Utrecht.

In jedem Reiseführer zur Region Noord-Brabant mit ihren vielen Naturgebieten ergeht der Hinweis: Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge. Die Gemeinde Sint-Michielsgestel, in der die deutsche Frauen-Nationalelf noch mindestens bis zum Wochenende logiert, macht da gerade gar keine Ausnahme. In Windeseile wechseln sich blauer Himmel und graue Wolken ab. Auch am Tag nach dem Vorstoß ins Viertelfinale – Gegner ist Dänemark (Sonnabend 20.45 Uhr/ZDF) – wurde in der idyllischen Umgebung des Teamhotels wieder alles geboten.

Was irgendwie ja ein gutes Sinnbild gibt für die Verfassung der deutschen Fußballerinnen, die sich bei der EM in den Niederlanden irgendwie launisch präsentieren. Eigenartig nur: Nach dem dritten Gruppenspiel gegen Russland (2:0) ist Steffi Jones der personifizierte Sonnenschein. Strahlend und glücklich. „Nervenaufreibend in positivem Sinne“ sei es gewesen, sagte die Bundestrainerin und wirkte in Utrecht so tiefenentspannt wie ihre Comic-Figur Charlie Brown, den kleine Pannen schon mal gar nicht aus der Bahn werfen. Passt der sympathische Pechvogel gerade besonders gut für eine, die unerschütterlichen Optimismus vorlebt?

„Bis auf die Torabschlüsse bin ich mit dem Sieg zufrieden. Es war eine große Leistung, was Laufbereitschaft und Wille angeht.“ Und dann setzte die stets positiv denkende Powerfrau noch einen drauf: „Wir haben wieder eine Steigerung gesehen. Der Knoten platzt, die Maschinerie ist ins Rollen gekommen.“ Die dabei waren, hatten einen anderen Eindruck: dass der achtfache Europameister für die Titelverteidigung noch viel, viel besser werden muss, und außer im Tor gilt das für alle Mannschaftsteile. Insofern forderte die 44-Jährige mit ihren Feststellungen im Stadion Galgenwaard geradezu Widerspruch heraus.

Vertreter aus der Frauenbundesliga, Berater oder Scouts anderer Nationen wundern sich vor Ort über solche Analysen bisher nur hinter vorgehaltener Hand. Grund: Auch bei anderen Topteams liegt in der Vorwärtsbewegung vieles im Argen. Bei Deutschland mangelt es nicht nur an der Torausbeute – und einer Sturm-Alternative zu der wiederholt wirkungslosen Anja Mittag –, sondern es fehlen die einstudierten Abläufe, die es bei den vielen personellen Wechseln vielleicht noch gar nicht geben kann. Als am Dienstagabend am Ende auch Tabea Kemme eingewechselt wurde, hatten alle Feldspielerinnen in der Vorrunde mitgemacht. „Ich hatte vor, diese Gruppenphase mit Variabilität zu spielen, damit wir nicht so ausrechenbar sind“, sagte Jones. „Das wird Richtung K-.o.-Spiele anders.“ (fhel)