Madrid. Der Traum von Wembley ist für den FC Bayern geplatzt. Beim 1:2 in Madrid gibt es einen großen Schiedsrichter-Aufreger. Gräfe äußert sich.

Auf dramatische Art und Weise ist der deutsche Rekordmeister FC Bayern München im Champions-League-Halbfinale bei Real Madrid gescheitert und hat so ein erneutes Duell im Finale im Londoner Wembleystadion gegen Borussia Dortmund verpasst. Trotz einer 1:0-Führung verloren die Bayern mit 1:2 (0:0).

Schiedsrichter Szymon Marciniak rückte in der Schlussphase des Spiels Real Madrid gegen FC Bayern in den Fokus. Matthijs de Ligt regt sich über einen Abseits-Pfiff auf, der den Ausgleich des Niederländers verhinderte.
Schiedsrichter Szymon Marciniak rückte in der Schlussphase des Spiels Real Madrid gegen FC Bayern in den Fokus. Matthijs de Ligt regt sich über einen Abseits-Pfiff auf, der den Ausgleich des Niederländers verhinderte. © Getty Images | Alexander Hassenstein

Besonders bitter für die Bayern: Schiedsrichter Szymon Marciniak aus Polen hatte kurz vor dem Ende der 15-minütigen Nachspielzeit einen Angriff der Bayern zu früh wegen einer vermeintlichen Abseits-Entscheidung abgepfiffen, der folgende Treffer von Matthijs de Ligt zum vermeintlichen Ausgleich zählte nicht. „Eine Riesen-Fehlentscheidung vom Schiedsrichter und vom Linienrichter“, sagte DAZN-Experte Michael Ballack.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel tobt wegen Abseits-Entscheidung

Bayerns de Ligt, dessen Treffer nicht zählte, legte nach der Partie frustriert nach: „Ich finde das unglaublich, der Schiedsrichter muss es durchspielen lassen. Er hat sich entschuldigt, das hilft uns nicht mehr.“ Thomas Müller bezeichnete die Aktion als „absolut wild.“ Müller ergänzte: „Es gibt überhaupt keinen Grund, so früh abzupfeifen.“

Auch Bayern-Trainer Thomas Tuchel war nach dem Spiel erzürnt. Im Interview beim Streamingsender DAZN fand Tuchel deutliche Worte: „Das ist ein absolutes Desaster. Beim zweiten Tor für Real Madrid lassen sie auch weiterlaufen. Die Szene muss zu Ende gespielt werden, so ist die Regel. Den ersten Fehler macht der Linienrichter, den zweiten der Schiedsrichter.“

Ex-Fifa-Schiri Gräfe erklärt: Diese zwei Fehler wurden gemacht

Auch der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Manuel Gräfehat die zahlreichen Klagen des FC Bayern unterstützt. Das Team um den polnischen Unparteiischen „zwei Fehler“ begangen, schrieb der 50-Jährige auf X, ehemals Twitter.

Zunächst, erklärte Gräfe, hätte der Assistent in der fraglichen Szene mit dem Heben der Fahne warten müssen, danach der Schiedsrichter mit seinem Pfiff. „Alle machen Fehler, ein Referee Marciniak auch“, ergänzte der Berliner, „aber mit der Erfahrung auf dem Niveau ist so eine simple Fehlerkette heutzutage und mit VAR schwer zu ertragen. So unnötig und bitter!“

Der Treffer von Matthijs de Ligt, schlussfolgerte Gräfe, wäre aus seiner Sicht „korrekt“ gewesen. „Allenfalls de Ligt kann minimal im Abseits gewesen sein“, der Niederländer aber sei beim Pass von Joshua Kimmich „nicht relevant“ gewesen, seine Abseitsstellung also „nicht strafbar“. Der neben de Ligt in einen Zweikampf verwickelte Noussair Mazraoui habe dagegen „offensichtlich nicht im Abseits“ gestanden.

Die „Refs“, schrieb Gräfe, „hätten das Spiel so oder so weiterlaufen lassen müssen!“ Für ihn sei die „heftige Kritik der Bayern“ deshalb „nachvollziehbar“.

Auch Bayern-Star Harry Kane redete in der Schlussphase auf den Linienrichter ein.
Auch Bayern-Star Harry Kane redete in der Schlussphase auf den Linienrichter ein. © AFP | JAVIER SORIANO

Real-Joker Joselu wendete das Spiel mit zwei ganz späten Toren (88. Minute/90.+1). Ausgerechnet der bis dahin wie ein Titan haltende Kapitän Neuer hatte beim 1:1 schwer gepatzt, als er einen harmlosen Schuss von Vinícius Júnior nach vorn abprallen ließ. Das Hinspiel war 2:2 ausgegangen.

FC Bayern erstmals seit 2012 ohne Titelgewinn

Alphonso Davies wurde so mit seinem 1:0 in der 68. Minute nicht zum Münchner Torhelden. Das Königsklassen-Finale am 1. Juni in London bestreiten nun Rekordsieger Real Madrid und Herausforderer Dortmund. Erstmals seit 2012 beenden die Bayern eine Saison ohne Titel.