Hertha BSC hat gegen die 2:2-Wertung des Skandalspiels gegen Fortuna Düsseldorf Einspruch eingelegt. Sportgericht befasst sich am Freitag damit.

Köln. „Nach den Ereignissen steht fest: Ein regulärer Spielbetrieb war nicht möglich“, sagte der Sportdirektor von Hertha BSC, Michael Preetz, am späten Mittwochnachmittag. „Die Spieler hatten Angst“, fügte er hinzu. Der angeschlagene Berliner Club hat nach den schweren Ausschreitungen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC mit diesen Worten Einspruch gegen gegen die 2:2-Wertung der Partie eingelegt. Es sei die Verpflichtung des Vereins, fristgerecht Einspruch gegen die Wertung des Spiels einzulegen, sagte Preetz weiter. Hertha macht damit sich selbst und seinen Anhängern Hoffnung auf eine Rückkehr in die Fußball-Bundesliga durch die Hintertür.

+++ Alle Hintergründe: Hertha-BSC-Anwalt: "Spielten weiter, um Blutbad zu vermeiden" +++

Das Spiel war am Dienstagabend von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark mehrmals unterbrochen worden und stand am Rande eines Abbruchs. Zwei Minuten vor Ende des Spiels waren tausende Düsseldorfer Fans auf das Spielfeld gestürmt. Erst nach der Räumung des Rasens konnte das Spiel zu Ende gebracht werden. Die Berliner sind nach dem 2:2-Unentschieden zum sechsten Mal abgestiegen. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker kündigte an, dass sich das Sportgericht des Verbands am Freitag (18. Mai, 13.00 Uhr) mit dem Einspruch befassen werde.

„Für uns war das Spiel irregulär. Da ging es nicht mehr um sportlichen Wettkampf. Einziger Zweck der Wiedereröffnung dieses Spiels war, eine weitere Eskalation zu verhindern“, begründete Herthas Anwalt Christoph Schickhardt den Protest: „In der DFB-Satzung steht, dass ein Spiel unter diesen Umständen nicht gewertet, sondern wiederholt wird.“ „Wir rufen das DFB-Sportgericht an, um in dieser Frage zu ermitteln“, erklärte Hertha-Manager Michael Preetz: „Es ging nicht mehr um das sportliche Geschehen. Die Frage nach der eigenen Sicherheit stand im Vordergrund, nicht das Bemühen, in den verbleibenden zwei Minuten noch ein Tor zu erzielen.“ Zuvor hatte Schickhardt bereits berichtet: „Die Spieler saßen mit Todesangst leichenblass in der Kabine. Im Gesetz steht: Wenn Einflüsse von außen auf ein Spiel treffen, die nichts mit dem Spiel zu tun haben, muss wiederholt werden.“

Nachdem Schiedsrichter Wolfgang Stark nach dem verfrühten Platzsturm der Düsseldorfer Fans die Partie wieder angepfiffen, aber rund 30 Sekunden zu früh beendet hatte, gingen mit Herthas Christian Lell und Lewan Kobiaschwili die Emotionen durch. Beide gingen noch in den Katakomben auf Stark los. Zuvor hatte sich Lell bereits eine Rauferei mit Düsseldorfs Assani Lukimya geleistet und soll den Abwehrspieler dabei angespuckt haben. Lell war nur schwer zu beruhigen, fing sich dann aber wieder: „Wir sind maßlos enttäuscht. Wir suchen jetzt aber keinen Sündenbock, wir waren in der Saison leider nicht immer erstligareif.“

Auch Herthas Manager Michael Preetz war entsetzt. „Die Umstände, wie dieses Spiel zu Ende gegangen ist, machen uns betroffen und nachdenklich“, sagte der 44-Jährige. Viele Minuten lang hatte die Mannschaft in der Kabine gewartet. Preetz habe sich bei Stark erkundigt, ob dieser die Sicherheit der Spieler gewährleisten könne. Stark verneinte. Erst als die Polizei erklärte, es werde zu keiner weiteren Eskalation kommen, gingen die Hertha-Spieler zurück aufs Feld. Wie das Nachspiel ausgeht, ist unklar. Geklärt scheint dagegen: Preetz wird Herthas Manager bleiben. „Ja, ich bin gewillt, weiterzumachen“, sagte er trotz einer verheerenden sportlichen Bilanz. Der Klub ist wahrscheinlich zum zweiten Mal in zwei Jahren aus dem Oberhaus abgestiegen, Preetz verschliss allein in einer Saison drei Trainer. Dennoch will Präsident Werner Gegenbauer an ihm festhalten: „Für mich ist es unstrittig, dass er in seiner Position bleibt“, sagte der Hertha-Boss.

Gegenbauer rief zunächst einmal zum Trotz auf. „Jetzt geht es darum, alle wieder aufzurichten und dafür zu sorgen, dass wir wieder auf den richtigen Weg kommen“, sagte der Präsident. Allerdings droht dem Klub eine lange Abstinenz vom Oberhaus, da Leistungsträger wie Raffael oder Adrian Ramos angesichts eines Schuldenbergs von 35 Millionen Euro in der 2. Liga nicht zu halten wären. Viele der mitgereisten 5000 Berliner Fans konnten die Pleite nicht so leicht abhaken wie die Klubspitze und ließen ihren Tränen freien Lauf. Vor laufenden TV-Kameras forderten etliche von ihnen den Rücktritt von Preetz und auch von Gegenbauer. Der Präsident muss sich bis zur Mitgliederversammlung am 29. Mai auf Gegenwind einstellen. Es ist fraglich, ob er mit einem Manager Preetz erneut das Vertrauen der Mitglieder erhält.

Otto Rehhagel hatte nach dem Rückspiel noch einmal deutlich gemacht, dass für ihn das Engagement in Berlin beendet ist. „Ich bin nur für die Zeit bis Saisonende tätig, das habe ich von Beginn an gesagt.“ Dies könnte sich nun noch verschieben.

Mit Material von sid/dapd