Hamburg. Die Tennisasse Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber stehen am Rothenbaum am Freitag im Viertelfinale – ebenso wie vier Argentinier

Sollte es in diesem Jahr beim Herrentennisturnier am Rothenbaum erstmals seit 1993, als Turnierdirektor Michael Stich (48) triumphierte, wieder einen deutschen Sieger geben, dann würde Michael Kohlmann ihm nicht vor Ort gratulieren. Der Daviscup-Teamchef reiste am Donnerstagabend aus Hamburg ab, hatte aber genug gesehen, um schon vor dem Viertelfinale eine durchweg positive Bilanz ziehen zu können. „Ich finde, dass alle acht deutschen Hauptfeldstarter ihre Sache sehr gut gemacht haben“, sagte der 43-Jährige, „nun wünsche ich mir, dass sich Flo und Kohli für ihre Leistungen belohnen.“

Flo und Kohli, das sind die beiden 33 Jahre alten Routiniers Florian Mayer und Philipp Kohlschreiber, die am Freitag die deutschen Farben in der Runde der letzten acht vertreten. Nachdem der Bayreuther Mayer, Nummer 101 der Weltrangliste, bereits am Mittwoch sein Ticket für den Viertelfinal-Showdown mit dem Argentinier Diego Schwartzman – neben dem Russen Karen Khatschanow einziger verbliebener der acht gesetzten Spieler – gelöst hatte, zog Kohlschreiber (Nr. 56) in einem phasenweise begeisternden Match gegen den Franzosen Gilles Simon nach. 6:3, 3:6 und 6:2 siegte der Augsburger, der sich nach 2:02 Stunden Spielzeit „riesig über ein Superspiel und auf ein weiteres Match hier“ freute. Sein nächster Gegner ist Tommy-Haas-Bezwinger Nicolas Kicker (Argentinien).

Dass am Abend mit Leonardo Mayer ein weiterer Argentinier Jan-Lennard Struff (27/Warstein) 6:2, 7:5 bezwang, trübte Kohlmanns Laune nur unwesentlich. „Mich hat vor allem gefreut, dass unsere Youngster gezeigt haben, dass für die Zeit nach Flo und Kohli einiges nachkommt“, sagte er. In der Gegenwart sind die „Oldies“ für das Turnier indes durchaus wichtig. Nachdem der topgesetzte Spanier Albert Ramos-Vinolas, der an Nummer zwei positionierte Pablo Cuevas (Uruguay) und Haas bereits in ihren Auftaktmatches gescheitert waren, erwischte es am Donnerstag mit dem Spanier David Ferrer auch den namhaftesten Spieler im Feld. Der 35-Jährige unterlag dem Argentinier Federico Delbonis 5:7, 3:6.

Da mit Delbonis (26/Nr. 81), Schwartzman (24/Nr. 38), Kicker (24/Nr. 96) und Mayer (30/Nr. 138) vier „Gauchos“ im Viertelfinale stehen, werden Erinnerungen wach an 2003. Damals, als der Rothenbaum noch Masterstatus hatte, bekämpften sich mit dem späteren Sieger Guillermo Coria, Agustin Calleri, Gaston Gaudio und David Nalbandian vier Argentinier im Halbfinale. „Wir fühlen uns in Hamburg einfach wohl“, sagte Delbonis, „es ist die Mischung daraus, dass die Bälle sehr schwer sind und trotzdem hoch abspringen, die uns entgegenkommt.“

Entscheidung über Zukunft des Turniers erst im Herbst

Nicht verwunderlich also, dass Delbonis, der 2013 in Hamburg das Finale gegen den Italiener Fabio Fognini verlor, in der Diskussion um die Zukunft des Rothenbaums eine klare Meinung vertritt. „Es wäre ein großer Fehler, wenn man den Belag wechseln würde. Hamburg hat als wichtiges Sandplatzturnier eine sehr große Tradition“, sagte er. Angesichts der Absenz von Spielern aus den Top 20 der Weltrangliste denkt der Deutsche Tennis-Bund (DTB) als Lizenzinhaber über einen Wechsel auf Hartplatz nach. Dieser allerdings müsste mit der Herrentennisorganisation ATP abgestimmt werden. DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff schätzt die Chancen für einen Wechsel sehr gering ein.

Der DTB entscheidet im Herbst über die Neuvergabe des Ausrichtungsrechts, das noch bis einschließlich 2018 bei Stich und der Agentur HSE liegt. Drei Mitbewerber haben Interesse, der Verband will in den kommenden Wochen weitere Gespräche mit den vier Kandidaten und der Stadt Hamburg führen. An diesem Freitag wird das DTB-Präsidium den in einem Hamburger Hotel tagenden Bundesausschuss, besetzt mit den Präsidenten der 18 Landesverbände, über den Stand der Verhandlungen informieren.