Nürnberg. Im deutschen WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino geht es in Nürnberg nur um die Höhe des Sieges

Ein Barbecue mit Olympiasiegern am Froschteich, zwei einstündige Trainingseinheiten und ein bisschen Fußballtennis: Joachim Löw ließ es mit seinem Perspektivkader vor dem WM-Qualifikationsspiel am heutigen Sonnabend (20.45 Uhr/RTL live) in Nürnberg gegen den Fußballzwerg San Marino locker angehen. Mehr Feuer, hat der Bundestrainer vor dem letzten Testlauf für den Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) beobachtet, haben seine ohnehin hoch motivierten Zukunftsspieler gar nicht nötig.

„Ich habe bei allen das Gefühl, dass sie unheimlich brennen auf den Confed Cup und die Nationalmannschaft“, sagt Löw, „und das ist ein gutes Gefühl.“ Diese Vorfreude soll den souveränen Tabellenführer der WM-Qualifikationsgruppe C zum sechsten Sieg im sechsten Spiel sowie einem Torfestival führen – und die wohl nur rund 30.000 Fans im Max-Morlock-Stadion begeistern. Das halbleere Rund sei „Aufforderung an uns, mit gutem, attraktivem Fußball die Zuschauer wieder anzulocken“, sagt Nationalspieler Sebastian Rudy.

Alles andere als ein klarer Sieg gegen die Nummer 204 der Weltrangliste wäre nach dem 8:0 im Hinspiel eine Überraschung – trotz Löws neu zusammengestellter Mannschaft. „Bei allem Respekt für San Marino“, sagt er, „es geht einzig und allein darum, wie seriös wir die Sache angehen, nicht darum, wie San Marino spielt.“

Julian Draxler bleibt Mannschaftskapitän

Löw will die Begegnung neun Tage vor dem Auftakt bei der Mini-WM in Russland gegen Ozeanienmeister Australien (19. Juni) erneut mit Julian Draxler als Kapitän angehen. Der 23 Jahre alte Frankreich-Legionär (Paris Saint-Germain) hat einen ersten Belastungstest nach seiner Kapselreizung im linken Knie überstanden und soll das junge Team wie beim 1:1 im Testspiel in Kopenhagen gegen Dänemark anführen. Im Tor wird diesmal Marc-André ter Stegen (25) vom FC Barcelona stehen, Sandro Wagner gibt wieder die „9“.

Eingestimmt auf die kommenden Aufgaben, für den Turniersieg beim Confed Cup soll jeder der 22 Spieler 50.000 Euro erhalten, hatten sich Löw, sein Stab und die Spieler bereits am Donnerstag bei einem Grillfest bei Sponsor Adidas mit einigen Olympiasiegern von der Sporthilfe. Während im Hintergrund die Frösche quakten, ließ sich die Mannschaft Rinderfilets, Würstchen und Burger schmecken – und blickte voraus. Nach dem erwarteten Pflichtsieg gegen San Marino werde es ernst, weiß Löw: „Beim Confed Cup kommt etwas anderes auf uns zu, Mannschaften, die sehr, sehr abgezockt sind wie Südamerikameister Chile, und ein unglaublich hohes Niveau haben – in jeglicher Hinsicht.“

Chile mit Bayernstar Arturo Vidal und Alexis Sánchez (FC Arsenal London) ist in Russland zweiter Gruppengegner, zum Vorrundenabschluss wartet Afrikameister Kamerun. Löw hat sich inzwischen mit dem Turnier angefreundet, er sieht es nun als wichtigen Zwischenschritt auf der Mission Titelverteidigung 2018. „Wir brauchen eine Blutauffrischung“, sagt er über sein Weltmeisterteam: „Spanien war 2010 Weltmeister und ist 2014 mit der fast identischen Mannschaft in der Vorrunde ausgeschieden, obwohl sie immer noch klasse Spieler hatten.“ Das soll ihm nicht passieren, und deshalb scoutet er beim Confed Cup für die viel größere Aufgabe 2018.

13:0 ist der bisher höchste Sieg gegen San Marino

Der erste Schritt dabei sei gemacht, betont der künftige Bayernprofi Rudy (27). „Wir wachsen von Tag zu Tag besser zusammen, es wird viel gelacht, Spaß gemacht, es läuft bislang alles nach Plan“, sagt er, „man merkt im Training, dass die Automatismen immer mehr greifen und das Zusammenspiel immer besser funktioniert.“

Das will Löw am Sonnabend auch auf dem Platz erkennen. „Wichtig ist mir, unabhängig von der Höhe des Ergebnisses, dass ich manche Dinge, die wir erarbeitet haben und die ich einfordere, im Spiel sehe.“ Der Bundestrainer verzichtet aber bewusst auf Torvorgaben an seine Offensive, die erneut vom Hoffenheimer Teamsenior Wagner (29) angeführt wird. „Einen Rekord zu brechen, das ist sekundär“, antwortet der Bundestrainer angesprochen auf das höchste Resultat seiner Amtszeit, ein 13:0 vor elf Jahren in San Marino. Löw ist Spezialist für Torfeste gegen San Marino. Neben dem 13:0 im ersten Vergleich gab es noch ein 6:0 und 8:0 gegen die Kicker aus dem 30.000 Einwohner zählenden Land nahe Rimini in Italien. Bei allen drei Kantersiegen saß Löw auf der Bank. Für ein erneutes Wettschießen ließ er ein offensives 1-3-4-2-System üben, in dem Weltmeister Shkodran Mustafi (25) als einziger Innenverteidiger vor Torwart ter Stegen agieren wird.

Deutschland: ter Stegen – Kimmich, Rudy, Mustafi, Hector – Can, Goretzka – Brandt, Draxler, Younes – Wagner.