London. Dirk Hordorff, Vizepräsident des Tennisbundes, will ein Damenturnier im Mai und Hartplätze für die Herren

Die Vorbereitungen auf die 111. Auflage des Herrentennisturniers am Rothenbaum sind in vollem Gange. Eine Woche, nachdem beim laufenden Grand-Slam-Turnier in Wimbledon die Sieger gekrönt worden sind, empfängt Turnierdirektor Michael Stich (48) am 23. Juli Altmeister Tommy Haas (39) zum Legendenmatch, mit dem das Sandplatzevent offiziell eröffnet wird. Noch bis 2018 hat der Wimbledonsieger von 1991 mit seinem Team von der Vermarktungsagentur HSE das Recht zur Ausrichtung des zur dritthöchsten Kategorie, der 500er-Serie (500 Weltranglistenpunkte für den Sieger), zählenden Turniers.

Wie es danach weitergeht, darum wird seit Monaten hinter den Kulissen gerungen. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB), der die von der Herrentennisorganisation ATP vergebene Lizenz hält, schreibt diese von 2019 an neu aus. Neben der HSE haben sich mit Dietloff von Arnim, der lange Jahre in Düsseldorf den World Team Cup verantwortete, Michael Mronz, der sich in diversen Sportarten als Eventmanager profiliert hat, und Peter-Michael Reichel, Gründer des Damentennisturniers im österreichischen Linz, drei weitere Kandidaten um die Lizenz beworben.

Am Rande des Grand-Slam-Spektakels in London hatte das Abendblatt nun Gelegenheit, in einem Gespräch mit Dirk Hordorff, beim DTB als Vizepräsident für die Ressorts Spitzensport, Ausbildung und Training verantwortlich, erstmals Hintergründe über die Planspiele des weltgrößten Tennisverbands zu erfahren. Und diese Überlegungen sind teilweise durchaus überraschend. So plädiert der Verband beispielsweise für einen temporären Belagwechsel von Sand- auf Hartplatz, um den Spielern die Teilnahme in Hamburg schmackhafter zu machen.

Da nach Wimbledon die Hartplatzsaison in Nordamerika mit den Masters in Montreal und Cincinnati sowie den US Open in New York im Fokus steht, wechseln vorrangig Sandplatzspezialisten dazwischen noch einmal von Rasen auf Sand. „Ein Wechsel auf Hartplatz könnte das Teilnehmerfeld verbessern. Es wäre kein Problem, vier Nebenplätze und den Centre-Court temporär umzurüsten“, sagt Hordorff.

Grundsätzlich sei man sich im Verband, der seinen Hauptsitz im Bauch des 13.200 Zuschauer fassenden Stadions an der Hallerstraße hat, einig darüber, Hamburg als Standort bewahren zu wollen. Allerdings fordert Hordorff ein deutlich erhöhtes Engagement der Stadt, die bislang die für Topsportveranstaltungen üblichen 100.000 Euro jährlich zuschießt. „Das Turnier hat einen riesigen Werbewert. Wenn das in der Stadt nicht realisiert wird, könnte es dem Turnier so gehen wie einem Künstler, der erst wertgeschätzt wird, wenn er nicht mehr da ist“, sagt er.

Tatsächlich seien die meisten Bewerber bereit, das Turnier weiterhin in Hamburg durchzuführen. Stich habe als einheimischer Wimbledonsieger, der seit 2009 großen Anteil daran hat, dass das Turnier überhaupt überleben konnte, einen Bonus. „Aber wenn ein anderer deutlich mehr Geld bietet, dann würden wir uns sogar rechtlich angreifbar machen, wenn wir im Sinne des DTB nicht zugreifen würden“, sagt Hordorff. Stich habe deshalb nach einer zweiten Gesprächsrunde mit ihm und DTB-Präsident Ulrich Klaus sein Angebot noch einmal nachgebessert.

Mit dem neuen Vertragsabschluss möchte der DTB die Lizenzgebühren auf geschätzt 300.000 Euro verdoppeln, um im Rahmen der Neuordnung des Terminkalenders der Damentour WTA von 2019 an eine Lizenz für ein Damenturnier zu erwerben. Als Standort dafür würde Hordorff ebenfalls den Rothenbaum bevorzugen, allerdings nicht als kombiniertes Damen- und Herrenevent. „Davon halte ich nichts. Entweder könnte man es vor den French Open auf Sand spielen oder im Anschluss an das Herrenturnier auf Hartplatz.“ Die Möglichkeit, den 2008 von der ATP aberkannten Mastersstatus zurückzuerlangen und dann in Hamburg ein Hallenturnier im Herbst zu spielen, hält Hordorff dagegen „für einen Traum“.

Natürlich weiß auch Hordorff um die Probleme, die der vom Club an der Alster als Inhaber des Stadions und Besitzer des Erbbaurechts bis 2049 geplante Umbau der Anlage mit sich bringen könnte. Von einem Abriss des Stadions hält er deshalb gar nichts. „Es müsste modernisiert werden. Aber das Ziel muss sein, das Turnier so aufzuwerten, dass wir die 13.200 Plätze wieder füllen und uns nicht dauerhaft mit 7500 Zuschauern zufriedengeben.“

Wichtig ist dem DTB, dem neuen Partner Planungssicherheit zu geben. „Wir wollen einen Fünfjahresvertrag schließen, aber nach zwei Jahren schauen, ob wir um zwei Jahre verlängern, sodass man stets in Fünfjahresschritten planen kann. Nur so wird es gelingen, wieder einen Titelsponsor zu finden“, sagt Hordorff. Die Auswahl des neuen Lizenznehmers werde erst im Herbst bekannt gegeben. Die Entscheidung des siebenköpfigen Präsidiums muss vom Bundesausschuss genehmigt werden. Dieser tagt zwar während des Turniers, man werde aber noch Zeit brauchen, um weitere Gespräche zu führen. „Es ist eine Entscheidung mit Tragweite, die sehr gut begründet werden muss. Deshalb werden wir sie mit großer Sorgfalt treffen.“