Melbourne. Der Hamburger feiert bei den Australian Open ein gelungenes Grand-Slam-Comeback. Extreme Hitze wirbelt den Zeitplan durcheinander.

Mit Kämpferherz zum Comeback-Sieg: Alexander Zverevs Rückkehr auf die große Tennisbühne ist mit viel Mühe geglückt. Der Olympiasieger aus Hamburg schlug siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Knöchelverletzung den Peruaner Juan Pablo Varillas am Dienstag bei den Australian Open mit 4:6, 6:1, 5:7, 7:6 (7:3), 6:4 und schrie danach seine Freude heraus.

„Ich bin müde, aber extrem glücklich. Ich habe es vermisst. Dieser Sieg alleine war die Arbeit der letzten Monate wert“, sagte Zverev nach dem Erfolg, für den er mehr als vier Stunden brauchte: „Ich kann den Rest des Turniers nicht erwarten. Es ist schon jetzt ein Erfolg für mich, und ich hatte keinerlei Erwartungen.“

Der langjährige Topspieler war zwar im Duell mit dem Weltranglisten-103. noch deutlich von seiner Bestform entfernt, verhinderte mit starken Nerven aber seine erste Auftaktniederlage in Melbourne seit seinem Debüt 2016. Er brach damit auch den Bann Down Under, holte nach sieben deutschen Auftakt-Niederlagen den ersten Sieg. Jan-Lennard Struff hatte sich zuvor dem favorisierten US-Amerikaner Tommy Paul klar mit 1:6, 6:7 (6:8), 2:6 geschlagen geben müssen.

Australian Open: Zverev steigert sich im Spielverlauf

Zverev, Halbfinalist von 2020, trifft in der zweiten Runde auf Michael Mmoh (USA) oder Laurent Lokoli (Frankreich). Vor der Partie hatte er eingeräumt, noch nicht wieder in der Form der French Open zu sein, bei denen er im Halbfinale gegen Rafael Nadal umknickte und anschließend nach einer nötigen OP lange pausieren musste. Seine beiden Vorbereitungspartien auf die Australian Open hatte der einstige Weltranglistenzweite verloren und betont, er gehe das Turnier nicht in der Rolle eines möglichen Titelanwärters an.

Dies bestätigte sich im ersten Satz, in dem Zverev weit weg war von der Dominanz eines absoluten Topspielers. Sein Aufschlag war unsicher, die Vorhand hatte eine ungewohnte Streuung. Varillas war bemüht, den Hamburger laufen zu lassen und spielte immer wieder auch Stopps, wie beim Satzball, die Zverev zusetzten.

Doch der 25-Jährige war in der Lage, sein Level deutlich anzuheben, im zweiten Satz wollte er über den Peruaner hinweg. Dieses Momentum schien der Favorit zunächst auch im dritten Satz für sich zu nutzen, gab ein Break Vorsprung aber wieder her und ermöglichte Varillas mit seinem schwachen zweiten Aufschlag den Satzgewinn. Dann bewies die deutsche Nummer eins starke Nerven, verdiente sich den Entscheidungssatz und brachte den Erfolg nach Hause.

Extreme Hitze wirbelt Zeitplan der Australian Open durcheinander

Die Partie fand unter geschlossenem Dach der Margaret Court Arena statt, um die Belastung durch die extremen Temperaturen für die Profis zu reduzieren. Spieler und Zuschauer ächzten am Dienstag unter enormer Hitze von 36 Grad, die schließlich auch zu einer längeren Unterbrechung auf den Außenplätzen führte.

Die Spielpause wirkte sich auf den Beginn der Matches von Struff (Warstein), Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria (Bad Saulgau) und Laura Siegemund (Metzingen) aus. Gegen 14 Uhr Ortszeit (4 Uhr MEZ) wurde die höchste der fünfstufigen Hitze-Stress-Skala des Turniers in Melbourne erreicht, die auch die Strahlungswärme, die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit einbezieht. Drei Stunden später wurden die Matches fortgesetzt.

Australian Open: Murray überrascht Berrettini

Andy Murray kann es noch immer: Der 35 Jahre alte Schotte hat am Dienstag in einem Krimi über 4:49 Stunden den Italiener Matteo Berrettini niedergekämpft und für eine Überraschung in Melbourne gesorgt. Der dreimalige Grand-Slam-Sieger setzte sich 6:3, 6:3, 4:6, 6:7 (7:9), 7:6 (10:6) durch und erhielt großen Applaus von den Fans in der Rod Laver Arena.

„Ich habe in den vergangenen Monaten viel Arbeit investiert, um solche Matches spielen zu können. Das zahlt sich jetzt aus“, sagte Murray, der seit 2019 mit einer künstlichen Hüfte spielt und nicht kleinzukriegen ist. Berrettini, 2021 Finalist in Wimbledon, wartet dagegen weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Triumph.

Schlechter als für Murray lief es für den Österreicher Dominic Thiem, der weiter auf der Suche nach der Form früherer Tage ist. Für den US-Open-Sieger von 2020 war in der ersten Runde Schluss, der 29-Jährige unterlag dem Russen Andrej Rublew klar 3:6, 4:6, 2:6.

Thiem hatte nach seinem knappen Finalsieg in New York gegen Alexander Zverev noch einmal 2021 in Melbourne das Achtelfinale erreicht – seither ist er ohne Sieg bei einem Major.

Er fiel unter anderem wegen einer Handgelenksverletzung monatelang aus – und im Ranking weit zurück. Nach seinem Comeback im vergangenen Jahr kämpfte er sich zuletzt jedoch wieder in die Top 100. Die Chance, mithilfe einer Wildcard Down Under nun weiter zu klettern, konnte er nicht nutzen. Dafür war Rublew zu stark.