Die ehemaligen Nationalspieler Anneke Böhmert und Philip Sunkel sehen bei der Hallenhockey-EM Damen und Herren als Favoriten.

Hamburg. Morgen beginnt in Leipzig die Hallenhockey-EM der Damen und Herren. Für das Abendblatt analysieren die ehemaligen Nationalspieler und Hallenspezialisten Anneke Böhmert, 30, und Philip Sunkel, 37, die Chancen der deutschen Teams.

Böhmert, die fünf Hallen-Europameisterschaften spielte und jetzt als Lehrerin arbeitet, sieht in der Vorrundengruppe der deutschen Damen Spanien zwar als Hauptkonkurrenten, warnt jedoch vor dem Auftaktspiel gegen Aufsteiger Tschechien. "Die haben mit Chris Faust einen deutschen Trainer, der sie taktisch perfekt einstellen wird", sagt die frühere Torjägerin, die den dritten Gegner Polen als Außenseiter einstuft. "Der Anspruch muss aber sein, dass wir Gruppensieger werden", sagt sie.

Die Mischung im Team von Marc Herbert, der komplett ohne die in der Champions-Trophy-Vorbereitung weilenden A-Kader-Spielerinnen auskommen muss, sei gut gelungen. "Wir haben viel Erfahrung dabei, mit Lea Loitsch und Lena Jacobi vom Club an der Alster zwei Hamburgerinnen, die die Defensive stützen werden. Dazu kommt mitLokalmatadorin Karoline Amm im Tor ein starker Rückhalt, was im Hallenhockey die halbe Miete ist", sagt sie. Die Berlinerin Kerstin Holm als starke Eckenschützin und einige hungrige U21-Juniorinnen runden den Kader ab.

Die andere Vorrundengruppe mit den Niederlanden, Titelverteidiger Ukraine, Weißrussland und Österreich schätzt Böhmert als etwas stärker und ausgeglichener ein. Dennoch setzt sie auf einen deutschen Triumph. "Wir schlagen im Halbfinale Holland und im Finale die Ukraine, aber es wird eng!"

Das erwartet auch Sunkel, der die EM für "die wahre WM" hält. "In Europa gibt es keine Exoten mehr, deshalb glaube ich, dass generell wenige Tore fallen, weil defensiv gespielt wird." Natürlich müsse Deutschland als Gastgeber mit der Favoritenrolle leben, zumal mit der Schweiz der große Außenseiter als zweiter Gruppengegner wartet. Mit einem Sieg über Österreich zum Auftakt wäre die Halbfinalqualifikation fast schon gesichert, glaubt Sunkel, der den Titelverteidiger für den härtesten Gruppenrivalen hält. Spanien, am Sonnabend letzter Gegner, sei schwer einzuschätzen. "Ich glaube aber nicht, dass die Spanier die Qualität haben, uns zu besiegen. Deshalb ist die Partie gegen Österreich der Knaller der Vorrunde."

Sunkel vermisst im Aufgebot von Markus Weise "einen oder zwei Hallenspezialisten, die einem Team immer guttun". Er hätte Jonathan Fröschle vom Club an der Alster nominiert, "weil der internationale Härte mitbringt und ein toller Eckenschütze ist. So einer fehlt im jetzigen Team." Der frühere UHC-Torjäger, der vier Hallen-Europameisterschaften spielte und 2003 in Leipzig auch die Hallen-WM miterlebte, ist der Ansicht, dass der Kader nicht vollends ausgeglichen besetzt ist.

"Die ersten acht, darunter die beiden Hamburger Torhüter Nico Jacobi und Andreas Späck, sind top, aber ich warne davor, in engen Phasen die von früheren Turnieren gewohnten Blockwechsel zu vollziehen. Es sind ein paar Spieler dabei, die nicht die Qualität haben, um international ganz oben mitzuhalten", sagt er. Prunkstück des Teams sei der Angriff mit dem Mannheimer Matthias Witthaus, dem Mülheimer Thilo Stralkowski, dem Krefelder Oskar Deecke und Tobias Lietz vom Harvestehuder THC.

Vor allem wegen der Offensivstärke und der starken Torhüter traut Sunkel dem amtierenden Weltmeister zu, den Titel zu gewinnen. "Ich tippe auf ein Finale gegen England, das in der anderen Gruppe, die mit den Niederlanden, Tschechien und Russland extrem ausgeglichen besetzt ist, für mich leichter Favorit ist, weil der gesamte Olympiakader zur Verfügung steht. Und dasFinale gewinnen wir knapp."

Einig sind sich Böhmert und Sunkel in ihrer Einschätzung des Rahmens, den das Leipziger Publikum bieten wird. "Die WM 2003 war das beste Hallenturnier, das ich je erlebt habe. Die Stimmung war gigantisch, und das wird diesmal nicht anders sein", sagt Sunkel. "Darauf kann sich jeder freuen!"