Hamburg. Eimsbütteler TV sucht Sponsoren für das Erstliga-Projekt, wäre aber erst im nächsten Jahr bedingt aufstiegsbereit. Wer alles Hilfe anbietet.

Die Volleyball-Bundesliga der Frauen feiert ihre Festtage. Die bisherigen drei hochklassigen Spiele der Finalserie (best of 5) zwischen Rekordmeister SSC Palmberg Schwerin und Titelverteidiger Allianz MTV Stuttgart waren mit jeweils rund 2000 Zuschauenden ausverkauft, an diesem Mittwoch (20.20 Uhr/Sport1) steigt Match vier in der Stuttgarter Scharrena. Schwerin führt mit 2:1 Siegen.

Das aktuell positive Bild täuscht jedoch über den Zustand der Liga. „Ich mache mir Sorgen“, sagte Schwerins Geschäftsführer Michael Evers dem Abendblatt. Der Grund: Der Liga kommen die Vereine abhanden.

Volleyball-Bundesliga: Nächste Saison mit neun Mannschaften

Nach dem Rückzug des langjährigen Spitzenteams Rote Raben Vilsbiburg, deutscher Meister 2008, Pokalsieger zuletzt 2014, und der Insolvenz der Spielbetriebsgesellschaft des VC Neuwied wollten zur nächsten Saison nur noch acht Mannschaften ans Netz gehen, zwölf waren angestrebt. Weil Schwarz-Weiss Erfurt, Meister der neuen 2. Bundesliga Pro, im letzten Moment doch einen Lizenzantrag stellte, werden es nun neun.

An dieser Stelle kommt der Eimsbütteler Turnverband (ETV) ins Spiel. Auch deren Volleyballerinnen, Achte der 2. Bundesliga Pro, hätten in der nächsten Saison eine Klasse höher baggern und blocken können – wie weitere Vereine des Unterbaus. Die Frauen-Bundesliga plante einen Block-Aufstieg mit bis zu vier Zweitligateams.

Bei den Männern war im vergangenen Jahr das Konzept mit Erfolg umgesetzt worden. „Unsere Liga hat damit in dieser Saison gute Erfahrungen gemacht“, sagt Kaweh Niroomand, der Kult-Manager des deutschen Meisters Berlin Volleys. „Jetzt gilt es das Erreichte zu verstetigen. Das bleibt eine Herausforderung.“

Eimsbütteler TV sucht Sponsoren und Partner für das Projekt

Die ETV-Frauen trauen sich in diesem Jahr den Klassensprung noch nicht zu – wie die Kolleginnen aus Köln, Straubing und Leverkusen, die ebenfalls das Angebot ablehnten.

„Vorstand und Volleyballabteilung arbeiten auf mehreren Ebenen an einer attraktiven Perspektive für ein Frauen-Volleyball-Bundesligateam“, sagte der ETV-Vorsitzende Frank Fechner dem Abendblatt. „Dafür brauchen wir Partner und Sponsoren mit etwas Fantasie. Frauensport auf Erstliganiveau ist in Hamburg leider unterrepräsentiert. Wir sehen aber großes Potenzial für ein solches Projekt.“ Bei Besuchen in Stuttgart und Schwerin erfuhren Fechner sowie die Trainer Matthias Krause und Ulrich Kahl Unterstützung und Hilfestellung für ihr Vorhaben.

2016 hatte sich der VT Aurubis Hamburg aus der Frauen-Bundesliga zurückgezogen, als der Namensgeber des Teams sein Millionen-Engagement beendete und ein interessierter Nachfolger von der Spielbetriebsgesellschaft, hauptsächlich von einem Gesellschafter, verprellt wurde. Noch heute echauffieren sich viele in der Liga über das jahrelange Missmangement in Fischbek. Eine große Chance für den Frauen-Volleyball sei damals leichtfertig vertan worden.

Volleyball-Bundesliga bietet Aufsteigen zahlreiche Hilfen an

Jetzt könnten sich dem Hamburger Frauen-Volleyball neue Möglichkeiten eröffnen. Die Liga kommt den potenziellen Aufsteigern dabei weit entgegen: kein Abstieg in den ersten beiden Jahren, kein Mindestetat, keine Mindestgröße der Halle, Auswärtsspiele nur am Wochenende. „Wir wären auch bereit, talentierte Nachwuchsspielerinnen an den ETV auszuleihen“, sagt Schwerins Evers.

Die Branchenführer aus Stuttgart und Schwerin kalkulieren mit einem Saisonetat von rund drei Millionen Euro. In den vergangenen zehn Jahren, berichtet Liga-Chef Daniel Sattler, konnten die Spitzenclubs ihr Budget verdoppeln, das Mittelfeld die Einnahmen um 30, das untere Drittel um zehn Prozent steigern.

Der ETV, glaubt Fechner, müsste seinen Etat von derzeit 70.000 Euro für die Bundesliga verdreifachen. Gespielt werden könnte in der Sporthalle Hamburg in Winterhude, falls der zuständige Bezirk Nord dem Verein bei der Miete entgegenkommt. Nach dem Aufstieg der Männer in die 2. Bundesliga Nord sind in der nächsten Saison Doppelspieltage geplant – Volleyball-Festtage des ETV.