Hamburg. Fünf Hamburger haben die Chance auf das Olympiaticket. Bisher sind sechs deutsche Boote für Paris qualifiziert. Wer seinen Platz sicher hat.

Es hätte die Regattastrecke für die Olympischen Sommerspiele 2024 werden sollen, die bekanntlich nun in Paris vom 26. Juli bis 11. August ausgetragen werden. Ende dieser Woche wird dennoch in Hamburg-Allermöhe ein bisschen Olympia-Feeling aufkommen. Die deutschen Ruderinnen und Ruderer fahren hier am Donnerstag und Freitag, jeweils von 9.30 Uhr an, ihre letzten Tests vor dem internationalen Saisonstart beim Weltcup im italienischen Varese (12. bis 14. April).

Danach steht fest, wer für Olympia ins Rennen geschickt werden soll. „Änderungen kann es später zwar immer noch geben, wir orientieren uns aber erst einmal an den Ergebnissen aus Allermöhe“, sagt Bundestrainerin Brigitte Bielig (66).

Olympia in Paris: Erst sechs von 14 deutschen Booten sind qualifiziert

Sechs Boote haben sich im vergangenen Jahr bereits für Paris qualifiziert: der Deutschland-Achter und der Doppelzweier der Männer, der Doppelvierer und der Einer bei Frauen und Männer. Persönlich für Olympia nominiert ist bisher nur der dreimalige Einer-Weltmeister Oliver Zeidler (27/Frankfurt), einer der wenigen deutschen Medaillenkandidaten.

Alle anderen Booten müssen sich noch bewähren, acht weitere Bootsklassen könnten noch zu Olympia rudern. Bis zur Nachqualifikation (18. bis 21. Mai) auf dem Rotsee in Luzern (Schweiz) bleibt dafür Zeit. Die aktuelle Zusammenstellung der Crews ergab sich aus den Resultaten der vergangenen Saison, aus Tests auf dem Ergometer und den Eindrücken aus den jüngsten Trainingslagern der Nationalmannschaft auf dem malerischen Lago Azul in Portugal.

In Tokio gewannen die deutschen Ruderer 2021 zwei Silbermedaillen

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio war der Deutsche Ruderverband (DRV) in sieben der 14 Bootsklassen vertreten, eine eher bescheidene Ausbeute für die einst führende Rudernation der Welt. Der Deutschland-Achter mit dem Hamburger Torben Johannesen und der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Jonathan Rommelmann (29/Krefeld) und Jason Osborne (29/Mainz) holten mit jeweils Silber die einzigen Medaillen.

Viel mehr dürften es wohl auch in Frankreich im Stade nautique de Vaires-sur-Marne nicht werden. „Wenn wir die Medaillenzahl aus Tokio wiederholen könnten, hätten wir eines unserer Ziele erreicht“, sagt Bielig. Der Verband brauche Zeit für den nach Tokio eingeleiteten personellen Umbruch, um den verlorenen Anschluss an die Weltspitze wieder herzustellen.

„Zwischen Tokio und Paris liegen nur drei Jahre, das eine Jahr fehlt uns schon in der Ausbildung, um erneut ein leistungsstarkes Team aufzubauen. Unsere Planungen laufen langfristig in Richtung der Spiele 2028 in Los Angeles“, dämpft die Bundestrainerin die Erwartungen für diesen Sommer.

Johannesen und Eggeling haben bisher feste Plätze im Deutschland-Achter

Fünf Hamburger Ruderer habe derzeit gute Chancen auf eine Olympiateilnahme. Im Deutschland-Achter gelten der dreimalige Weltmeister Torben Johannesen (29) als derzeitiger Schlagmann und Bugmann Benedict Eggeling (25/beide RC Favorite Hammonia) bisher als gesetzt. In Allermöhe muss sich das Oktett in zwei Rennen gegen den Vierer ohne und den Doppelvierer beweisen. Die drei Boote haben unterschiedliche Startzeiten, um die Leistungen im Ziel vergleichen zu können.

Der ehemalige Jugend-Olympiasieger (2014 im Einer) Tim Ole Naske (27/RG Hansa) im Doppel-Vierer, Malte Großmann (28/Favorite Hammonia) im Vierer ohne und Marc Kammann (26/Der Hamburger und Germania RC) im Zweier ohne müssen sich in Hamburg gegen die Konkurrenz durchsetzen, um anschließend die Chance zu erhalten, sich mit ihren Booten für Paris zu qualifizieren.

Olympia-Ausscheidung: Zunächst Tests auf dem Ergometer in Ratzeburg

Vor den Rennen auf der windigen Baustelle Allermöhe, das zweite Funktionsgebäude ist gerade im Entstehen, hat der DRV für den heutigen Dienstag im Leistungszentrum Ratzeburg weitere Tests auf dem Ergometer angesetzt. In Hamburg werden für Leistungssportler herausfordernde Temperaturen um die zwölf Grad Celsius herrschen, Regen nicht ausgeschlossen. „Wir sind eine Outdoor-Sportart, da müssen alle auch mal mit widrigen Bedingungen zurechtkommen“, sagt Bielig. Am Freitag entscheidet sich dann, wer weiter von Olympia träumen darf.

Die offizielle Bestätigung der Nominierung erfolgt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Termin ist der 8. Juni. Bis dahin bleibt noch alles offen.