London. Boxprofi Arthur Abraham kann mit Sieg über Eubank jr. die Super Series erreichen

Zählten die Pflichttermine, die Profiboxer vor Weltmeisterschaftskämpfen zu absolvieren haben, zu den Wertungsprüfungen, dann würde Arthur Abraham an diesem Sonnabend (23 Uhr MESZ/Sky und ranfighting.de für 15 Euro) mit einem gehörigen Vorsprung zu Chris Eubank junior (27) in den Ring steigen. Während der englische IBO-Champion im Supermittelgewicht beim öffentlichen Training, der Pressekonferenz und dem Wiegen ein wenig zu angestrengt und mit viel verbalem Säbelrasseln den Favoriten gab, sammelte sein zehn Jahre älterer Kontrahent fleißig Sympathiepunkte.

Die Botschaft, die der in Armenien geborene Berliner transportierte, war deutlich: Was soll ihm mit der Erfahrung aus 51 Kämpfen in 14 Profijahren schon passieren gegen einen, der sich in 25 Kämpfen nur einmal – gegen den aktuellen WBO-Mittelgewichtsweltmeister Billy Joe Saunders – Gegnerschaft auf Abrahams Niveau stellen musste und diesen Kampf prompt verlor? Nun, ein Blick in Abrahams Kampfrekord ließe zumindest eine Idee aufkommen, was schief gehen könnte. Seine vier letzten Auftritte außerhalb Deutschlands verlor der 37-Jährige, zuletzt im April 2016 in Las Vegas gegen den Mexikaner Gilberto Ramirez, was ihn seinen WBO-WM-Titel im Limit bis 76,2 kg kostete.

Von einem Auslandsfluch zu sprechen hält er allerdings für vermessen, und das stimmt, denn gegen Ramirez und seine anderen drei Bezwinger Andre Ward, Carl Froch und Andre Dirrell wäre es auch in Deutschland schwer geworden. „Natürlich ist es im Ausland schwerer, weil die Punktrichter eher für den Heimboxer werten“, sagt er, „aber wenn ich meine Leistung bringe, ist es egal, wo wir boxen.“ Der Unterschied zu Las Vegas sei, dass er sich mental bereit fühle, „weil ich nicht der Favorit bin, aber der bessere Boxer“. Und natürlich tut es ihm gut zu wissen, dass sein Promoter Sauerland weiter an ihn glaubt. Wie oft wurde für Abraham die letzte Chance herbeigeredet, und dann ist er nach Niederlagen doch zurückgekommen. Dass ihm Sauerland nach der Ramirez-Blamage sogar die Chance eröffnet, mit einem Sieg über Eubank junior an den World Boxing Super Series teilzunehmen, weiß er zu schätzen. „Ich bin sehr dankbar, denn ohne meinen Promoter wäre ich niemals dort, wo ich heute bin“, sagt er.

Klar ist, dass Abraham nicht mit einer Niederlage abtreten wird. „Meinen letzten Kampf werde ich ankündigen, damit sich meine Fans ordentlich von mir verabschieden können“, sagt er. Im Leben nach der Karriere werde er sich um seine Familie und seine Geschäfte kümmern, eine Zukunft als Promoter und Talententwickler sei ebenfalls denkbar. Noch allerdings sei er nicht so weit, den Schritt aus dem Rampenlicht zu gehen. „Dafür liebe ich das Boxen zu sehr. Dieses Gefühl, wenn mein Arm zum Zeichen des Sieges gehoben wird, das kann mir nichts anderes geben.“ Es liegt nun einzig an ihm selbst, dieses Gefühl erleben zu können.