Maria Alm/Saalfelden. Der Stürmer sieht sich „zu 100 Prozent“ bestätigt, zum FC St. Pauli gewechselt zu sein

Am Tag nach dem erfolgreichen Testspiel gegen den Schweizer Zweitligisten FC Wil (2:1) stand für St. Paulis Stürmer Sami Allagui und seine Kollegen ein neuer Programmpunkt auf dem Plan. Anstelle einer Einheit auf dem Rasen radelten die Kiezkicker am Vormittag von Zell am See aus auf Mountainbikes rund eine Stunde lang, ehe sie sich beim Baden im See wieder abkühlten. Einige spielten auch noch Beachvolleyball am Ufer. Dazu gab es Sonnenschein, einen fast wolkenlosen Himmel und mit knapp 20 Grad Celsius eine noch angenehme Temperatur für diese regenerative, sportliche Betätigung.

Beim Sieg gegen Wil war er an beiden Toren direkt beteiligt

Sami Allagui konnte die Radtour mit dem guten Gefühl antreten, am Sonntag im Testspiel gegen Wil als alleinige Sturmspitze eine überzeugende Vorstellung geboten zu haben. Beim Treffer zum 1:0 legte der 31 Jahre alte Tunesier den Ball mustergültig für den Torschützen Bernd Nehrig auf. Beim 2:0 drang er nach einem Steilpass von Linksverteidiger Daniel Buballa unaufhaltsam in den Strafraum ein, mit seinem Querpass traf er den Wiler Verteidiger Atila, der den Ball ins eigene Tor beförderte.

Auch wenn ihm im letzten Test im Rahmen des Trainingslagers also kein eigener Treffer gelang, so konnte der als „Königstransfer“ geltende Allagui sich ein weiteres Mal profilieren, zumal er bei einigen weiteren, vielversprechenden Aktionen wegen knapper Abseitsentscheidungen zurückgepfiffen wurde. Keine Frage: Rund eineinhalb Wochen vor dem ersten Punktspiel der neuen Saison beim VfL Bochum (28. Juli, 20.30 Uhr) kann Allagui mit einem Platz in der Startelf des FC St. Pauli rechnen, und zwar unabhängig davon, ob der leicht angeschlagene Torjäger Aziz Bouhaddouz rechtzeitig wieder fit wird oder nicht. Allagui kommt in einem Spielsystem mit zwei echten Stürmern ebenso zurecht wie in einem mit ihm als einziger Angriffsspitze. Als dritte Option hat der technisch gute Offensivspieler auch noch die Option, auf einer der Außenbahnen zu agieren.

Mit drei Treffern in den fünf Testspielen, in denen er mitwirkte, führt Sami Allagui gemeinsam mit Christopher Buchtmann und Waldemar Sobota die interne Torschützenliste der Vorbereitung an. Zuletzt war ihm im Testspiel beim VfL Osnabrück (3:0) ein Doppelpack gelungen. „Tore sind immer ein schönes Gefühl, auch im Training und in Testspielen. Ich freue mich jetzt schon auf meinen ersten Treffer am Millerntor“, sagt Allagui.

Nach dem ersten Training am 19. Juni hatte er berichtet, wie ihn Interims-Sportchef Andreas Rettig vom Wechsel von Hertha BSC zum FC St. Pauli überzeugt hatte. „Er hat gesagt, ich passe zu St. Pauli, und St. Pauli passt zu mir“, erzählte er damals. „Jetzt müssen Herr Rettig und ich immer schmunzeln, wenn wir uns begegnen. Ich denke, das ist die Bestätigung, dass es genau so eingetreten ist. Ich bin heute hundertprozentig sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe“, sagt Alla­gui. „Ich bin hier in einer intakten Mannschaft gelandet. Dazu kommt der Trainer, der eine klare Vorstellung hat. Das ist das Wichtigste“, begründet er seine Einschätzung.

Mit dem vermeintlichen Makel, jetzt eine Spielklasse nach unten abgestiegen zu sein, kann Allagui nach eigenen Angaben gut umgehen. „Ich habe schon mal einen Schritt zurück gemacht, als ich im Sommer 2012 vom FSV Mainz zur Hertha gegangen bin, die damals gerade abgestiegen war. Dort habe ich dann aber wieder zwei Schritte nach vorne gemacht. Ich bin bereit, dies jetzt wieder zu tun“, sagt der variabel einsetzbare Stürmer. Co-Trainer der Berliner war damals übrigens Markus Gellhaus, den er jetzt bei St. Pauli wiedergetroffen hat.

Allagui erwägt ein Comeback im Nationalteam Tunesiens

Bekanntlich stiegen die Berliner direkt wieder auf. Doch so klar will Allagui – ganz im Sinne des Vereins – das Saisonziel für seinen neuen Club nicht formulieren – jedenfalls nicht öffentlich. Er sagt nur so viel: „Wir sind ein eingeschworener Haufen und arbeiten jeden Tag sehr hart. Deshalb ist alles möglich. Man braucht aber immer auch ein bisschen Glück dafür.“

Auch das Thema Nationalmannschaft hat Sami Allagui, der im Oktober zum ersten Mal Vater wird, noch nicht endgültig abgehakt. Vor knapp drei Jahren war er aus persönlichen Gründen aus dem Team Tunesiens zurückgetreten, jetzt könnte er sich eine Rückkehr vorstellen. Die Qualifikation für die WM 2018 ist für Tunesien greifbar nah und eine Motivation für Alla­gui. Für ein Comeback wäre eine erfolgreiche Saison sehr hilfreich.

Zu seinem Glück beim FC St. Pauli fehlt Allagui noch eine feste Bleibe für sich und seine Frau sowie den kommenden Nachwuchs. Bisher lebt er noch im Hotel. „Es ist in Hamburg wirklich schwer, eine passende Wohnung zu finden“, sagt er.