Hamburg. Woodund Pollersbeck unterschreiben bis 2021. Hahn für Gregoritsch?

Am Sonntag saß Bobby Wood am Tisch und pokerte. Mit verdeckten Karten wurde gezockt. Wood lachte. Schließlich war es nur ein Spiel mit seinen Freunden. Das kurze Poker-Video aus seinem Urlaub postete der HSV-Stürmer auf seiner Instagram-Seite. Zuvor hatte er dort bereits ein Jubel-Foto veröffentlicht. „Endlich ist es offiziell“, schrieb Wood dazu. „Ich könnte nicht glücklicher sein.“

Am Sonnabend hatte der echte Poker um den 24-Jährigen ein Ende gefunden. Nach wochenlangen Verhandlungen verlängerte Wood seinen Vertrag beim HSV vorzeitig um ein Jahr bis 2021. Der ursprüngliche Kontrakt hatte zwar noch eine Laufzeit bis 2020. Aufgrund einer Ausstiegsklausel hätte der Nationalspieler den Club aber bereits in diesem Sommer für zwölf Millionen Euro verlassen können. Nun wurde nicht nur Woods Gehalt von 1,5 Millionen Euro, sondern auch die Höhe der Ausstiegsklausel nahezu verdoppelt.

Ebenfalls offiziell wurde nur einen Tag später der Wechsel von Julian Pollersbeck zum HSV. Der 22 Jahre junge Torhüter kommt wie erwartet vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern nach Hamburg. Pollersbeck bekommt einen Vertrag bis 2021 und kostet rund 3,5 Millionen Euro Ablöse. Am Dienstag trifft er mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft im EM-Halbfinale auf England. „Das ist eine neue Zeitrechnung“, sagte Pollersbeck über die K.o.-Spiele in Tschechien.

Nach dem Turnier beginnt für ihn eine neue Zeitrechnung in Hamburg. Pollersbeck geht als Herausforderer in das Rennen mit Christian Mathenia um die Nummer eins beim HSV. „Julian hat uns früh signalisiert, dass er zum HSV kommen möchte. Wir haben ihn schon länger beobachtet und uns von seinen Qualitäten überzeugt“, sagte Sportchef Jens Todt über seinen ersten Transfer des Sommers.

Mit Leverkusens Kyriakos Papadopoulos und Mönchengladbachs André Hahn könnten in dieser Woche die Neuzugänge Nummer zwei und drei folgen. Die Verhandlungen mit Bayer über eine feste Verpflichtung des 25-jährigen Griechen bis 2020 sind längst abgeschlossen. Papadopoulos hatte seinen Transfer bereits eigenmächtig im Internet verkündet. „Endlich bin ich da, wo ich sein will“, schrieb der Innenverteidiger auf Instagram und kam dem HSV mit dieser Nachricht zuvor. Papadoupoulos soll rund drei Millionen Euro pro Jahr verdienen und steigt gemeinsam mit Wood zu den Topverdienern im Team auf.

Es sind teure Deals für den HSV, der sich auferlegt hat, den Gehaltsetat der Mannschaft zu senken. Doch Sportchef Todt sieht insbesondere das Geschäft mit Wood als Investition in die Zukunft. Der Stürmer, der vor einem Jahr für 3,5 Millionen Euro von Union Berlin nach Hamburg kam, ist die wertvollste Aktie im Hause des HSV und könnte bei einem Weiterverkauf theoretisch zum teuersten Abgang der Clubgeschichte werden.

Doch zunächst einmal plant der HSV seine eigene Zukunft mit Wood. In der Achse der neuen Mannschaft soll der Angreifer eine zentrale Rolle einnehmen. Woods Torausbeute in der Liga war mit fünf Treffern in 28 Spielen zwar eher durchwachsen, doch diese Bilanz war für den HSV nicht entscheidend. „Für uns zählen nicht nur seine Tore, sondern auch seine enorme Lauf- und Einsatzbereitschaft. Bobby ist ein Schlüsselspieler für unsere Offensive und ein echter Teamplayer“, so Todt.

Nun ist der Poker um Wood beendet und der am Ende der Saison gehemmte Stürmer kann sich wieder in Gänze auf seine sportlichen Leistungen konzentrieren. Trainer Markus Gisdol behält nach seinem Lieblingsverteidiger Papadopoulos auch seinen Lieblingsstürmer. Vor seinem Urlaub hatte der Chefcoach die beiden Planstellen als wichtigste Personalentscheidungen für den Sommer bezeichnet.

Weitere Entscheidungen sollen jetzt fallen. Durch Woods Verlängerung dürfte auch in die Personalie Michael Gregoritsch Bewegung kommen. Der Österreicher gilt als Verkaufskandidat, da er hinter Wood auch in der kommenden Saison nur Mittelstürmer Nummer zwei wäre. Ein Wechsel könnte zeitnah erfolgen. Köln und Freiburg haben Interesse signalisiert.

Die möglichen Einnahmen von fünf bis sechs Millionen Euro will der HSV in Gladbachs André Hahn investieren. Der 26-Jährige ist zwar fast vier Jahre älter als Gregoritsch und hat langfristig ein deutlich geringeres Potenzial einer Wertsteigerung, doch Gisdol will mit seinem nächsten Wunschspieler kurzfristig nur eines: raus aus den Krisenzeiten.