte Domenicali drei Tage vor dem Großen Preis von Singapur bei einer Pressekonferenz: „Wir haben jetzt den Luxus dieser Situation. Ich sehe keinen Grund, dass wir unsere Philosophie ändern sollten.“

Räikkönen wird diese Saison noch bei Lotus beenden und anschließend zu den Italienern zurückkehren. „Ich habe meinen Lohn nicht bekommen“, nannte Räikkönen als Grund für den Weggang. Bei Ferrari befürchtet er ähnliche Szenarien nicht: „Ich hatte nie ein schlechtes Gefühl mit Ferrari, denn ich habe gute Erinnerungen an die Zeit. Es gibt viele Geschichten aus meiner Vergangenheit, aber die sind alle von den Medien.“

Die Frage, wer bei dem Traditions-Rennstall künftig der Fahrer Nummer eins sei, würde sich jedenfalls gar nicht stellen. „So etwas gibt es bei uns nicht. Wir werden vom ersten Rennen an versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen“, betonte Alonso.

Auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel in Serie will sich Sebastian Vettel in Singapur indes nicht an wilden Rechenspielen beteiligen. Wann er frühestens erneut Weltmeister werden könnte, interessiert den Champion momentan angeblich überhaupt nicht. „Ich versuche nicht, mit einem besonders großen Vorsprung Weltmeister zu werden. Ich denke auch nicht darüber nach, was die anderen machen oder was punktemäßig gut und schlecht für uns ist“, sagte Vettel: „Am Ende kann man eine Million Theorien aufstellen, aber dann kommt es doch anders, als man denkt.“

Stattdessen gibt es nur ein Ziel: „Ich will hier gewinnen, darauf konzentriere ich mich voll.“ Angesichts seiner Erfolgsserie stört sich der Heppenheimer auch nicht an einer möglichen Langeweile im Formel-1-Zirkus. „Es gibt sicher Leute, die gelangweilt davon sind, dass Red Bull so oft gewinnt, aber wir sind es nicht“, betonte der 26-Jährige: „Wir wissen, dass es keine Garantie für Siege gibt. Wir haben zwar ein starkes Paket, aber müssen auch hart arbeiten, um ganz vorne zu sein und zu bleiben.“

Vor dem 13. von 19 WM-Rennen (14.00 Uhr, RTL und Sky) beträgt Vettels Vorsprung in der Gesamtwertung beruhigende 53 Punkte auf Alonso (169), dahinter folgt fast schon chancenlos Lewis Hamilton (141) im Mercedes auf Rang drei. „Ich wusste gar nicht, dass es 53 Punkte Vorsprung sind“, sagte Vettel, der mit Spannung auf das einzige Nachtrennen der Saison blickt: „Ich liebe diese Strecken, aber es ist auch eine Hassliebe. Es ist sehr schön, aber auch sehr fordernd.“ In den vergangenen beiden Jahren hatte er das spektakuläre Rennen in Südostasien jeweils gewonnen.