Die Formel 1 startet in die heiße Phase. Die neuen Autos müssen nun auf dem Asphalt auf den Prüfstand. Ein Ausblick aufs Rennjahr.

Jerez de la Frontera. Der Punktlandung mit der erstmaligen WM-Führung nach dem Finale im ersten Titeljahr folgte eine Saison nur im Zeichen von Sebastian Vettel. Um den Hattrick als erst dritter Pilot in der Formel-1-Geschichte und als jüngster überhaupt perfekt zu machen, musste der 25 Jahre Heppenheimer vergangenes Jahr eine beeindruckende Aufholjagd hinlegen. Was die Formel-1-Fans 2013 erwartet, dürfte sich bei den Testfahrten von diesem Dienstag an im südspanischen Jerez de la Frontera andeuten. Dies sind die wichtigsten Fragen:

Wird es erneut so eine verrückte Saison wie im vergangenen Jahr mit sieben verschiedenen Siegern in den ersten sieben Rennen?

Fernando Alonso rechnet nicht damit. Vielleicht ist die Hoffnung Vater des Gedankens. Der Spanier kristallisierte sich Ende der vergangenen Saison zum einzigen Rivalen von Sebastian Vettel heraus, am Ende fehlten drei Punkte. Der WM-Dritte Kimi Räikkönen dürfte nach seinem Erfolg in Abu Dhabi im Lotus gleich von Beginn an zu den Siegkandidaten zählen. Red Bull kann auf seinem am Ende wieder überlegenen WM-Auto aufbauen. McLaren braucht endlich einen großen Triumph. Wie sich aber Neuzugang Sergio Pérez an der Seite von Ex-Champion Jenson Button schlägt, bleibt abzuwarten. Durchaus einiges – Podiumsplätze, wenn nicht gar Siege – ist auch Sauber mit dem Deutschen Nico Hülkenberg zuzutrauen. Und Mercedes will mit Nico Rosberg und Neuzugang Lewis Hamilton den Silberpfeil endlich glänzen lassen. Kandidaten fürs Podest könnte es also erneut reichlich geben. Findet übrigens auch Titelverteidiger Vettel.

Was spricht für einen erneuten Titelgewinn von Vettel?

Zum einen ist die Red-Bull-Mannschaft, die in den vergangenen drei Jahren alle Titel abräumte, unverändert. Das letztjährige Fahrzeug lief nach anfänglichen Malaisen in der entscheidenden WM-Phase wie geschmiert. Und Vettel, 101-maliger Grand-Prix-Starter, sammelt mit jedem weiteren Rennen mehr Erfahrung. Übermütig wird er nicht, er weiß: Unterm Strich fängt auch er wieder bei Null an.

Vettel, Rosberg und Hülkenberg – warum sind auf einmal nur noch drei deutsche Fahrer dabei?

Für Rekordweltmeister Michael Schumacher, der sich endgültig in die Formel-1-Rente abmeldete, und Timo Glock, der aus finanziellen Gründen den Vertrag mit dem klammen Rennstall Marussia auflöste und zu BMW in die DTM wechselte, kam kein Ersatz. Nachdem zu Beginn der Saison 2011 noch sechs deutsche Piloten die mit Abstand stärkste Fraktion gebildet hatten, sind nun nur noch drei übrig. Ob Adrian Sutil, vor zwei Jahren einer aus dem Sextett, nach einjähriger Pause doch noch zurückkehrt, ist weiter offen.

Was hat sich sonst noch geändert?

Für die kommende Saison gibt es keine großen Regeländerungen. Die Teams konnten bei ihren neuen Autos daher auf den Rennwagen der vergangenen Saison aufbauen. Erlaubt ist es ihnen in diesem Jahr, den Knick in der Fahrzeugnase mit einer Blende zu verschönern. Die Überholhilfe DRS – durch die der Anpressdruck verringert und das Auto schneller wird – darf nun auch im Training nur noch in bestimmten Bereichen eingesetzt werden.

Wie oft dürfen die Teams insgesamt bis zum Saisonauftakt mit dem Großen Preis von Australien am 17. März testen?

Insgesamt stehen den Rennställen zwölf Testtage zur Verfügung. Von Dienstag bis Freitag auf dem ehemaligen Grand-Prix-Kurs in Jerez, vom 19. bis 22. und 28. Februar bis 3. März auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona. Die Teams dürfen aus Kostengründen allerdings wieder jeweils nur mit einem Auto auf die Strecke. Das bedeutet, dass die einzelnen Fahrer zumeist maximal sechs Testtage im Wagen Gas geben.

Gibt es noch offene Fragen?

Noch immer steht nicht fest, ob es zu den geplanten 20 Rennen kommt oder nur 19 Grand Prix ausgetragen werden. Ein Ersatz für die auf 2014 verschobene Renn-Premiere vor den Toren New Yorks steht trotz Bewerber nicht fest. Als Termin wurde zumindest der 21. Juli vereinbart – zwei Wochen nach dem Heimrennen für die deutschen Piloten auf dem Nürburgring. Noch nicht besiegelt ist zudem das Concorde Agreement. Dies regelt nicht weniger als die Verteilung der TV-Einnahmen und gilt als Formel-1-Verfassung. Zudem schwebt über der Königsklasse weiter eine mögliche Anklage gegen Chef Bernie Ecclestone durch die Münchner Staatsanwaltschaft im Zuge des Verkaufs der Formel 1 vor knapp sieben Jahren.