Budapest.

Die halbe Stunde nach dem Rennen schien ihr viel schwerer gefallen zu sein als die 2:05,39 Minuten im Pool der Budapester Duna Arena. Immer wieder fasste sich Franziska Hentke, die kurz vorher noch locker und leicht übers Wasser geflogen war, an den Kopf, holte tief Luft, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Irgendwann war es ihr egal, die Spuren der grenzenlosen Freude liefen ungehindert über die Wangen. „Ich kann es immer noch nicht fassen”, sagte die 28-Jährige. Doch es ist wahr: Hentke schlug bei den Weltmeisterschaften in Budapest über 200 Meter Schmetterling als Zweite an und holte die erste Medaille des deutschen Schwimmteams in der ungarischen Hauptstadt. „Wenn das Rennen nur ein wenig länger gewesen wäre, hätte sie wohl Gold gewonnen”, sagte Chefbundestrainer Henning Lambertz. „Franzi ist für ihre harte Arbeit belohnt worden.” Nur die Spanierin Mireia Belmonte war um winzige 13 Hundertstelsekunden schneller. Bronze holte die Ungarin Katinka Hosszu, die von 12.000 Zuschauern frenetisch angefeuert wurde.

„Ich hatte richtig Angst, auf die Anzeigetafel zu schauen”, sagte Hentke. „Es ist einfach geil. Endlich konnte ich bei einer großen Meisterschaft beweisen, was ich drauf habe. Es kann sein, dass ich Belmonte noch bekommen hätte, wenn die Bahn fünf Meter länger wäre. Aber das ist jetzt scheißegal, ich habe endlich diese blöde Medaille.” Vor zwei Jahren war sie bei der WM in Kasan als Vierte noch knapp an ihr vorbeigeschmettert, vor vier Jahren in Barcelona hatte sie als Neunte ebenso den Endlauf verpasst wie als Elfte im vergangenen Sommer bei Olympia in Rio de Janeiro. „Ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Jahre”, sagte Hentke.

Der Heidelberger Philip Heintz, wie Henkte als Weltjahresbester angereist, wurde über 200 Meter Lagen in 1:57,43 Minuten nur Siebter. Als Heintz seine Eindrücke schilderte, unterbrach er seine Ausführungen und bat die Reporter um einige Sekunden Auszeit. Sein Körper forderte Tribut für die gewaltige Anstrengung, die ihm gerade im Becken auferlegt worden war. Heintz knickte seinen Oberkörper ab, stützte seine Hände auf die Knie und sagte: „Ich weiß nicht, ob ich enttäuscht bin. Im Moment bin ich nur total leer im Kopf.”