Köln. Früheres Manager-Schwergewicht glaubt, die Gründe für den Abgang des Sportchefs beim 1. FC Köln zu kennen. Schmadtke äußert sich auch.

Der Rücktritt von Jörg Schmadtke hat beim 1.FC Köln ein Fußball-Beben ausgelöst. Auch zwei Tage nach dem überraschenden Entschluss des 53-Jährigen, trotz eines bis 2023 (!) datierten Vertrages bei den Geißböcken aufzuhören, wird wild über die Gründe seines Abschieds spekuliert.

Nach Informationen der "Bild" soll Schmadtke mit seiner Forderung, die Trennung von Cheftrainer Peter Stöger angesichts der prekären Tabellensituation und der Dauer-Negativserie zu vollziehen, beim FC-Präsidium auf taube Ohren gestoßen sein und habe deshalb den Bettel hingeschmissen.

Calmund wollte Schmadtke noch umstimmen

Dieser Version widersprach allerdings Reiner Calmund, der langjährige Manager und Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, nach einem Gespräch mit Schmadtke bei Sky vehement: "Wenn er nur ansatzweise Zweifel daran gehabt hätte, hätte er den Arm gehoben und Stöger wäre bei allen Verdiensten beurlaubt worden." Der gebürtige Düsseldorfer Schmadtke habe keine Zweifel gehabt, dass der österreichische Coach die Wende beim FC hätte einleiten können.

Kommentar: Köln und Schmadtke lenken vom HSV ab

Calmund zu den vermeintlichen Beweggründen von Schmadtke: "Er hat mir gesagt: 'Calli', ich bin der Auffassung, dass ich zu einer Belastung werde in der Situation für den Verein und auch nicht helfen kann.' Das war der einzige Grund, warum er gesagt hat: Schluss!"

Jörg Schmadtke hat auch selbst den Gerüchten widersprochen, er habe den Rauswurf von Trainer Stöger geplant. „Nein, ich hatte nicht vor, Peter Stöger zu feuern. Das war kein Thema“, sagte der 53-Jährige dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich habe vom ersten bis zum letzten Tag zu ihm gehalten, da ich von Peter überzeugt bin. Alles andere entspricht nicht der Wahrheit.“

Calmunds Versuche, Schmadtke zu einem Umdenken zu bewegen, seien fehlgeschlagen, so der ehemalige Bayer-Manager. "Ich habe ihm gesagt, dass er noch drei Nächte drüber schlafen soll, aber das wollte er nicht. Zudem habe ich ihm versucht klar zu machen, dass jeder mal Fehleinkäufe hat, aber er ist konsequent bei seiner Entscheidung geblieben", so der 68-jährige Calmund.

Stöger als Teammanager wie in England?

Schmadtke selbst stand in den letzten Wochen in Köln stark in der Kritik, weil die Kaderzusammenstellung für die laufende Saison mehr als diskussionswürdig war. Eine adäquater Ersatz für Torjäger Anthony Modeste, der für 35 Millionen Euro Ablöse im Sommer nach China gewechselt war, konnte nicht gefunden werden. Vor allem in der Offensive hat Köln große Defizite, Schmadtke holte den 39-jährige Peruaner Claudio Pizarro, der allerdings bei der Nullnummer gegen Werder Bremen am vergangenen Sonntag kurzfristig verletzt ausfiel und nicht für das so dringend benötigte Siegtor im Kellerduell sorgen konnte.

Derweil spekuliert das Fachblatt "Kicker" damit, dass Coach Stöger sogar die Position als Teammanager nach englischem Vorbild in Köln ausfüllen könnte. Der 51-Jährige hat schon Erfahrung in dieser Hinsicht gesammelt. Mit Austria Wien holte er in dieser Rolle sogar 2005 den österreichischen Meistertitel und führte First FC Vienna in die 2. Liga. Vorteil einer solchen Lösung: Reibungsverluste durch die Einarbeitung eines neuen Managers sind nicht zu befürchten.

Der FC geht aber zurzeit einen anderen Weg. Sportdirektor Jörg Jakobs wird wohl zusammen mit Stöger Ausschau nach neuen Spieler halten. "Da Jörg Schmadtke nun weg ist, wird der Wintertransfermarkt nicht einfach werden", betonte Stöger.

Düsseldorf lehnt Schmadtke-Engagement ab

Und was macht Schmadtke in der Zukunft? Zweitliga-Tabellenführer Fortuna Düsseldorf hat aktuell offenbar kein Interesse an einer Verpflichtung des Ex-Keepers als Sportdirektor. "Schmadtke ist ein guter Mann. Aber wir haben ein funktionierendes Team, das wir nicht wegen irgendwelcher Vorgänge in Köln ändern werden", sagte Fortunas Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer der "Bild"-Zeitung und Aufsichtsratschef Reinhold Ernst ergänzte: "Wir sind im Moment gut aufgestellt. Aktuell denken wir nicht über irgendwelche Personen nach."

Bereits 2013 nach dem Abstieg war Schmadtke, der inzwischen wieder in Düsseldorf wohnt, bei der Fortuna ein Thema. Seine Verpflichtung fand im Aufsichtsrat aber keine Zustimmung.