Hamburg. Zweitligaspieler Malo Valérien macht in olympischer 3x3-Variante Karriere im Nationalteam. Dem Opa hätte es gefallen.

Seinem berühmten Opa hätte es gefallen. Das Spiel an sich, dazu der eigene Enkel im deutschen Nationaltrikot. Da ist sich Malo Valérien sicher. „Er ist durch mich ja erst zum Basketball gekommen und war immer offen für neue, dynamische Sportarten“, sagt der 26-Jährige über seinen 2012 gestorbenen Großvater Harry Valérien. Die Münchner TV-Ikone berichtete über vier Jahrzehnte von Olympischen Spielen, moderierte als Mitbegründer von 1963 bis 1988 „Das Aktuelle Sportstudio“ im ZDF.

Seit April ist Malo Valérien Auswahlspieler in der 2020 erstmals olympischen Streetballvariante 3x3: drei gegen drei auf einen Korb und unter freiem Himmel, statt fünf gegen fünf auf zwei Ziele und unterm Hallendach. Dort lief der 1,97 Meter große Flügelspieler für Rist Wedel in der Zweiten Bundesliga ProB auf. Doch damit soll Schluss sein. „Ich mache mir Gedanken, wohin es mit der Basketballkarriere gehen soll“, sagt er. Durch die Niederungen der drittklassigen ProB nicht, das klingt durch: „Es war immer mein Ziel, Erste Liga zu spielen.“

Vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere

Das war der Traum, nachdem Valérien in jungen Jahren 2014 bereits zum Meisterkader des FC Bayern München zählte. Gespielt hat er meist in der Regionalligareserve, wie anschließend in Oberhaching, Bad Aibling und 2017/18 in der Zweiten Liga ProA in Nürnberg. Von dort ging es wieder eine Liga zurück statt nach vorn. In Wedel überzeugte Valérien bis zum Play-off-Achtelfinal-Aus mit 30 Minuten Spielzeit pro Partie, einem Schnitt von 10,6 Punkten sowie drittbester Rebounder. Die Verantwortlichen des Kooperationspartners von Erstligaaufsteiger Hamburg Towers wollen mit ihrer Stammkraft weitermachen. Valérien, der als Industriekletterer arbeitet und in einer WG in der Sternenschanze lebt, will ein Vertragsangebot ausschlagen. „Das habe ich entschieden“, sagt er.

Statt nach Pinneberg ging es Anfang Mai nach Puerto Rico, zum vorläufigen Höhepunkte seiner 3x3-Blitzkarriere. In der Karibik verpasste Valérien mit dem Nationalteam die WM-Qualifikation. „Wir hätten mehr erreichen können“, sagt er nach einem 21:13-Überraschungserfolg gegen Frankreich, einem 11:14 gegen Italien und 5:22 gegen Kanada. Deutschland ist 3x3-Entwicklungsland. Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) erreichte seit Einführung 2014 erst einmal eine WM-, nie eine EM-Endrunde bei den Männern. Die 3x3-Frauen, im vergangenen Jahr Vierte der U-23-WM, sind ein wenig weiter. Anders als die Männer setzen sie sich größtenteils aus der Hallennationalmannschaft zusammen.

Spiel ist physischer

Und Olympia 2020? „Utopisch“, sagt Valérien. Neben Gastgeber Japan schaffen es sieben Nationen nach Tokio. Drei über die Weltrangliste, vier über Qualifikationsturniere. Entscheidend ist der Punktestand zum 1. November dieses Jahres. Die deutschen 3x3-Pioniere um Valérien sind 24., spielen bis September um Zähler und Preisgeld, etwa bei den deutschen Meisterschaften am
2./3. August auf dem Spielbudenplatz.

Bundestrainer Matthias Weber ist Valérien „über Mund-zu-Mund-Propaganda“ empfohlen worden. Er setzte sich in Lehrgängen durch, bekam einen Platz im vier Spieler umfassenden A-Team. Auch Towers-Talent Osaro Jürgen Rich (20) schaffte es ins U-23-Aufgebot des DBB. „Das Spiel auf einen Korb ist ein anderes. Es ist physischer“, sagt Valérien. Bei einer Spielzeit von zehn Minuten bleiben zwölf Sekunden pro Angriff, die Hälfte der üblichen 24. „Das, und das Drumherum mitten in Stadtzentren, mit DJ und Dunking-Contest macht es für Zuschauer und Spieler so cool.“ Harry Valérien „hätte 3x3 in seine Sendung genommen“. Da ist sich der Enkel sicher.