Das Duell der Gegensätze: Anders als der impulsive Dortmunder Fußballlehrer Klopp gilt Bayern-Coach Heynckes mehr als kühler Analytiker.

Berlin. Leidenschaft gegen Erfahrung, Newcomer gegen Routinier. Die beiden Fußballlehrer personifizieren die unterschiedlichen Spielsysteme der Finalgegner Dortmund und München. Und doch haben Jürgen Klopp und Jupp Heynckes eines gemein: Weder der eine noch der andere hat als Trainer bisher den DFB-Pokal gewonnen.

Selbst dem hochdekorierten Bayern-Coach, mit Madrid Champions-League-Sieger (1998) und mit München deutscher Meister (1989, 1990), ist dieser Erfolg bisher verwehrt geblieben. Das soll sich am Sonnabend (20 Uhr/ ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) ändern. „Mir würde der Pokal schon viel bedeuten. Aber ich sehe die ganze Angelegenheit relativ gelassen“, sagte Heynckes am Freitag: „Dieser Titel fehlt noch in meiner Sammlung.“

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Die Zeiten, in denen er mit hochrotem Kopf am Spielfeldrand wild gestikulierte, sind lange vorbei. Im Gegensatz zu Klopp hält sich Heynckes während des Spiels zumeist zurück. „Mir fällt als erstes seine Gelassenheit ein, die sich der Jupp über die Jahre angeeignet hat“, antwortete der BVB-Coach in einem DFB-Interview auf die Frage, welche Eigenschaften seines Kollegen er gern hätte.

Die Replik seines 67 Jahre alten Kollegen ging in eine andere Richtung. „So, wie ich ihn an der Seitenlinie beobachtet habe, ist er sehr sprintstark und sprunggewaltig“, sagte Heynckes in Berlin, wo sich die Trainer gegenseitig viel Respekt entgegenbrachten. Schon bei der Begrüßung schüttelten sie herzlich die Hände, dazu gab es noch einen anerkennenden Klaps von Heynckes für den jüngeren Kollegen.

Heynckes hielt den DFB-Pokal immerhin als Spieler von Borussia Mönchengladbach nach dem Erfolg über den 1. FC Köln 1973 in Händen. Doch als Trainer scheiterte er im Endspiel 1984 mit den Gladbachern an den Bayern. Für Klopp ist es das erste Finale. Seine bisher beste Pokalausbeute war das Viertelfinale 2005/06 mit Mainz – und das ging ausgerechnet gegen die Münchner verloren. „Für mich ist das Finale hier in Berlin vergleichbar mit Wembley“, schwärmte Klopp.

Dank des 44-Jährigen blieb die Meisterschaft des BVB kein „One-Hit-Wonder“. Wie schon im Vorjahr übertrug der selbst ernannte Fußball-Verrückte seinen Enthusiasmus auf die Profis. Vor allem sein Umgang mit Talenten sucht seinesgleichen. Unter der Regie des Diplom-Sportlehrers schafften Mats Hummels, Kevin Großkreutz, Marcel Schmelzer, Mario Götze, Ilkay Gündogan und Sven Bender den Sprung in die Nationalelf. Kein Profi stellt seine auf Opferbereitschaft und Gemeinsinn basierende Philosophie infrage. „Er hat mit Hingabe, Leidenschaft und Können eine junge Mannschaft geformt, die sehr guten Fußball spielt und uns seit Jahren ziemlichen Ärger bereitet“, lobte Heynckes.

Anders als Klopp taugt Heynckes nur bedingt als medienkompatibler Entertainer. Der eher klassische Fußballlehrer überzeugt durch Sachverstand, Umsicht, Erfahrung und die richtige Tonart im Umgang mit arrivierten Stars. Wer sowohl als Spieler als auch als Trainer wichtige internationale Titel gewann, genießt bei einem Verein wie dem FC Bayern höhere Akzeptanz. „Jupp Heynckes hat über Jahre bewiesen, dass er national und international zu den ganz großen Trainern gehört“, befand Klopp.

Im direkten Saisonvergleich mit Heynckes liegt der BVB-Coach mit zwei Siegen über den FC Bayern vorn. Wohl auch deshalb wirkte Klopp in den Tagen vor dem Finale gelassener: „Von diesem Spiel habe ich schon als kleiner Junge geträumt. Ich empfinde pure Vorfreude und maximale Lust.“ Dagegen steht Heynckes stärker unter Druck. Augenzwinkernd hofft er auf eine Ende der Dortmunder Erfolgsserie: „Der Kloppo hat ja bereits voriges Wochenende feiern dürfen. Bei mir ist das länger her. Also bin ich jetzt wieder dran.“