Er habe damals aus einer “Art von Eigenschutz“ geschwiegen. Ullrich war schuldig gesprochen, gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben.

KÖLN,. Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich hat Fehler im Umgang mit den Doping-Vorwürfen zugegeben. „Im Nachhinein hätte ich anders gehandelt“, sagte der 38-Jährige im Interview mit der Bild am Sonntag. Er hätte alles offen legen sollen, betonte er: „Ich hätte es viel früher machen sollen - das kann ich mit der Erfahrung von heute sagen.“

Er habe damals aus einer „Art von Eigenschutz“ geschwiegen. „In den ersten Monaten, als die Gegenwehr massiv war und viele Leute aus dem Gulli gekrochen sind und mir was wollten, habe ich zunächst den Kopf eingezogen“, sagte Ullrich: „Man sucht Orientierung, will die Familie schützen. Dann kommen die Verfahren und immer wieder neue Anschuldigungen. Mir wurde geraten, mich nicht zu äußern.“

Die Dopinganklage gegen seinen früheren Rivalen Lance Armstrong verfolge er, auf nachträgliche weitere Toursiege hoffe er aber nicht. „Ich bekomme die Entwicklungen mit, aber ich blicke nicht intensiv darauf - und schon gar nicht auf Titel“, sagte Ullrich.

Tour-de-France-Sieger Armstrong droht Verlust aller Titel

Ullrich könnte nachträglich profitieren, sollte der Radsportweltverband UCI Armstrong dessen sieben Tour-Titel aus den Jahren 1999 bis 2005 aberkennen. Der gebürtige Rostocker war 2000, 2001 und 2003 jeweils Zweiter hinter dem Texaner.

Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA hatte im Zuge der Anklage gegen Armstrong in Betracht gezogen, dessen Erfolge wegen Dopingmanipulation zu annullieren. Dazu müsste jedoch auch die UCI tätig werden, was allerdings unwahrscheinlich ist.

Ullrich war im Februar schuldig gesprochen, gegen die Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben. Der Internationale Sportgerichtshof CAS hatte den Olympiasieger von 2000 zwei Jahre gesperrt. Sämtliche Ergebnisse Ullrichs seit dem 1. Mai 2005 waren daraufhin gestrichen worden. Das Urteil erging jedoch erst mehr als fünf Jahre, nachdem die Verwicklung des einstigen deutschen Radstars in die Affäre um den mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes bekannt geworden war.

(SID)