Hamburg. Beim Test gegen Kiel offenbarte der HSV spielerische Mängel. Regisseur Aaron Hunt soll bleiben. Suche nach Innenverteidiger stockt

Es ist der letzte freie Freitag. Einmal dürfen die HSV-Profis heute noch entspannen, bevor die intensive Phase der Saisonvorbereitung beginnt. Am Sonnabendmorgen reist die Mannschaft mit 28 Spielern ins Trainingslager nach Österreich. Im Tiroler Längenfeld bezieht der HSV für elf Tage sein Quartier im Wellnesshotel Aqua Dome, nachdem die Unterkunft in Leogang storniert werden musste.

Auch Aaron Hunt wird am Sonnabend mit im Charterflieger sitzen. Nachdem sich die Spekulationen über die Zukunft des Mittelfeldspielers in den vergangenen Wochen häuften, hat der HSV nun eine Aussage getroffen. „Wir haben klar miteinander gesprochen. Wir planen mit Aaron“, sagte Sportchef Jens Todt am Mittwoch auf Abendblatt-Nachfrage. „Es gibt keinen Vorstoß von ihm zu wechseln. Wir haben ihm auch nie nahegelegt zu gehen.“

In der vergangenen Woche hatte Hunt in einem Interview mit „transfermarkt.de“ verraten, dass er bereits einen möglichen neuen Club gefunden habe (Türkei-Erstligist Osmanlispor, d. Red.). Der HSV müsse sich nur entscheiden, was er wolle. Weil die Hamburger ihren Gehaltsetat senken wollen, galt Hunt als einer der Topverdiener als Verkaufskandidat. Doch der HSV plant nun weiter mit dem Regisseur.

Dass Trainer Markus Gisdol Hunt gut gebrauchen kann, wurde am Mittwochabend im ersten ernsthaften Testspiel der Vorbereitung mehr als deutlich. Der HSV offenbarte bei der 3:5-Niederlage gegen Zweitligist Holstein Kiel technische Mängel in allen Mannschaftsteilen. Insbesondere im Spielaufbau wirkten die Hamburger fahrig und einfallslos. Einzig Luca Waldschmidt und Hunt hatten kreative Momente in ihren Aktionen. „Wir wollten aus einer guten Ordnung heraus spielen, darunter hat die Offensive gelitten“, sagte Hunt.

Noch bleiben dem HSV bis zum Bundesligaauftakt gegen den FC Augsburg am 19. August vier Wochen Zeit, das spielerische Niveau zu verbessern. Zum Start erwartet Gisdols Team ein Gegner, der voraussichtlich tief stehen wird. Gegen diese Mannschaften hatte der HSV in den vergangenen Jahren jeweils die größten Probleme. „Das ist der nächste Schritt in der Entwicklung der Mannschaft“, sagt Sportchef Todt.

Bislang hat der Kaderplaner bei der Auswahl der Neuzugänge vor allem auf die Kriterien Tempo (André Hahn) und Mentalität (Kyriakos Papadopoulos) geachtet. In der Kategorie Kreativität findet sich unter den Neuzugängen niemand wieder. Und das wird auch so bleiben. Die Suche nach neuen Offensivspielern ist mit der Verpflichtung von Hahn abgeschlossen. Stattdessen will der HSV im Angriff neben Nabil Bahoui und Batuhan Altintas noch mindestens einen weiteren Spieler abgeben.

Beim Test in Kiel bekamen insbesondere Pierre-Michel Lasogga und Lewis Holtby zu spüren, dass sie in den Planungen von Trainer Gisdol keine große Rolle mehr spielen. Beide kamen erst im Laufe der zweiten Halbzeit zum Einsatz. Holtby, der in der vergangenen Saison unter Gisdol noch auf der Zehnerposition gesetzt war, spielte zurückgezogener und beging im Aufbau mehrere Fehler. Da Gisdol ein System mit zwei Spitzen plant, hat Holtby an Wertschätzung eingebüßt. „Es kann sein, dass es die Zehnerposition in unserem Spielsystem gar nicht mehr gibt. Unser Kader ist auf Pressing und schnelles Umschalten ausgerichtet“, sagt Todt.

Fehler im Spielaufbau leisteten sich gegen Kiel aber auch die Innenverteidiger Papadopoulos und Mergim Mavraj. Beide haben ihre Stärken ohnehin in der Zweikampfführung. Spielerische Impulse erhofft sich der HSV daher von einem weiteren Neuzugang in der Abwehr. Doch der Plan, den gesuchten Spieler zum Start des Trainingslagers dabei zu haben, wird nicht aufgehen. Die Transfers der möglichen Kandidaten Germán Pezzella (26/Betis Sevilla) und Stefan Denswil (24/FC Brügge) erweisen sich als schwieriges Unterfangen. Vor allem der Argentinier Pezzella wäre ein finanzieller Kraftakt. Und so geht man beim HSV intern davon aus, dass die erhoffte Verpflichtung des vierten Innenverteidigers möglicherweise erst gegen Ende der Transferperiode klappt.

Toptalent Finn Porathwill sich verleihen lassen

Die besten Chancen dürfte der HSV bei Denswil haben. In jedem Fall läuft es auf einen Transfer aus dem Ausland heraus. Auf dem nationalen Markt gibt es kaum noch Möglichkeiten. Wunschspieler Marc-Oliver Kempf lässt der SC Freiburg nicht ziehen. Auch Dortmunds Neven Subotic und Braunschweigs Saulo Decarli sind kein Thema mehr.

Eine Veränderung im HSV-Kader strebt unterdessen Finn Porath an. Wie das Abendblatt erfuhr, will sich der 20-Jährige an einen Zweit- oder Drittligisten verleihen lassen. Das Mittelfeldtalent könnte perspektivisch zwar einer der Kreativspieler beim HSV werden, im aktuellen Kader sieht Porath aber wenig Chancen, Spielpraxis zu sammeln. Der HSV sucht nach einer Lösung.