Schwere Prügelei nach Klitschko-Sieg: Auf der Pressekonferenz nach dem Kampf war Dereck Chisora auf Erzrivale David Haye losgegangen.

München. Vitali Klitschko bleibt WBC-Weltmeister im Schwergewicht. Doch der einstimmige Punktsieg (119:111, 118:110, 118:110) des 40 Jahre alten Ukrainers über den Briten Dereck Chisora, 28, wurde von einer schweren Prügelei überschattet, die in der Nacht zu Sonntag auf der offiziellen Pressekonferenz in der Münchner Olym-piahalle ein schwarzes Kapitel in der Boxgeschichte begründete. Mit in Deutschland zuvor im Rahmen eines Profiboxkampfes nie dagewesener Brutalität schlugen Chisora und dessen Trainer Don Charles auf ihren Erzrivalen David Haye und dessen Trainer Adam Booth ein. Am Ende der minutenlangen Auseinandersetzung, die erst vom eilig verstärkten Sicherheitspersonal beendet werden konnte, bluteten beide Trainer aus Risswunden im Gesicht.

Entzündet hatte sich der Streit, als der frühere WBA-Weltmeister Haye, der seinen Titel im Juli 2011 in Hamburg an Vitalis jüngeren Bruder Wladimir verloren hatte, auf der Pressekonferenz lautstark ein Duell mit Vitali eingefordert hatte. Haye war als Co-Kommentator für den britischen Pay-TV-Sender BoxNation in München und hatte deshalb auch Zugang zur Pressekonferenz. Im Vorfeld hatte er Chisora mehrfach beleidigt und dessen WM-Reife infrage gestellt. Als Chisoras Promoter Frank Warren Hayes wiederholte Forderungen mit der Frage konterte, warum dieser nicht zunächst gegen seinen Mann antrete, bezeichnete Haye Chisora mehrfach als „Verlierer“, woraufhin dieser mit den Worten „Sagst du mir das auch ins Gesicht?“ vom Podium stieg und auf den rund 15 Meter entfernt stehenden Haye zustürmte.

+++ 50.000 Dollar Strafe für Chisora wegen der Ohrfeige +++

+++ Klitschko musste hart fighten aber gewinnt nach Punkten +++

Zunächst entbrannte eine Schubserei, in deren Verlauf Haye Chisora zufolge mit einem Glas auf seinen Rivalen losging. Als die Trainer eingriffen, eskalierte die Situation. Haye und Charles schlugen wie von Sinnen mit bloßen Fäusten aufeinander ein. Als Haye schließlich ein Kamerastativ packte und damit in Richtung des Chisora-Coaches schlug, erlitt sein Trainer Booth im Getümmel einen tiefen und stark blutenden Cut auf der Stirn, mutmaßlich durch den entfremdeten Einsatz des Stativs. Kurze Zeit später hatten die Sicherheitsleute die Streithähne dann endlich getrennt.

Die herbeigerufene Polizei, die sofort mit der Spurensicherung begann, nahm Strafanzeige gegen alle an der Prügelei Beteiligten auf. Zudem dürfte der als penibel bekannte englische Verband British Boxing Board of Control drastische Strafen für die vier Schläger aussprechen. Für Chisora hatte der Verband bereits eine hohe Geldstrafe angekündigt, nachdem dieser am Freitag beim offiziellen Wiegen Vitali Klitschko eine Ohrfeige verpasst hatte. Der Weltverband WBC wollte dem 28-Jährigen dafür rund 50.000 Dollar von dessen Kampfbörse abziehen.

Die Klitschko-Brüder, die das Wortgefecht der britischen Raubeine zunächst amüsiert verfolgt hatten, zeigten sich tief betroffen von dem Vorfall. „Das ist eine Schande für unseren Sport“, sagte Wladimir, 35, der im Plenum gesessen hatte und seine Titel von WBA, IBF und WBO am 3. März in Düsseldorf gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck verteidigt. In der Betroffenheit ging fast ein wenig unter, dass sich Vitali in der vierten Runde so schwer an der linken Schulter verletzt hatte, dass er fortan seine Führhand nicht mehr einsetzen und den Kampf einzig mit der Rechten gestalten konnte. Die Schwere der Verletzung und ihre Auswirkung sollen im Lauf des Sonntags nach einer Untersuchung in einem Münchner Krankenhaus bekannt gegeben werden.