Köln. In Deutschland gibt es 756 registrierte Spielerberater. Die meisten wissen vorher nicht, auf was sie sich einlassen. So ging es auch dem langjährigem Wolfsburg-Scout Lars Mrosko. Tony Nguyen steht dagegen noch ganz am Anfang seines Weges.

Lars Mrosko hatte alle notwendigen Kontakte, doch die Ernüchterung über den Job als Spielerberater ließ nicht lange auf sich warten. "Nach einer Woche war ich von dem Beratergeschäft eigentlich schon angewidert", sagte Mrosko dem SID.

Der 39-Jährige war Scout bei Bayern München und dem VfL Wolfsburg, wollte nach seinem Aus bei den Niedersachsen unbedingt im Fußballgeschäft bleiben – und versuchte sich als Spielerberater. Wie sich später zeigen sollte, war es die falsche Motivation: Nach einem Jahr gab er auf.

Er merkte schnell, dass seine unzähligen Kontakte zu Sportdirektoren, Scouts und Trainern ihm als Berater gar nicht mehr so viel halfen. Er stand jetzt auf der anderen Seite: "Dann bist du nicht mehr der Kumpel, sondern der Verhandlungspartner."

Zudem missfielen ihm die Abläufe der Branche. Er bekam mit, dass diverse Sportdirektoren alle Transfers über ihre Lieblingsberater laufen ließen. Wenn ein Spieler eines anderen Beraters interessant war, sollte trotzdem der Mann des Vertrauens den Spieler akquirieren. So oder so, der favorisierte Berater des Sportdirektors kassierte ab.

Ende 2010 gründete er mit einem Freund eine Agentur. Auch sie hatten den Traum von dem einen ganz großen Transfer. Nach zwölf Monaten mit Telefongesprächen, Reisen und einer Menge Zurückweisung hatte er genug. Auch, weil es sich finanziell einfach nicht rechnete. Das Privatleben litt gewaltig, zudem bremsten ihn gesundheitliche Probleme aus.

"Am Ende fehlte auch Glück, weil wir ein, zwei Dinge in der Pipeline hatten, die dann einfach nicht funktioniert haben", sagte Mrosko. In Deutschland durfte er sich Berater des ehemaligen Wolfsburger Stürmer-Stars Edin Dzeko nennen. Er war von den eigentlichen Beratern als Zwischenhändler für den deutschen Markt beauftragt worden. Doch Dzeko war gerade erst nach England zu Manchester City gewechselt.

Das sich ständige Anbiedern in dieser oberflächlichen Branche war zudem nicht seine Welt. "Dafür muss man geboren sein, genauso wenn man Staubsaugerverkäufer ist. Das hat mir keinen Spaß gemacht", sagte Mrosko.

Heute lebt er in Berlin. Das ständige Reisen hat er hinter sich gelassen. Er ist Berater des Vorstandes beim englischen Drittligisten Bradford City und Trainer im Berliner Amateurbereich. Der Fußball lässt ihn einfach nicht los.

Tony Nguyen steht dagegen ganz am Anfang seines Weges. Er möchte es besser machen, wenn auch erstmal ein paar Ligen tiefer. Seit fünf Monaten versucht sich der 30-Jährige als einer von derzeit 756 in Deutschland registrierten Spielerberatern.

Nach sechs Jahren als Betriebsleiter in einem Fitness- und Gesundheitszentrum wollte er etwas anderes machen. Sein erster Spieler wurde Cem Kara, der ihm beim Hessenligisten Rot-Weiß Frankfurt auffiel, für den er selbst bis vor kurzem in der zweiten Mannschaft spielte.

Er meldete sich bei möglichen neuen Vereinen, organisierte Gespräche und überzeugte den Spieler so von sich. Letztendlich wechselte Kara zum FSV Frankfurt in die Regionalliga Südwest - der erste Transfer von Nguyen war perfekt.

Mittlerweile vertritt er zwölf Spieler. Inoffiziell sind es noch zehn Klienten mehr, darunter auch schon zwei Zweitligaspieler. Nguyen möchte junge, talentierte Spieler aus der vierten oder fünften Liga in den Profibereich führen. Dabei setzt er vor allem auf Außenverteidiger: "Die sucht irgendwie jeder Verein", sagte Nguyen.

Er will sich gut um seine Spieler kümmern, mit ehrlichem und professionellem Auftreten von der oft egoistischen und zwielichtigen Konkurrenz absetzen. Denn viele Spieler sind unzufrieden mit ihren Beratern oder haben nur Berater, die sie von A nach B vermitteln.

"Es gibt viele, die Spieler von anderen Beratern abwerben wollen und das oft mit falschen Versprechungen machen. Einer sagte mal zu mir: 'Du musst einfach nur gut lügen können'. Das war es, was auch Mrosko an der Branche störte.