Hamburg. Stefan Schmidt erklärt die längste Niederlagenserie in der Geschichte des Hamburger Basketball-Zweitligaclubs.

Die Wahrheit liegt auf dem Parkett. Die Hamburg Towers verloren in der 2. Basketball-Bundesliga fünf Spiele nacheinander, das ist Fakt – und die längste Niederlagenserie ihrer dreieinhalbjährigen Vereinshistorie. Wie konnte das nur passieren bei den nominell besten Towers, die es je gab? Nach dem besten Saisonstart ihrer Geschichte (9:3 Siege)?

Kapitän Stefan Schmidt (28) versucht vor dem Spiel an diesem Freitag in Paderborn (19.30 Uhr/basketball.airtango.de live) eine Erklärung. „Wenn man in einer Abwärtsspirale ist, funktioniert das Spielerische plötzlich nicht mehr. Dann wird es im Basketball sehr krampfhaft, jeder versucht sein eigenes Ding zu machen“, sagt der frühere A-2-Nationalspieler. Er nennt das Heimspiel gegen Hanau (75:91) am vergangenen Sonnabend den „absoluten Tiefpunkt. Da haben wir uns kämpferisch ergeben und denen den Sieg überlassen.“ Vorzeige-Teamplayer Schmidt fordert: „Wir müssen die Leidenschaft für das Teamspiel wiederfinden.“

Neue individuelle Klasse

Die neue individuelle Klasse mit Rückkehrer Jonathon Williams (27) und dem kroatischen Routinier Hrvoje Kovacevic (31) hält Schmidt für trügerisch. „Wir müssen wegkommen von dem Gedanken: Alles gut, wir haben Williams, der die Punkte macht, Anthony Canty, der die Assists gibt, Kovacevic, der verteidigt und auch kreativ ist, und zwei Große unterm Korb, die die Rebounds holen. So funktioniert Basketball nicht. Wir dürfen nicht nur als Einzelspieler funktionieren, sondern einer muss für den anderen da sein.“

Alles in allem ist der „Anfangsflow“ verloren gegangen, wie Schmidt sagt. Der „Startpunkt der Abwärtsspirale“ sei Köln (74:77) gewesen. „Seither haben wir von Spiel zu Spiel immer schlechter gespielt.“ Und auf einmal sind die Towers nur noch Sechster (9:8 Siege). Kam der Knacks durch den Wechselfehler mit den vier eingesetzten Ausländern? War es ein ver­coachtes Spiel von Trainer Hamed Attarbashi? „Nein, das Spiel haben wir woanders verloren. Hamed wird keine Schuld zugeschoben“, sagt Schmidt.

Selbstbewusstsein zurückholen

Es sei bloß „sehr unglücklich“ gewesen, dass sich das Missgeschick, das in dieser Saison schon in Heidelberg passierte, 13 Sekunden vor Schluss in Köln beim Stand von 74:74 wiederholte. Es müssen in der ProA immer mindestens zwei Deutsche auf dem Court stehen. Für das taktische „Bank-Foul“ gab es Ballbesitz und einen Freiwurf für Köln. Schmidt: „Wir Spieler machen ständig Fehler. Wenn Hamed auch mal einen Fehler macht, ist ihm keiner böse.“

Schmidt glaubt noch fest an das Saisonziel, die Top vier. „Wir haben das Glück, dass wir jetzt gegen zwei Teams vom unteren Tabellenende spielen: in Paderborn und zu Hause gegen Baunach. Wenn wir uns unser Selbstbewusstsein zurückholen und vier, fünf Spiele gewinnen, stehen wir wieder oben. Wie schnell es in die andere Richtung gehen kann, haben wir gesehen, als wir nach dem tollen Saisonstart dachten: Hey, wir sind super, das wird ein Selbstläufer. Daraus müssen wir lernen!“

„Last big man standing“

Und wie sieht Schmidt, der wegen seines Kreuzbandrisses eineinhalb Jahre fehlte, seine eigene Leistung? „Das Wichtigste ist, dass ich keinerlei Probleme mit meinem Knie habe. Ich werde von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel besser. Aber gewisse Automatismen fehlen mir noch, zum Beispiel das Timing beim Rebound.“ Gegen Hanau musste der 2,07-Meter-Mann als „last big man standing“, als einziger verbliebener Center, eine knappe halbe Stunde spielen.

Enosch Wolf (Bronchitis) nahm noch Antibiotika, für Justin Raffington (Kreuzbandriss) ist die Saison zu Ende. Dem pragmatischen Franken Schmidt bereitet der Sprung ins kalte Wasser keine Sorgen: „Natürlich tut es mir leid für Justin, aber als Spieler will man spielen, und für mich ist es ein Vorteil, dass ich jetzt meine Minuten bekomme. 26 Minuten Spielpraxis sind sehr viel wert. Und das wird sich am Ende der Saison auszahlen.“