Beim Triathlon in Hamburg starten die Profis am Wochenende über kürzere Distanzen. 150.000 Zuschauer werden an der Strecke erwartet.

Hamburg. Wenn die besten Triathleten der Welt am Sonnabend um 18.26 Uhr (ARD live) vom Schiffsanleger am Jungfernstieg in die Binnenalster springen, werden die erwarteten 150 000 Zuschauer an der Strecke in der Innenstadt nur ein kurzes Spektakel erleben. Sprint steht auf der fünften von acht Stationen der WM-Serie auf dem Programm. In Hamburg heißt das für Männer und am Sonntag auch für die Frauen (16 Uhr, ZDF ab 17 Uhr) 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer laufen. Die Profis sind damit kürzer unterwegs als die 10 000 Jedermänner auf ihren jeweiligen Distanzen.

Der Grund für die Halbierung des Umfangs sind die olympischen Triathlon-Wettbewerbe in drei Wochen in London. Dort werden 1,5 Kilometer geschwommen, 40 km Rad gefahren und 10 km gelaufen, wofür die besten Männer 105, die Frauen 115 Minuten brauchen. "Hätten wir die olympische Distanz angeboten, wäre kein Spitzenathlet zu uns gekommen", sagt Frank Bertling, Geschäftsführer des Veranstalters Upsolut. Jetzt stimmt sich fast die komplette Weltelite in Hamburg auf Olympia ein. "Das ist eine gute Form der Vorbereitung", sagt Olympiasieger Jan Frodeno, 30, aus Saarbrücken.

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Der Sprint ist für Bertling keine Notlösung, sondern ein Trend. "Eine Stunde Livesport, das Fernsehen will dieses Format, und auch die meisten Athleten befürworten es. Bei geringeren Belastungen können sie mehr Wettbewerbe bestreiten." 2013 wollen gleich vier Städte die kürzere Strecke ausschreiben. Der Weltverband ITU berät darüber Ende Oktober. Zusätzlich soll an diesen Standorten, also künftig auch in Hamburg, eine Mixed-Staffel eingeführt werden. Zwei Männer und zwei Frauen absolvieren hintereinander einen Kurz-Triathlon (250 m Schwimmen, 5 km Rad, 1 km Laufen). Die Reihenfolge ihrer Starter bestimmen die Teams, was taktische Spielräume schafft. Bertling sagt: "Die Premiere im vergangenen August in Lausanne war ein voller Erfolg. Das war ein spektakuläres Ereignis, vergleichbar mit den Staffeln beim Biathlon."

Wolfang Thiel, Sportdirektor der Deutschen Triathlon-Union, kann den Trend zum Sprint noch nicht erkennen, "es handelt sich eher um eine Ergänzung des bisherigen Programms". Ziel müsse es aber sein, weitere Disziplinen bei Olympia zu etablieren. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird Ende 2013 entscheiden, ob die Staffel 2016 in Rio ins Programm genommen wird. Eines stellte das IOC bereits klar: Für zusätzliche Athleten sei kein Platz im olympischen Dorf. Die Staffelstarter müssten sich aus den 130 Frauen und Männern rekrutieren, die auch die olympische Distanz bestreiten.

Thiel geht jedoch davon aus, dass sich der Sprint langfristig etablieren wird. "Ich erwarte sogar, dass die Strecken noch kürzer werden, dass es Vor- und Zwischenläufe geben wird und die Wettkämpfe sich über zwei bis drei Tage erstrecken." Die kürzeren Distanzen werden einen anderen Typ Triathleten hervorbringen, glaubt Thiel. Upsolut-Manager Bertling verspricht sich vom Sprint größere Popularität. "Unsere Erfahrung ist: Je länger die Distanzen, desto spezieller wird das Interesse. Je kürzer der Triathlon wird, desto mehr wird er auch massentauglich. Und das kann nur im Interesse dieses attraktiven Sports sein."